Hamburg. Auch die Mönckebergstraße erinnert künftig an eine Frau. Welche Hamburger Straßen jetzt neue Namen tragen.

Der Emily-Ruete-Platz auf der Uhlenhorst heißt jetzt Teressa-Platz. Das hat die für die Umsetzung der Umbenennung zuständige Hamburger Kulturbehörde am Dienstag mitgeteilt. Es ist das Ende einer jahrelang anhaltenden Rassismus-Debatte um die Tochter des Sultans von Sansibar, die 1867 den Hamburger Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete heiratete.

Der Platz zwischen der Leo-Leistikow-Allee und der Uferstraße war erst 2019 nach Emily Ruete benannt worden. Doch nachdem 2021 darauf hingewiesen wurde, dass sich Ruete in ihren Memoiren abwertend über versklavte Menschen geäußert hatte („N****sklaven“ und „Eunuchen“), beschloss der Bezirk, die Benennung rückgängig zu machen.

Im August 2022 wurde daher die Umbenennung im Bezirk beschlossen. Zwischenzeitlich hatte der Platz sogar gar keinen Namen. Eine erläuternde Gedenktafel für Emily Ruete soll am Wohnort Ruetes an der Straße Schöne Aussicht aufgestellt werden.

Emily-Ruete-Platz heißt jetzt Teressa-Platz

Einen völlig anderen Hintergrund hat Teressa Scira, nach der der Platz nun umbenannt wurde. Das Kind einer polnischen Zwangsarbeiterin verstarb gerade mal zwei Tage nach ihrer Geburt im Dezember 1943 in der Frauenklinik Finkenau, wo mehr als 500 Kinder von Zwangsarbeiterinnen zur Welt kamen. „Stellvertretend für alle in der Klinik Finkenau geborenen Kinder damaliger Zwangsarbeiterinnen soll der Platz künftig den Namen Teressa-Platz tragen“, teilte Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde mit.

„Straßennamen sind immer identitätsstiftend für den Stadtteil. Daher liegt den Benennungen und auch Umbenennungen eine intensive Diskussion in den Bezirken zugrunde, wie jetzt zum Beispiel auf der Uhlenhorst bei der Umbenennung des Emily-Ruete-Platzes in Teressa-Platz“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD).

Mönckebergstraße erinnert an eine Frau

Außerdem beschloss die Senatskommission, dass die Mönckebergstraße von nun an auch den Namen von Vilma Mönckeberg-Kollmar, der Schwiegertochter von Johann Georg Mönckeberg, trägt. Der Straßenname ändert sich dabei nicht.

Ähnliches gilt für die Stengelestraße in Horn und die Tischbeinstraße in Barmbek, die künftig neben den ursprünglich namensgebenden Männern zusätzlich an bedeutende Frauen der Familien erinnern. Zum einen geht es um Ida Stengele, die Ehefrau des sozialdemokratischen Mitglieds der Hamburgischen Bürgerschaft Gustav Stengele. Zum anderen geht es um die Zeichnerinnen Wilhelmine Caroline Amalie und Caroline Tischbein.

„Hamburg ehrt mit den neuen Straßenbenennungen bedeutende Persönlichkeiten, die sich durch ihr Leben und Wirken verdient gemacht haben“, sagte Brosda.

Straßen in Hamburg umbenannt

Des Weiteren wurde die rund 160 Meter lange Grünfläche an der Eppendorfer Landstraße zwischen der Schottmüllerstraße und dem Marie-Jonas-Platz nach dem Hamburger Schriftsteller Wolfgang Borchert umbenannt. Er gilt als einer der bekanntesten Autoren der sogenannten „Trümmerliteratur“.

Mit Walter Gutmann wird in Hamm ein Hamburger Widerstandskämpfer geehrt. Ein rund 115 Meter langer Fußweg, der die Diagonalstraße und Wackerhagen verbindet, trägt nun seinen Namen. Gutmann wurde 1893 als viertes Kind einer jüdischen Familie geboren. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges kehrte er nach Deutschland zurück und meldete sich freiwillig für den Kriegsdienst.