Hamburg. In Hamburg mit drei Kindern eine Wohnung zu finden, ist Glückssache. Wie frech ein Vermieter seine Zusage wieder kassierte.

Glück muss man haben. Dieser Spruch gilt in vielen Lebenslagen, auf dem Hamburger Markt für Wohnungen ist er Gesetz. Eine Suche wird hier in der Regel von der Gunst des Schicksals entschieden – es sei denn, man hat genug 1-Cent-Stücke auf der hohen Kante, um sich sein Glück kaufen zu können. Alle anderen müssen mieten, heißt: Zuerst hatten sie kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu. Denn in vielen Städten sinken gerade die Mieten – natürlich nicht hier.

Schwein gehabt, wer glücklich wohnt und nicht umziehen muss? Auch das nicht. Laut Mieterverein zahlen Tausende Hamburger jeden Monat zu viel, weil ihr Vermieter die Mietpreisbremse ignoriert. Man sollte annehmen, dass solche Verstöße zumindest streng kontrolliert und hohe Bußgelder verhängt werden. Aber nein, zu hohe Mieten zu nehmen bleibt ein Kavaliersdelikt. Und die Mieter haben auf dem angespannten Markt zu viel Angst, ihr Recht durchzusetzen. Was für ein Glück für die betreffenden Wohnungseigentümer.

Mieten in Hamburg – nur ohne Obergrenze

Wie relativ das eigene Glück ist, zeigt die Geschichte einer Freundin. Einen „unfassbaren Dusel“ habe sie mit ihrer Wohnung gehabt – denn obwohl sie auf sämtlichen Immobilienportalen Suchaufträge eingerichtet hatte, wäre ihr dieses Objekt durch die Lappen gegangen. Wäre da nicht ihr Bruder gewesen, der die drei Zimmer beim zufälligen Durchgucken der Inserate entdeckt und an sie weitergeleitet hat.

Warum er die Wohnung angezeigt bekommen hatte, sie aber nicht? Weil er bei den Suchkriterien eine deutlich höhere Miete als Obergrenze angegeben hatte als meine Freundin. Die war die endlose Suche aber so leid, dass sie diese Wohnung genommen hat – und zahlt jetzt viel mehr als sie sich eigentlich leisten könnte. Sie werde Unternehmungen und Urlaube streichen müssen, sagt sie. Dafür hat sie dann mehr Zeit in ihrer neuen Wohnung. Trautes Heim, Glück allein.

Mehr als Pech hatte eine Familie, die ich über die Kita kenne: Ewig haben sie nach einer größeren Wohnung gesucht, und wurden immer wieder bitter enttäuscht. Dabei hatten sie keine besonderen Ansprüche, wollten nur in der Gegend bleiben – nicht im In-Viertel, sondern am Rand.

Doch die Familie hat ein Manko: Sie haben nicht nur Kinder, sondern drei. Ganz ehrlich, das kann man doch keiner Hausgemeinschaft zumuten. Und einem Vermieter natürlich auch nicht, da muss man ja direkt die Grundsanierung planen. „Das hätten sie sich vorher überlegen sollen“, hat ein Makler auf einer Besichtigung ernsthaft zu ihnen gesagt. Mit drei Kindern unter sechs Jahren hätten sie bei den meisten Vermietern keine Chance.

Vermieter kommen mit fadenscheinigen Ausreden

Die Wohnungseigentümer selbst waren weniger direkt, mogelten sich aber anders raus. In einem Fall hatte die Familie schon eine mündliche Zusage und kam zu einem zweiten Termin in die Wohnung, um noch ein paar Details zu besprechen und schon mal ein paar Ecken auszumessen. Leider hatten sie den Fehler gemacht, dieses Mal alle Kinder und nicht nur, wie bei der ersten Besichtigung, den Säugling mitzubringen.

In seiner Wohnung war ihm der quirlige Nachwuchs – natürlich aufgedreht ob der Aussicht, endlich ein eigenes Kinderzimmer zu haben – plötzlich nicht mehr so recht wie bislang nur auf dem Papier. Die Eltern registrierten die nervösen Blicke und Nachfragen, ab wann die Kinder denn am Wochenende wach und ob sie immer so bewegungsfreudig seien.

Einen Tag später kam die Absage des Vermieters, mit der Begrünung, er würde die Wohnung einem Freund geben, der sich plötzlich gemeldet habe.

Mietwohnung mit vier Zimmern für fünf Personen – trotzdem „wunschlos glücklich“

Und so lebte die fünfköpfige Familie weiter in ihrer knapp 58 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung und wusste nicht weiter. Bis im Dezember plötzlich eine Anzeige für eine Immobilie nur ein paar Straßen weiter auftauchte, sie den ersten Besichtigungstermin bekamen und am nächsten Tag eine Zusage – die auch eingehalten wurde. Drei Wochen später war Umzug. „Keiner hätte mehr damit gerechnet“, sagt die Mutter.

Die Wohnung hat auch nur vier Zimmer und die Miete liegt „an der Schmerzgrenze“. Trotzdem ist die Familie jetzt „wunschlos glücklich“.

Dieser Immobilienmarkt kann einen doch nur unglücklich machen.