Nach den zahlreichen Unfällen auf der Einkaufsmeile am S-Bahnhof Othmarschen gibt es drei Alternativen. Keine ist verlockend.
Seit Jahren macht sie durch spektakuläre „Einparkunfälle“ bundesweit Schlagzeilen – nun soll es an der Waitzstraße in Groß Flottbek weitreichende Veränderungen geben. Wie das Abendblatt erfuhr, inspizierte am 18. Januar auf Initiative von Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) eine aus Fachleuten bestehende Unfallkommission die Straße und analysierte die Gegebenheiten vor Ort unter Sicherheitsaspekten.
Waitzstraße: Kommt jetzt das Aus für Autos?
Mit dabei waren unter anderem Vertreter der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) und der Polizei. Auch der örtliche Bürgernahe Beamte und von Berg selbst nahmen teil. Das Ergebnis dürfte kaum überraschen: Die Kommission stufte die Straße, vereinfacht beschrieben, als „nicht sicher“ ein. Das gilt vor allem für die auf der Nordseite eingerichteten Schrägparkplätze, die bei den diversen Einparkunfällen der vergangenen Jahre fast immer eine unrühmliche Rolle gespielt hatten.
Waitzstraße: Abstände zwischen Pollern zu groß
Bei der Experten-Begehung ging es unter anderem um die Frage, wie groß das Sicherheitsrisiko für vorbeigehende Passanten, Menschen in den angrenzenden Läden und Nutzerinnen und Nutzer der Außengastronomien ist.
Das Ergebnis: Ein solches Risiko besteht. Wie die Überprüfung ergab, so ein Insider, seien die Abstände zwischen den Schutzmaßnahmen (Poller, Parkbügel) stellenweise zu groß, auch seien sie nur gerade eben stabil genug, um der „Anfahrt“ mit einem hochtourigen fahrenden Auto standzuhalten.
Außerdem gebe es im bestehenden Sicherungssystem Lücken, zum Beispiel auf der Höhe von Zufahrten zu Garagen sowie zwischen offiziell ausgewiesenen Parkplätzen und den Pflanzkübeln daneben.
Wird Waitzstraße erneut aufgerüstet?
Nach Einschätzung der Kommission gibt es zur endgültigen Absicherung der Straße nur drei Alternativen. Erstens: Die Waitzstraße wird weiter aufgerüstet. Dann würden die bestehenden Sicherungssysteme einmal mehr verstärkt, nötigenfalls auch „mauerartig“.
Auch die Südseite der Straße, an der es ausschließlich Längsparkplätze gibt, würde dann abgesichert werden. Intern soll die Rede von rund 200 zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen (zum Beispiel Poller) auf beiden Seiten der Straße sein.
Zweitens: Die Schrägparkplätze vor den Geschäften auf der Nordseite werden abgeschafft und durch Längsparkplätze ersetzt. Gleichwohl müsste auch die Südseite stärker als bisher gesichert werden.
Waitzstraße nur für Taxis geöffnet?
Die dritte Variante ist die spektakulärste: Die Waitze“ wird zu einer sogenannten Kommunaltrasse umgestaltet. Das bedeutet: Sie wird für den klassischen Durchgangsverkehr dicht gemacht und nur für öffentliche Verkehrsmittel und Taxis offen gehalten.
Inwieweit Ausnahmegenehmigungen, zum Beispiel für Anlieferungen oder die Nutzerinnen und Nutzer von Privatparkplätzen, erteilt werden, müsste sich im Einzelfall zeigen.
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Und so geht es jetzt weiter: Die Kommission wird die Ergebnisse zusammenfassen und dem bezirklichen Verkehrsausschuss zuleiten. Der Ausschuss wird dann in einer seiner nächsten Sitzungen entscheiden, wie es vor Ort weitergehen soll.
Umbau der Waitzstraße kostete drei Millionen
Für die Umbaumaßnahmen entlang der Waitzstraße sind in den vergangenen Jahren nach internen Schätzungen rund drei Millionen Euro verbaut worden. Anfang 2018 war die offizielle Eröffnung, nachdem die Straße – analog zur Schaffung eines Business Improvement Districts (BID) – monatelang umgestaltet worden war.
Die Grundeigentümer vor Ort hatten sich damals mit 650.000 Euro an den Kosten beteiligt. Parkbügel, Bänke und Pflanzkübel waren dabei nicht nur optische Verschönerungsmaßnahmen, sondern sie sollten gleichzeitig Fußweg und Ladengeschäfte vor außer Kontrolle geratenen Autos schützen.
Doch die Unfallserie ging weiter, sodass die „Waitze“ bis zum November 2020 unter anderem mithilfe von 63 Pollern (für rund 135.000 Euro) beziehungsweise Betonklötzen noch einmal nachgerüstet werden musste. Ob den Altonaer Politikerinnen und Politikern ein erneuter Umbau zu vermitteln ist, muss sich zeigen.
Zahlreiche Poller sind beschädigt
Nach Abendblatt-Informationen hatte sich bei der Begehung auch gezeigt, dass zahlreiche Poller, Parkbügel und auch einige „Stadtmöbel“ durch diverse sogenannte „Anfahrunfälle“ der vergangenen Monate stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Einige sind verbogen, andere weisen diverse Schrammen und Spuren von Autolack auf.
Das bedeutet: Die Zahl der leichteren Unfälle entlang der Straße ist offenbar deutlich höher als der Öffentlichkeit bekannt.
Insgesamt wird die bisherige „Verpollerung“ aber nicht als Flop gesehen, zumal die Absicherung der Schrägparkplätze zuletzt funktioniert hatte. Die jüngsten Crashs unterschieden sich von den „klassischen“ Einparkunfällen: Beim vorletzten hatte eine Frau ihr Auto unerlaubt zwischen einem offiziellen Parkplatz und einem Betonkübel geparkt,beim letzten war der Fahrer von einem Längsparkplatz auf der Südseite der Straße gestartet und dann mit hoher Geschwindigkeit auf die Nordseite geraten. Unmittelbar vor dem dortigen Café Newport befinden sich keine Schrägparkplätze.
Waitzstraße: Bezirkschefin will Shuttledienst
Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg bestätigte auf Nachfrage lediglich, dass es die Begehung vor Ort gegeben habe. Von Berg selbst setzt sich in Gesprächen mit Vertretern der BVM schon länger für ein „inklusives“ Mobilitätskonzept vor Ort ein. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass ältere und/oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen mit einem Shuttleservice zur „Waitze“ und zurück gebracht werden.
Zudem kündigte von Berg an, dass sie demnächst wieder das Gespräch mit den Gewerbetreibenden vor Ort suchen werde. Gleichzeitig machte die Bezirksamtsleiterin deutlich: „Für mich steht die absolute Sicherheit der Menschen vor Ort an erster Stelle. Das zählt mehr als Partikularinteressen.“
Die Bilder einiger Waitzstraßen-Unfälle:
Unfallschwerpunkt Waitzstraße: Die Bilder einzelner Vorfälle