Hamburg. 2023 werden viele Hamburger beim Thema Wohnen nicht alles haben können – auch nicht im Keller der Schwiegermutter.

Und Weihnachten in Ihrem Hause so? Bei einer Freundin war die Stimmung ja bereits im Eimer, als sie zur Tür ihrer Schwiegermutter reinkam. „Wollt ihr etwa hier einziehen?“, fragte diese mit doch recht schnippischem Unterton beim Anblick der zwei Umzugskartons, die meine Freundin und ihr Mann neben ihren Kindern und zahlreichen Tüten und Taschen in den Hausflur schoben.

Es sei doch besprochen gewesen, dass sie zeitweise ein paar Dinge bei ihnen im Keller einlagern dürften, entgegnete meine Freundin ihrer Schwiegermutter, ob sie das vergesse habe? Natürlich nicht, muffelte die. Sie würde schließlich jedes Mal, wenn sie den Keller betrete, daran erinnert werden – wenn sie sich den Fuß an den bereits eingelagerten Koffern stoßen würde.

Schwierig: Das Verhältnis zwischen Schwiegermüttern und -töchtern

Nun kann das Verhältnis zwischen Schwiegermüttern und -töchtern schon von Haus aus schwierig sein, und leider ist es nicht nur ein Klischee, dass es dabei immer noch oft darum geht, wie die Frau des Sohnemanns angeblich den Haushalt zu führen hat. Meine Freundin, das kann ich bezeugen, hat – gemeinsam mit ihrem Mann – Haus und Kinder bestens im Griff, aber leider das Pech, dass ihr Eigenheim mittlerweile ein Zimmer zu wenig und, wie für viele Neubauten typisch, auch keinen Keller hat. Dass sie, obwohl sie so clever waren und schon vor mehreren Jahren gekauft haben, jetzt nicht wieder verkaufen und etwas Größeres suchen können, ist nun wirklich nicht ihre Schuld.

Der Hamburger Immobilienmarkt birgt leider weiterhin enormes Streitpotenzial und kann Familien mehr entzweien als ein verkorkstes Weihnachtsfest mit der lieben Verwandtschaft. Das bekommt auch eine andere Freundin zu spüren, deren Traum es schon immer war, in einem Haus mit Garten zu leben – und die sich diesen jetzt erfüllt hat.

Der Mutter des Freundes ist das dörfliche Dominzil ein Dorn im Auge

Aber natürlich nicht in Hamburg, die Preise sind weiterhin zu hoch, um sie bei den aktuellen Konditionen zu finanzieren, sondern im Landkreis Harburg. Das Eigenheim wird nun gerade umgebaut, und meine Freundin ist ganz euphorisch, ihr Freund mittlerweile, nach anfänglichem Zögern, auch – nur dessen Mutter ist das dörfliche Domizil ein Dorn im Auge. Oder besser, sie empfindet es als Klotz am Bein ihres Sohnes, der den Kredit zur Hälfte mitträgt. Nicht nur, weil meine Freundin als Selbstständige allein bei keiner Bank eine Chance gehabt hätte.

Die Krux am traumhaften Harburg ist nur, dass der Weg von dort in die Hamburger Innenstadt oft ein Albtraum ist. Dorthin müssen die Neu-Dörfler aber weiterhin aus beruflichen und privaten Gründen oft, weshalb sie nun überlegen, zusätzlich ein kleines Apartment zu mieten. Vollkommen verrückt findet das Schwiegermuddern, und ja, die Mietpreise sind mittlerweile zum Verrücktwerden.

Auch 2023 wird man beim Thema Wohnen nicht alles haben können

Wie sich die Zeiten im Laufe eines Jahres doch ändern können. Noch vor zwölf Monaten waren die verrückt, die ein Haus kaufen wollten – heute sind die gekniffen, die unbedingt verkaufen möchten. Bekannte erleben das gerade. Interessenten gibt es zwar immer noch genug, und sie würden ihre Immobilie auch losbekommen – aber eben nicht mehr zu dem Preis, den die Nachbarn vor einem Jahr noch erzielt haben.

Da werden bei den Besichtigungen nun genüsslich lange Listen gemacht: Heizung neu, Fenster neu, Bad neu, Böden neu, Dach neu – was potenzielle Käufer vor Kurzem noch zusätzlich zum Kaufpreis schlucken mussten, wird heute großzügig ins Gebot eingepreist. Günstiger wird der Immobilienkauf durch die gestiegenen Zinsen ja nur leider trotzdem nicht, am Ende gewinnt irgendwie keiner.

Und wenn es im neuen Jahr so weitergeht, werden weiter viele wegziehen. So wie eine Freundin, die jetzt mit ihrer Familie in Hannover lebt – im Haus der Schwiegermutter (zu der sie im Übrigen ein großartiges Verhältnis hat). Nachdem sie in Hamburg rein gar nichts Bezahlbares gefunden haben, sei es die richtige Entscheidung gewesen, resümiert sie heute. Doch so schön es sei, ein Eigenheim zu haben, sie vermisse Hamburg. So sehr, dass sie sich mit ihrer Familie in der Wohnung einer verreisten Freundin einquartieren wird, um hier ins neue Jahr zu feiern.

Auch 2023 wird man beim Thema Wohnen nicht alles haben können. Oder wie meine eingangs erwähnte Freundin gerne sagt: „Unter jedem Dach ein Ach.“