Tostedt/Rotenburg. Gleissperrung noch mehrere Tage? Hunderte Menschen harrten stundenlang an Bahnhof aus – ohne Zugang zu Getränken oder Toiletten.

Einen Tag nach der Zugkollision vor dem Lauenbrücker Bahnhof im Landkreis Rotenburg (Wümme) stehen beide Züge unverändert auf den Gleisen. Am Donnerstagmorgen standen der ICE und die Regionalbahn auf zwei der drei Gleise zwischen Hamburg und Bremen.

Das verbliebene Gleis wird derzeit vom Metronom und Güterzügen genutzt. Wegen des Bahnstreiks verkehren Fernzüge derzeit sowieso nicht. Doch auch in den kommenden Tagen wird der Engpass bestehen bleiben. An der Unfallstelle gilt „Fahren nach Sicht“. Am heutigen Donnerstag bis 9 Uhr morgens waren keine Bahnmitarbeiter vor Ort.

Infolge des Unfalls und des Streiks im Bahnverkehr sammelten sich in den Abendstunden immer mehr Passagiere am Tostedter Bahnhof. Zugreisende berichteten gegen 22:30 Uhr, dass sie seit zwei Stunden am Bahnhof ausharren würden.
Infolge des Unfalls und des Streiks im Bahnverkehr sammelten sich in den Abendstunden immer mehr Passagiere am Tostedter Bahnhof. Zugreisende berichteten gegen 22:30 Uhr, dass sie seit zwei Stunden am Bahnhof ausharren würden. © HA | Joto

Die genaue Unfallursache ist unklar. Beide Züge waren vor dem Unglück in Richtung Bremen unterwegs. Wieso die Regionalbahn, die vermutlich auf einer Überführung zu einer neuen Betriebsgesellschaft war, so knapp hinter der Weiche stoppte, ist unklar. Der ICE kollidierte beim Überfahren einer Weiche seitlich mit der Bahn. Die Bergungsarbeiten können sich noch mehrere Tage hinziehen.

Infolge des Unfalls und des Streiks im Bahnverkehr sammelten sich Mittwoch in den Abendstunden immer mehr Passagiere am Tostedter Bahnhof, der die nächste Station in Richtung Hamburg ist.

Zugreisende berichteten dem Abendblatt gegen 22.30 Uhr, dass sie seit zwei Stunden am Bahnhof ausharren würden. Es sei kein einziger Zug gefahren, außerdem sei der vom Metronom versprochene Hotelzug nicht eingetroffen. Durchsagen hätten ebenso gefehlt. Mehrere Hundert Menschen standen im Regen ohne Zugang zu Toiletten, Essen oder Getränke.

Die Bergungsarbeiten könnten sich tagelang hinziehen, hieß es am Donnerstagmorgen.
Die Bergungsarbeiten könnten sich tagelang hinziehen, hieß es am Donnerstagmorgen. © HA | Joto

Alle Taxen waren in Tostedt und Umgebung ausgebucht. Währenddessen brachte der Schienenersatzverkehr wegen des Unfalls in Lauenbrück immer mehr Passagiere zum Tostedter Bahnhof. In der Nacht konnte der Zugverkehr eingleisig wieder aufgenommen werden und die Passagiere konnten weiter reisen – soweit ihre Verbindungen nicht vom Streik betroffen waren.

ICE-Unfall bei Hamburg: Passagier gehen zu Fuß weiter

Ein von Hamburg nach Rotenburg (Wümme) fahrender ICE war am Mittwochnachmittag bei Lauenbrück mit einem an einer Weiche stehenden Regionalzug auf Werkstattfahrt kollidiert. Dabei wurden beide Züge seitlich schwer beschädigt. Verletzt wurde bei dem Zusammenstoß niemand.

Die etwa 550 Insassen des ICE mussten am Abend von der Feuerwehr aus dem Zug gebracht werden. Der Streckenabschnitt zwischen Tostedt und Scheeßel war komplett für den Zugverkehr gesperrt. Einige Passagiere machten sich daraufhin zu Fuß auf den Weg in die Dunkelheit.

Einige Passagiere machten sich nach dem Unfall zu Fuß auf den Weg in die Dunkelheit.
Einige Passagiere machten sich nach dem Unfall zu Fuß auf den Weg in die Dunkelheit. © HA | Joto

Am späten Abend konnten erste Züge auf einem weiteren Gleis an der Unfallstelle vorbei fahren. Wie es in den kommenden Tagen mit dem Zugverkehr weitergeht, war am Donnerstagmorgen noch unklar.

Die Bergungsarbeiten können sich noch mehrere Tage hinziehen. Die Gleise sind blockiert.
Die Bergungsarbeiten können sich noch mehrere Tage hinziehen. Die Gleise sind blockiert. © JOTO | Joto

Nach Abendblatt-Informationen hatte der ICE Richtung Bremen eine Weiche genommen, die ihn gegen die Regionalbahn führte, die sich zum Unfallzeitpunkt nicht bewegte.

Deutsche Bahn: Strecke zwischen Hamburg und Bremen wegen Zugkollision gesperrt

Die Regionalbahn wurde massiv am Lokführerstand beschädigt. Der ICE ist noch deutlich stärker beschädigt. An dem Schnellzug wurde die Seite aufgerissen, er ist nicht mehr fahrtüchtig.

Am kleinen Bahnhof Lauenbrück hinter Tostedt kollidierten die Züge. Sie stehen weiterhin auf der Strecke.
Am kleinen Bahnhof Lauenbrück hinter Tostedt kollidierten die Züge. Sie stehen weiterhin auf der Strecke. © HA | Joto

Mehr zur Deutschen Bahn:

Die Schuldfrage ist nach dem Unfall noch ungeklärt. Ermittlungen und Nachforschungen wurden aufgenommen. Auch wird geprüft, ob Passagiere gegebenenfalls Anspruch auf Kostenerstattungen haben.