Hamburg. Michael Werner-Boelz ist mit der ersten Halbzeit seiner Amtsperiode zufrieden. Doch an seinen Mitarbeitern stört den Grünen etwas.
Am 3. Februar 2020 trat Michael Werner-Boelz sein Amt als neuer Bezirksamtsleiter von Hamburg-Nord an. Gefragt nach dem Halbzeit-Fazit seiner sechsjährigen Amtszeit zieht der Grüne, der früher Fraktionsvorsitzender war, zufrieden Bilanz. „Alle großen Themen, die ich in meiner Antrittsrede erwähnt habe, wurden umgesetzt oder zumindest auf den Weg gebracht.“
Etwa der Umzug in ein neues Bezirksamt am Wiesendamm, dessen Bau 2024 beginnen wird. Diesbezüglich würden mit dem Oberbaudirektor nur noch „letzte Details“ besprochen, während man sich aber gleichzeitig schon sehr konkret mit der Innenausstattung des Gebäudes beschäftige, so Werner-Boelz.
Als weiteren Erfolg bewertet er die – wegen des Parkplatzwegfalls nicht unumstrittene – Fußverkehrsstrategie, die im vergangenen Jahr in Hoheluft-Ost mit der Umgestaltung der Heider Straße begonnen hat und demnächst in Husumer Straße und Abendrothsweg fortgesetzt wird. „Bis zur Sommerpause werden wir dort fertig sein, dann folgen weitere Maßnahmen wie die Querungshilfe am Falkenried und die Kreuzung Abendrothsweg/ Löwenstraße.“
Hamburg-Nord: Bei Digitalisierung ist noch „Luft nach oben“
Ein weiteres Anliegen sei ihm seinerzeit die Digitalisierung des Bezirksamts gewesen. „In der Hinsicht waren wir 2020 noch Entwicklungsland – was sich sechs Wochen nach meinem Amtsantritt mit Beginn der Coronapandemie gerächt hat“, so der gebürtige Bayer, der nach der Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten acht Jahre im Rathaus seiner Heimatstadt Illertissen gearbeitet hat und seit 1989 in Hamburg lebt.
Doch auch hier vermeldet er positive Entwicklungen: Die Ausstattung seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit mobilen Arbeitsgeräten sei innerhalb kurzer Zeit von 18 Prozent auf fast 100 Prozent gestiegen.
Das reiche aber noch nicht, betont Werner-Boelz. Hamburg-Nord sei in Sachen Digitalisierung federführend für die Bezirksämter und müsse eine Vorbildfunktion einnehmen. „Da ist noch Luft nach oben. Denn auch unsere Kunden sollen davon profitieren.“ Immerhin stehe die Einführung des Programms Oktagon bevor. Das ermögliche als eine Art digitale Bauakte, auf die alle Dienststellen Zugriff hätten, unter anderem, dass Bauanträge auch online eingereicht werden könnten.
Bezirk Hamburg-Nord stößt 1,8 Millionen Tonnen CO2 aus
Auch mit dem Erstellen eines Klimaschutzkonzepts für Bezirk und Bezirksamt ist der Grüne einem klassischen Ziel seiner Partei einen Schritt näher gekommen. Zumindest wurden schon mal die Fakten ermittelt: Demnach fielen im gesamten Bezirk im Berechnungsjahr 2019 rund 1,805 Millionen Tonnen CO2-Emissionen an. 44 Prozent davon wurden vom Verkehr verursacht, gefolgt von privaten Haushalten (29 Prozent) und Gewerbe (27 Prozent).
Im in den 50er-Jahren errichteten Bezirksamt (2.400 Tonnen CO2-Ausstoß) verursacht das Heizen mit 50 Prozent die höchsten CO2-Emissionen. Das Pendeln der Mitarbeitenden, die Dienstfahrten und der Fuhrpark schlagen insgesamt mit 30 Prozent zu Buche, die Beschaffung von IT-Geräten und Papier sowie das Drucken mit weiteren 14 Prozent. Durch Ökostrom wurde hier laut Gutachten 1002 Tonnen CO2 eingespart.
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Werner-Boelz: Mitarbeiter sollen 49-Euro-Ticket nutzen
Die Zahlen bestätigen den Bezirksamtsleiter in seinem Vorgehen. „Die Fußverkehrsstrategie, mit der wir ja auch die Bedingungen für Fahrradfahrer verbessern, ist wichtig für die Mobilitätswende und kann helfen, den verkehrsbasierten CO2-Ausstoß zu senken.“ Und wie will der überzeugte Fußgänger seine Kollegen motivieren, weniger oft Auto zu fahren?
Das Problem sei, dass viele von ihnen mit dem eigenen Pkw zur Arbeit führen und ihn auch für anfallende Dienstfahrten innerhalb des Bezirks benutzten, so Werner-Boelz. Als Mitarbeitende des Bezirksamts wären viele im Besitz von Ausnahmegenehmigungen und könnten, „quasi illegal“ die Plätze für das Bewohnerparken nutzen. Das will ihr Chef jetzt eindämmen. „Bislang gingen die Anträge direkt an den Landesbetrieb Verkehr, künftig landen sie auf meinem Schreibtisch.“
Auch sei das 49-Euro-Tickets, das der Arbeitgeber bezuschussen kann, eine Alternative, um zum Arbeitsplatz zu gelangen. Mit dem Umzug des Bezirksamt an den Wiesendamm könne ein Fuhrpark mit Elektro-Autos eingerichtet werden. Und auch das Problem des klimaschädlichen Heizens werde sich dann lösen.