Mund-Nasen-Schutz oder FFP-2-Masken sind vom heutigen Mittwoch an passé in Bus und Bahn des HVV. Was Mediziner raten.
- Die Maskenpflicht in Bus und Bahn des HVV ist am Mittwoch ausgelaufen
- Auch die Isolationspflicht für Corona-Infizierte endet
- So schätzen UKE-Experten und andere Ärzte die Lage ein
- Was im Fall einer Corona-Erkrankung zu tun ist
Hamburg. Mit einem Inzidenzwert von 39,7 hat Hamburg (Stand 31. Januar) aktuell gleich hinter Thüringen (29,7) den niedrigsten Inzidenzwert von allen Bundesländern. Dies und die Tatsache, dass 67 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Auffrischungsimpfung erhalten haben, führen dazu, dass die Stadt die nun mehr 80. Eindämmungsverordnung zum 1. Februar hat auslaufen lassen – das bedeutet, dass unter anderem die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen des HVV entfällt.
Senatssprecher Marcel Schweitzer sprach von einer „historischen Nacht“ zu Mittwoch. Auch die Hospitalisierungsrate, also die Zahl der zur Behandlung aufgenommenen Patienten mit Covid-19 je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage, liegt mit 1,35 aktuell niedrig. Insgesamt sind aber in Hamburg 3515 Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.
Neben der Maskenpflicht ist in Hamburg am Mittwoch auch die Isolationspflicht weggefallen, laut der sich Menschen bislang im Falle einer Corona-Infektion für fünf Tage selbst isolieren mussten. In Arztpraxen müssen Patienten nach dem Infektionsschutzgesetz des Bundes aber weiterhin Maske tragen. Gleiches gilt für Besucher in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen, die zusätzlich auch noch einen negativen Corona-Test brauchen.
HVV: Maskenpflicht endet in Hamburg – auch bei Moia
In Niedersachsen und Bremen fallen am Donnerstag die Masken mit dem Auslaufen der Verhüllungspflicht in den Fernzügen, also ICE und Intercity. Schleswig-Holstein wandelte die Maskenpflicht schon am 1. Januar zu einer Empfehlung um. Für Fernzüge und Fernbusse hatte es ursprünglich geheißen, dass die Masken bis zum 7. April bleiben sollten.
Und nicht nur in Bussen und Bahnen ist am Mittwoch die Maskenpflicht gefallen – auch die Kunden vom Fahrservice Moia brauchen ab dem Betriebsstart nun keine Maske mehr tragen. Das bestätigte eine Sprecherin auf Abendblatt-Anfrage.
Maskenpflicht endet: Das sagt ein UKE-Experte
Der UKE-Experte Prof. Johannes Knobloch (Virologe und Infektionsepidemiologe) sagte dem Abendblatt, er begrüße das maskenlose Reisen. „Das dauerhafte Tragen einer FFP-2-Maske ist nicht sinnvoll, weil sie bei bequemem Anliegen nicht richtig schützt. Dennoch bin ich ein Befürworter eines Mund-Nasen-Schutzes (medizinische Maske) in Monaten hoher Zahlen an Atemwegsinfekten.“
Knobloch sagte, die Maske könne im Nahverkehr ein Zeichen von Respekt und Höflichkeit sein. Es komme momentan nur noch selten zu schweren Corona-Infektionen in Deutschland. „Ich erwarte nicht, dass sich das mit dem Ende der FFP-2-Maskenpflicht im Nahverkehr ändert.“
Maskenpflicht in Bus und Bahn vorbei: Gemischte Reaktionen
Die Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes, Dr. Jana Husemann, sagte dem Abendblatt: „Die Maskenpflicht im ÖPNV aufzuheben, das ist vor allem eine politische Entscheidung. Hamburg ist ja quasi umzingelt von Bundesländern, die sie abschaffen oder bereits abgeschafft haben. Man hätte sie durchaus noch ein, zwei Monate aufrechterhalten können, aber ich kann die Entscheidung nachvollziehen.“
Nach ihrer Einschätzung sei die Grippewelle vermutlich ebenso vorbei wie die Welle an ernsten Atemwegserkrankungen. Das Robert-Koch-Institut erklärte die Grippesaison 2023 bereits für beendet. „Nach Definition der Arbeitsgemeinschaft Influenza endete die Grippewelle in Deutschland mit der 1. KW 2023“, heißt es in dem aktuellen Report. Unter den Proben von erkrankten Patienten, die die ausgewählten Praxen an das RKI schickten, zeigen nur drei Prozent das Coronavirus (Sars-CoV-2). Der Löwenanteil waren RS-Viren, humane saisonale Coronaviren und Rhinoviren.
Corona: UKE-Experte für Abwasseruntersuchung an Flughafen-Drehkreuzen
Husemann sah in ihrer Praxis auch Patientinnen und Patienten mit Infektionen durch bakterielle Streptokokken. Und es gebe nach wie vor vereinzelte Corona-Fälle. Die Allgemeinmedizinerin sagte außerdem: „In der Gesellschaft ist es aber inzwischen akzeptiert, dass man nach wie vor einen Mund-Nasen-Schutz in Bussen und Bahnen trägt.“
UKE-Experte Knobloch glaubt: „Das Coronavirus (Sars-CoV-2) wird sich einsortieren in die Erkrankungen der Atemwege, die im Ausnahmefall schwere Erkrankungen auslösen können. Aber auch die Influenza kann theoretisch ebenso junge Menschen schwer treffen.“ Dennoch müsse man das Infektionsgeschehen weiter verfolgen, eine Abwasseruntersuchung könne dabei helfen. „Ich plädiere für ein Ganzjahresmonitoring – am besten an Flughafendrehkreuzen. Dann kann man bereits früh erkennen, welche Viren da auf uns zukommen.“
- Streit mit Lauterbach: Hamburger Notfallpraxen droht das Aus
- Moia fährt jetzt auch zum Kinderkrankenhaus
- Neuer Chef im UKE: „Wir sind immer noch im Krisenmodus“
- „Akute Notlage“: Mediziner fordern aus Protest Viertagewoche
Bei Atemwegserkrankung nicht zur Kita oder zur Arbeit!
Husemann sagte, eine Lehre aus der gerade abflauenden Erkrankungswelle müsse sein, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu verbessern. „Bei leichteren Symptomen muss man nicht unbedingt eine Arztpraxis aufsuchen.“ Krankschreibungen sollten weiterhin telefonisch möglich sein. „Und wer eine Atemwegserkrankung hat, sollte nicht in die Kita oder ins Büro gehen, sondern sich auskurieren. Das haben auch Arbeitgeber inzwischen verstanden.“
Die aufgrund der RSV- und Grippewelle 2022/2023 extra eingerichtete Hamburger Infektpraxis für Kinder wird nach gut vier Wochen zum Ende Januar wieder geschlossen. Die Inanspruchnahme der Einrichtung an der Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung an der Stresemannstraße war „sehr überschaubar“, wie es bei der KV hieß.