Hamburg. Politik fordert eine weitere Nachrüstung mit Pollern, das Bezirksamt hält sich bedeckt. Schrägparkplätze könnten langfristig wegfallen.
Nach einem erneuten Einparkunfall an der Waitzstraße in Groß Flottbek herrscht im Bezirk Altona allgemeine Ratlosigkeit.
Wie berichtet, war eine 73-Jährige am vergangenen Dienstag mit ihrem Stadt-Geländewagen in das Schaufenster einer Bankfiliale gerast. Erst im vergangenen November war die „Waitze“, wie berichtet, mit 60 Vollstahlpollern nachgerüstet worden. Diese Bauarbeiten, die rund 150.000 Euro gekostet hatten, sollten solche „Schaufensterunfälle“, von denen es vor Ort bereits mehr als 20 gegeben hat, eigentlich für die Zukunft verhindern. Wie soll es nun weitergehen?
Hamburgs Politiker setzen sich für Nachrüstung ein
Politiker mehrere Fraktionen setzen sich nun für eine erneute Nachrüstung ein. „Ich plädiere für einen Lückenschluss bei den Pollern“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Holger Sülberg, dem Abendblatt. Das will auch der CDU-Verkehrsexperte Tim Schmuckall. „Man hat an 15 bis 20 Pollern und damit am falschen Ende gespart“, sagt Schmuckall, die sollten jetzt noch eingebaut werden.“
Gerüchte, wonach einige Politiker bereits eine komplette Schließung der Waitzstraße für Kurzbesucher planen, bestätigten sich (noch) nicht. Holger Sülberg machte aber auch klar: „Wenn es eine Nachrüstung gibt und danach immer noch nicht Schluss ist mit den Unfällen, war’s das mit dem Schrägparken an der Waitzstraße. Dann müssen dort aus meiner Sicht wieder Längsparkplätze eingerichtet werden.“
Bezirksamt Altona prüft Maßnahmen
Dass es an der beliebten Einkaufsstraße tatsächlich bald eine erneute Nachrüstung mit Pollern geben könnte, halten Insider angesichts leerer Kassen und der bereits investierten hohen Summen für eher unwahrscheinlich. Das Bezirksamt Altona prüft laut Sprecher Mike Schlink in internen Gesprächen zurzeit, welche Maßnahmen überhaupt umgesetzt werden könnten. Schlink machte aber auch klar: „Weitergehende Maßnahmen wie das Ausweisen einer Fußgängerzone liegt im Ermessen und der Entscheidung der Bezirkspolitik.“
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Laut CDU-Fraktionschef Sven Hielscher würde die komplette Verkehrsberuhigung die Waitzstraße „killen“. Angesichts des starken Konkurrenzdrucks durch Onlineanbieter sei eine solche Maßnahme nicht vertretbar. Hielscher sieht 250 bis 270 Arbeitsplätze an der Waitzstraße bedroht und hat seinen Standpunkt bereits bei einem Telefonat mit Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) deutlich gemacht. Genauso sehen es die Vertreter der Interessengemeinschaft (IG) Waitzstraße.
Unfall wiederlegt Erfolg der Poller nicht
Andreas Frank von der IG sprach im Namen der örtlichen Geschäftsleute von einer „fatalen Vorstellung“. Auch sei dann zu erwarten, dass alle Nachbarstraßen unter massivem Parkplatz-Suchverkehr zu leiden hätten. Frank verwies zudem darauf, dass die Waitzstraße auch eine Wohnstraße sei, die für Autos erreichbar sein müsse.
Besonders verärgert sind alle Beteiligten, weil der jüngste Unfall trotz allem gar nicht beweist, dass die Poller nicht letztlich doch ein Erfolg sind. Denn: Der Wagen der Unfallverursacherin war völlig verkehrswidrig geparkt worden. Fotos vom Unfallort zeigen: Die Frau hatte das Auto offenbar zur Hälfte in einer Parkbucht und zur Hälfte auf einem daneben verlaufenden Fußgängerdurchgang abgestellt.
Unfall in Hamburg geschah aufgrund Fehlverhaltens
Auf diese Weise konnte es gar nicht durch einen der vor den offiziellen Parkplätzen installierten Poller gestoppt werden. Stattdessen war das Auto zunächst gegen einen im Boden verankerten Mülleimer gerast und hatte diesen umgerissen. Bei einem ähnlichen Unfall vor wenigen Wochen hatte ein Poller dem damaligen Aufprall noch erfolgreich standgehalten.
Die SPD-Verkehrsexpertin Ute Naujokat bringt es so auf den Punkt: „Wir sollten den Ball jetzt erst mal flach halten und genau gucken, wo überhaupt noch Nachbesserungen möglich und nötig sind.“ Ein Abbau der Schrägparkplätze sei erst zu erwägen, „wenn gar nichts anderes mehr geht“. Die Geschäftsleute vor Ort seien „schon genug gebeutelt“, und die vielen Arztpraxen entlang der Straße müssten auch weiterhin gut erreichbar sein. Naujokat zum Abendblatt: „Zuallererst haben wir es hier mit einem individuellen Fehlverhalten zu tun, weil die Frau ja falsch geparkt hatte.“