Hamburg. In seltener Einigkeit stimmen Grüne, CDU, SPD und Linke dafür, dem Platz im Finkenauquartier erneut einen neuen Namen zu geben.
Nach zwei Jahren teils erbitterten Ringens um den Namen eines kleinen Platzes in einem Neubaugebiet auf der Uhlenhorst scheint die Kontroverse ein Ende zu finden. Wie Grüne und SPD im Bezirk Hamburg-Nord am Mittwoch gemeinsam mitteilen, hat der Regionalausschuss seine Entscheidung aus dem Herbst 2020 bekräftigt, dass der Platz im Finkenauquartier nicht mehr Emily-Ruete-Platz, sondern Teressaplatz heißen soll. Die Entscheidung ist noch nicht bindend: In Hamburg trifft der Senat die Entscheidung über Straßennamen.
Der Name Emily-Ruete-Platz hatte zwar der Bestrebung entsprochen, Frauen bei der Benennung von neuen Straßen und Plätzen stärker zu berücksichtigen. Ruete war die Tochter des Sultans von Sansibar, hatte 1867 den Hamburger Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete geheiratet und lange auf der Uhlenhorst gewohnt.
Tafel statt Straßenname: So will der Bezirk an Emily Ruete erinnern
Zudem hat sie mit "Memoiren einer arabischen Prinzessin" 1886 die mutmaßlich erste Autobiografie einer arabischstämmigen Frau veröffentlicht. Wegen exakt dieses Textes kam es nun zum Streit um den Namen des Platzes: Zwar zeigt sich Ruete dort als Verfechterin eines speziell für die Zeit modernen Frauenbildes, das den Klischeebildern der rechtelosen muslimischen Frau widerspricht. Gleichzeitig schreibt sie jedoch auch ganz selbstverständlich von "arbeitsscheuen N****sklaven".
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Wegen ihrer rassistischen Ansichten soll der Platz nicht mehr ihren Namen tragen: "Eine kritische Auseinandersetzung mit der vielschichtigen Person Emily Ruete, die sich Verdienste erworben hat, aber auch ein rassistisches Menschenbild transportierte, halten wir für notwendig. Wir befürworten daher eine Erläuterungstafel, die idealerweise in der Nähe ihres ehemaligen Wohnorts an der Schönen Aussicht aufgestellt werden könnte", erklärt Simone Dornia (Grüne). Auch Rüdiger Wendt von der SPD befürwortet eine Erinnerungstafel, anhand derer man "sich selbst ein Bild über sie und Ihre Lebensgeschichte machen" könne.
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Stattdessen habe man sich nun einstimmig für den Namen Teressaplatz entschieden. Dieser sei ein Vorschlag der Anwohnenden gewesen, heißt es in der Mitteilung von SPD und Grünen: "Teressa Scira steht stellvertretend für hunderte weitere Kinder von Zwangsarbeiterinnen, die in der Geburtsklinik Finkenau während des Dritten Reichs zu Tode gekommen sind, die zu dieser Zeit dort ansässig war."
Auch ein zwischenzeitlich vorgelegtes Gutachten zur Person Emily Ruete stimmte die Bezirkspolitiker nicht um, "da es in Teilen an der Kernfrage vorbeigeht: Sollte Emily Ruete mit einer Straßenbenennung geehrt werden? Wir sind weiterhin überzeugt, dass dies nicht das richtige Mittel der Ehrung Ruetes ist und halten an der Umbenennung des Platzes in Teressaplatz fest", erklärt Dornia.
Das Staatsarchiv muss nun eine Beschlussvorlage für den Senat vorbereiten, der die eigentliche Entscheidung über den Namen des Platzes trifft. Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, hatte bereits im Juni angekündigt, dass man der Entscheidung auf Bezirksebene nicht vorgreifen wolle.