Hamburg. Etliche Unfälle in Hamburg und Umland. Rettungskräfte rotieren. Viele junge Opfer. Klagen über nicht geräumte Wege. Zum Newsblog.
Mit dem winterlich-schönen Wetter mit strahlendem Sonnenschein und Dauerfrost war es am Montagmorgen schlagartig vorbei: In ganz Norddeutschland kam es am Vormittag zu Blitzeis und anhaltender Glätte durch gefrierenden Regen (siehe auch diesen Eintrag).
Die Folgen: zahlreiche Verkehrsunfälle, Einschränkungen im Zugverkehr, Stürze – und eine Belastungsprobe für die Rettungsdienste. Allein die Feuerwehr Hamburg rückte mehr als 200-mal aus und wurde obendrein von technischen Problemen heimgesucht. Wegen der vielen Verletzten wurde in einer Hamburger Turnhalle ein Notfalllager eingerichtet.
Wetter Hamburg: Unwetterwarnung vor Eisregen und Glatteis
Bereits am Sonntagabend hatte der DWD deshalb eine amtliche Unwetterwarnung für Montag herausgegeben. Es sei mit „Einschränkungen im Straßen- und Schienenverkehr“ rechnen. Die Unwetterwarnung galt von 7 Uhr an in Hamburg, Niedersachsen und Teilen Schleswig-Holsteins. Gegen 13.30 Uhr wurde sie schließlich aufgehoben. Lediglich im Osten und Nordosten Deutschlands müsse noch mit Glätte gerechnet werden.
Abendblatt.de hält Sie am Montag über das Wetter und seine Auswirkungen auf dem Laufenden:
- Busverkehr in Schleswig-Holstein teilweise eingestellt
- Hamburger Notfallzentrum von technischen Problemen begleitet
- Glatteis-Unfälle: Die Lage in Hamburgs Krankenhäusern
- Viele Wege nicht geräumt? Das sagt die Stadtreinigung
- Glatteis-Unfälle: Hamburg richtet Notfalllager ein!
- Feuerwehr wegen Glatteis in Hamburg im Dauereinsatz
- Hamburg: Glätteunfall mit Streufahrzeug und Polizeiauto
- Fahrradstürze und glatte Haltestellen in Hamburg
- Deutsche Bahn drosselt Tempo wegen Eisregens
- Schule: Ausfälle im Norden, aber nicht in Hamburg
- Einige Glätte-Unfälle im Kreis Pinneberg
- Glätte: Autofahrer stirbt bei Unfall auf A27
- Meteorologe: Straßen „gefährliche Rutschbahnen“
- Verkehrsleitzentrale lobt Hamburgs Autofahrer
- Winterdienst in Hamburg seit 2 Uhr im Einsatz
- S-Bahn Hamburg: Linie S2 fällt komplett aus
- Wetterbedingte Schulausfälle in Niedersachsen
Busverkehr in Schleswig-Holstein teilweise eingestellt
Überfrierende Nässe hat am Montag auch in Schleswig-Holstein für glatte Straßen und Gehwege gesorgt. Der Rettungsdienst in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sei pausenlos im Einsatz, teilte die Einsatzleitelle in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) mit. Sie rief die Bürger dazu auf, unnötig Wege zu vermeiden und nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben.
In Lübeck zählte die Polizei nach Angaben eines Sprechers dagegen bis zum Vormittag sechs Unfälle. An der Autobahnabfahrt Lübeck Zentrum rutschten zwei Fahrzeuge ineinander, dabei wurde eine Person nach Polizeiangaben leicht verletzt. Außerdem seien sechs Fußgänger und ein E-Scooter-Fahrer gestürzt, sagte ein Polizeisprecher.
In Niebüll im Kreis Nordfriesland stellte das Busunternehmen Autokraft am Morgen den Verkehr auf einigen Streckenabschnitten vorübergehend ein. Einige Busfahrer hätten sich am frühen Morgen festgefahren, sagte ein Sprecher. Die Deutsche Bahn hatte am Morgen wegen des Eisregens die Höchstgeschwindigkeit ihrer Züge vorübergehend reduziert.
Feuerwehr Hamburg von technischen Problemen geplagt
Im Zuge des temporären Notfallzentrums, das die Feuerwehr Hamburg angesichts der zahlreichen Glatteis-Unfälle auf St. Pauli eingerichtet hat (siehe auch diesen Eintrag), ist es offenbar zu technischen Problemen gekommen.
Schnell machten unter Hilfsorganisationen Gerüchte die Runde, dass die Feuerwehr Schwierigkeiten mit der Technik in der Einsatzzentrale gehabt haben soll – demnach sollte alles ausgefallen sein.
Nach Abendblatt-Informationen läuft die Rettungsleitstelle tatsächlich im Notbetrieb. Die Berufsfeuerwehr erhält in der Einsatzzentrale daher momentan Unterstützung von der Freiwilligen Feuerwehr Berliner Tor.
Statusmeldungen müssen bis auf Weiteres per Funk weitergegeben werden. Die technischen Probleme bestehen offenbar schon länger. Ursache ist nach Abendblatt-Informationen ein neues System.
UKE: Glatteis-Opfer vergleichsweise jung
Aus dem UKE hieß es am Mittag, der Altersdurchschnitt der Patienten mit Brüchen und anderen unfallbedingten Verletzungen liege zwischen 35 und 40 Jahren. Mehr als 60 Glatteis-Opfer wurden bis zum Mittag bereits unfallchirurgisch verarztet. Dabei seien die meisten Frauen und Männer zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, als sie auf den glatten Straßen und Wegen stürzten.
UKE-Sprecherin Saskia Lemm sagte, es könne sein, dass die Zahl der Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme noch steige. Manche bemerkten womöglich erst im Laufe des Tages, wie schwerwiegend eine Verletzung ist.
Marienkrankenhaus: „Die Lage ist beherrschbar“
Im Marienkrankenhaus wurden am Mittag 26 Unfallopfer parallel versorgt. Chefarzt Dr. Michael Wünning sagte dem Abendblatt, es handele sich vornehmlich um Frakturen und Gehirnerschütterungen. Es sind Brüche an den Beinen und an Händen und Armen. „Die Lage ist aber beherrschbar“, so Wünning.
Am Marienkrankenhaus wird ein sogenanntes INZ betrieben, ein Integriertes Notfallzentrum, das ein Gemeinschaftsprojekt mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ist. Hier kann mit dem besonderen Aufnahmeprocedere auch bei zu Fuß kommenden Patientinnen und Patienten entschieden werden, ob jemand ambulant behandelt wird, „nur“ einen Termin bei einem Facharzt bekommt oder direkt ins Krankenhaus aufgenommen wird.
Groß-Sand: Fliegende Krankenschwester
Parallel zum hohen Patientenaufkommen in den Praxen und Krankenhäusern sowie zu den vielen Glatteisunfällen testet das Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand demnächst ein neues System, um die Notaufnahmen zu entlasten. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Krankenkassen, Ärzten und Kliniken hat Groß-Sand neben wenigen anderen Standorten bundesweit ausgewählt, um das Projekt einer „Flying Nurse“ zu starten. Die fliegende Krankenschwester soll gewissermaßen das Krankenhaus zum Patienten nach Hause bringen. Vor Ort soll entschieden werden, was mit den Patienten passiert: Krankenhaus, Haus- oder Facharzt oder eben „nur“ kurze Versorgung durch die „Flying Nurse“.
Ein Team von Ärzten und Pflegekräften aus Groß-Sand soll mit Haus- und Fachärzten aus Wilhelmsburg ein Versorgungsnetzwerk aufbauen. Dr. Michael Groening, der das Projekt mitangestoßen hat, sagte: „Ein Ansatz, den das Projekt dabei beispielsweise verfolgt, ist der Einsatz einer Flying Nurse. Flying Nurse bezeichnet ein neu entstehendes Tätigkeitsfeld, in welchem spezialisierte Pflegekräfte, telemedizinisch ausgerüstet, auch in der Häuslichkeit oder im Pflegeheim tätig werden können. Indem wir das Krankenhaus ‚beweglich‘ machen, behandeln wir Patienten dann bereits mit der Expertise eines Krankenhauses, bevor sie überhaupt aufgenommen werden müssen.“ Das Projekt heißt StatAMed und soll auch die niedergelassenen Ärzte entlassen.
Winterdienst Hamburg gibt leichte Entwarnung
Die Stadtreinigung Hamburg (SRHH) meldet ihrerseits leichte Entspannung auf den Straßen und öffentlichen Wegen, um kurz vor 13 Uhr kehrten die letzten Fahrzeuge von ihren Einsätzen zurück. „Die Temperaturen der Bodenbeläge sind jetzt alle im Plusbereich“, sagte SRHH-Sprecher Andree Möller auf Anfrage.
Seit 2 Uhr waren Hauptverkehrsstraßen, Bushaltestellen und -buchten, Fußgängerwege mit Mittelinseln und Zebrastreifen, ein ausgewähltes Netz an Radwegen sowie wichtige anliegerfreie Gehwege mit Sand oder Salz gestreut worden (siehe auch diesen Eintrag).
Doch nicht überall war der Winterdienst unterwegs – etwa in schwer zugänglichen Wohn- und Nebenstraßen. In vielen Fällen stünden laut SRHH ohnehin die Anwohner in der Pflicht. Glatte Gehwege, von denen dem Abendblatt aus dem gesamten Stadtgebiet berichtet wurden, seien daher eher auf säumige Anlieger zurückzuführen. „Viele Gehwege wurden nicht geräumt oder gestreut, das ist wahr“, sagte SRHH-Sprecher Möller.
Feuerwehr: Hamburger sollen zu Hause bleiben!
Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Meldungen über die Katastrophen-Warn-Apps MoWas, NINA und Katwarn – und auch die Feuerwehr Hamburg reiht sich angesichts des Glatteises im gesamten Stadtgebiet in die dringenden Appelle an die Bevölkerung ein.
Alle Hamburgerinnen und Hamburger seien aufgefordert, in geschützten häuslichen Bereichen zu bleiben und unnötige Wege im Freien zu vermeiden. „Bleiben Sie drinnen und wählen Sie den Notruf 112 nur bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Verletzungen“, teilte die Feuerwehr am Morgen mit.
Autofahrten sollten wenn möglich vermieden und stattdessen öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden, hieß es für Hamburg auch über die Seite warnung.bund.de
Der seit den frühen Morgenstunden einsetzende Regen habe auf dem gefrorenen Boden zu einer gefährlichen Eisschicht geführt, hieß es. Diese Eisschicht habe bis 10.15 Uhr bereits zu mehr als 200 Straßenunfällen und Stürzen auf den spiegelglatten Flächen geführt.
Alle Rettungswagen seien im Dauereinsatz, dazu gebe es in der Notfallrettung Unterstützung von Hilfsorganisationen und einem privaten Rettungsdienstleister (siehe auch vorige Meldung).
An der Budapester Straße wurde eine Turnhalle als zentrale ärztliche Sichtungsstelle für chirurgische Notfälle und als Bereitstellungsraum für Rettungswagen eingerichtet. Von hier aus sollen die Verletzten auf Krankenhäuser aufgeteilt werden oder kleinere Blessuren sofort behandelt werden. Leitende Notärzte koordinierten zusammen mit Führungsdiensten der Feuerwehr Hamburg die Maßnahmen.
Glatteis: Mehr als 200 Feuerwehreinsätze in Hamburg
In Hamburg wurden am Montagmorgen vermehrt Stürze von Fußgängern und Fahrradfahrern registriert (siehe auch diesen Eintrag). Mehrere kamen mit Rettungswagen ins Krankenhaus. „Wir hatten bis 10 Uhr 207 witterungsbedingte Einsätze“, so Feuerwehrsprecher Dennis Diekmann. „Wir haben wegen der hohen Zahl der Einsätze zusätzliche Rettungswagen in Dienst genommen.“ Bis zur Aufhebung der Warnung um 14.30 Uhr wurden 238 Einsätze im Zusammenhang mit Glatteis gezählt.
Es seien vor allem Fußgänger und Radfahrer gewesen, die sich verletzt und in vielen Fällen Brüche an Armen oder Beinen erlitten hätten. Beteiligt waren auch die in großen Umfang die Hilfsorganisationen. Die Behörde ließ vorsorglich eine Warnung auslösen. Darin wurden Hamburger aufgefordert, unnötige Wege zu vermeiden und möglichst zu Hause zu bleiben.
Polizeiauto rutscht in verunfalltes Streufahrzeug
Im Hamburger Stadtgebiet verzeichnete die Polizei am Montagmorgen eine „ruhige Verkehrslage“. Selbst die morgendlichen Staus in der Rushhour sind ausgeblieben (siehe auch diesen Eintrag). „Viele Autofahrer haben sich offenbar auf die Witterungsverhältnisse eingestellt und den Wagen stehen gelassen oder sie sind gleich im Homeoffice geblieben“, sagte ein Sprecher.
Bei Verkehrsunfällen blieb es in der Regel bei Blechschäden. Im Haselhain im Stadtteil Heimfeld rutschte auf spiegelglattem Kopfsteinpflaster ein privates Streufahrzeug in einen geparkten Opel Astra. Auch ein Peterwagen, dessen Besatzung den Unfall aufnehmen wollte, rutschte auf der leicht abschüssigen Straße in die Unfallstelle und wurde beschädigt.
Fahrradstürze und glatte Haltestellen in Lokstedt
Augenzeugen berichten dem Abendblatt vor allem von spiegelglatten Fußwegen im gesamten Stadtgebiet. Vor allem Kopfsteinpflaster sind wie von der Stadtreinigung bereits hervorgehoben (siehe diesen Eintrag) besonders tückisch.
Während einige Passanten Stürze durch Abstützen an Autos oder Laternenmasten gerade noch verhindern konnten, ging es für manch andere auf den Hosenboden.
Vor allem für Fahrradfahrer ist es gefährlich, für einige endete die Fahrt bereits im Krankenhaus. Besonders viele Stürze wurden in Lokstedt beobachtet, die meisten sollen jedoch glimpflich geendet sein.
Dort waren die Fahrradstreifen am Morgen ebenso spiegelglatt wie die Gehwege an den Bushaltestellen. Vor den Altenheimen des Stadtteils schienen die Wege gestreut zu sein. In den Nebenstraßen jedoch war es extrem rutschig. Die Hauptstraßen wie die Kollaustraße hatte die Stadtreinigung offenbar bereits in der Nacht gestreut.
Meldungen über kaum gestreute Wege
Wer mit dem 5er Bus Richtung Rathausmarkt fuhr, erlebte dort, dass direkt an den Haltestellen nicht gestreut worden war. Bis zu den ersten Flächen mit schwarzem Granulat war es eine Rutschpartie.
Auch aus Hoheluft-West und Ottensen wurden glatte Bürgersteige gemeldet. Während viele Straßen laut Augenzeugen schon früh abgestreut waren, blieben Fuß- und Fahrradwege Eispisten. Weder Anlieger noch die Stadt hatten sich offenbar um diese Bereiche gekümmert. Deshalb wichen viele Radler auf die Straßen aus. Besonders dramatisch war die Lage auf Kopfsteinpflaster – hier stürzten Passanten gleich reihenweise.
In Groß Borstel und Eppendorf wurden nur wenige Radfahrer beobachtet, die meisten von ihnen schoben ihre Drahtesel oder E-Bikes nach den ersten Metern – zu rutschig waren die früh morgens um 8 Uhr noch kaum gestreuten Rad- und Gehwege im Stadtteil. Gerade entlang der Borsteler Chaussee mit ihrer Steigung schlitterten Fußgänger und Radschieber. Kitakinder, die sonst gern mit ihren kleinen Rädern und Rollern den täglichen Weg zur Kita zurücklegen, kamen ausschließlich zu Fuß.
Auch im Speckgürtel kam es zu Stürzen und Unfällen von Fahrradfahrern, so etwa in Norderstedt und Kaltenkirchen. Auf den Straßen lief der Verkehr hingehen vergleichsweise ruhig, auch die Autobahn A23 Richtung Norden etwa war überwiegend frei, allerdings stellenweise glatt.
Deutsche Bahn: „Rechnen Sie mit Verspätungen“
Wegen Eisregens und Eisbildung sind die Züge der Deutschen Bahn an diesem Montag langsamer unterwegs. Bis auf weiteres habe man die Höchstgeschwindigkeit der Züge abgesenkt, informierte das Unternehmen seine Fahrgäste. „Rechnen Sie bitte mit Verspätungen.“
Außerdem bat die Bahn um besondere Vorsicht beim Ein- und Aussteigen sowie während des Aufenthalts an den Bahnsteigen, die zurzeit vielerorts vereist seien. „Räum-Mitarbeiter sind unterwegs.“
Die Bahn empfahl Reisenden, sich vor Fahrtantritt auf www.bahn.de/reiseauskunft, in der App „DB Navigator“ oder telefonisch unter 030/2970 über die jeweiligen Verbindungen zu informieren. Gegen 9.40 Uhr twitterte die Bahn, dass die Tempo-Drosselung wieder aufgehoben sein.
Bremen: Präsenzpflicht an Schulen erst später
Die Schülerinnen und Schüler in Bremen und Bremerhaven müssen angesichts des drohenden Eisregens am Montag erst ab der dritten Stunde zur Schule gehen. Wegen der Warnung vor Glatteis falle der Unterricht an allen öffentlichen Schulen in den ersten beiden Unterrichtsstunden aus, teilte die Stadt am Sonntagabend mit (siehe auch diesen Eintrag).
Eltern und Erziehungsberechtigte könnten jedoch entscheiden, ob sie ihr Kind trotzdem in die Schule schicken. Es werde eine Notbetreuung angeboten. Die Präsenzpflicht gilt dann wieder ab der dritten Unterrichtsstunde.
In Hamburg hatte die Schulbehörde nach erster Abfrage am Morgen keine vergleichbaren Maßnahmen angeordnet. Wieviele Eltern von der Möglichkeit Gebrauch machten, ihre Kinder wegen eines zu gefährlichen Schulwegs zu Hause lassen, konnte die Behörde am späten Vormittag noch nicht sagen.
An der Universität Hamburg wiederum sollen nach Abendblatt-Informationen einige Dozenten ihre Seminare angesichts der Wetterlage digital statt wie ursprünglich geplant in Präsenz abhalten.
In anderen norddeutschen Kommunen fiel der Präsenzunterricht an allgemein- und berufsbildenden Schulen hingegen komplett aus. Von öffentlichen Stellen gemeldet wurden Absagen am Sonntag und Montag aus den Landkreisen: Diepholz, Northeim, Celle, Hameln-Pyrmont, Grafschaft Bentheim, Leer, Osterholz, Stade, Wittmund und Vechta sowie aus den Städten Delmenhorst, Hildesheim und Wolfsburg – außerdem aus Stadt und Landkreis Osnabrück.
In Göttingen sowie im dazugehörigen Landkreis wurde der Unterricht an Grund- und weiterführenden Schulen abgesagt, aber nicht an den berufsbildenden Schulen.
„Überschaubare“ Unfall-Lage am Morgen
Die Unfall-Lage war in Hamburg am Montagmorgen zunächst noch „überschaubar“, sagte ein Polizeisprecher (siehe auch diesen Eintrag). Es sei durch die Glätte lediglich zu einzelnen Unfällen mit Blechschäden gekommen.
Die Feuerwehr Hamburg warnte vor der hohen Glatteis-Gefahr und rief in einer Twitter-Mitteilung dazu auf, vorsichtig zu fahren und zu laufen.
In und bei Elmshorn (Kreis Pinneberg) gebe es derzeit zwar einige Unfälle wegen Glätte, sie seien jedoch noch ohne Häufung und Verletzte, sagte eine Polizeisprecherin. Auch in Kiel sagte ein Polizeisprecher, dass die Lage zunächst noch übersichtlich sei.
Tödlicher Glätteunfall auf der A27
In Niedersachsen und Bremen ist es in der Früh durch Eisregen und Glätte zu zahlreichen Unfällen gekommen. Dabei ist auf der Autobahn 27 bei Walsrode-Hamwiede am frühen Morgen bei einem Unfall ein 25-jähriger Autofahrer getötet worden. Ein Sprecher der Autobahnpolizei Langwedel sagte am Morgen, dass das Auto aufgrund von Glätte von der Fahrbahn abgekommen sei. Nach dem Unfall war die Autobahn bis zum Morgen erst voll und dann halbseitig gesperrt.
Im Stadtgebiet und der Region Hannover kam es am frühen Morgen bereits zu zahlreichen Unfällen, wobei jedoch keine Personen zu Schaden kamen und es nur zu Blechschäden kam, wie eine Sprecherin der Polizei Hannover sagte. Ähnliche Zustände gebe es in Oldenburg, Bremen, Osnabrück und dem Emsland, wie die lokalen Polizeistellen mitteilten.
Auch im Stadtgebiet Braunschweig kam es seit dem frühen Morgen zu diversen Unfällen wegen Glätte, bei denen jedoch glücklicherweise bisher niemand verletzt wurde. Eine Sprecherin der Polizei Braunschweig bat die Bevölkerung, beim Fahren die Geschwindigkeit anzupassen, um weitere Unfälle zu vermeiden. Laut einer Mitteilung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hält das Glatteis noch bis zum Mittag in Niedersachsen und Bremen an.
Meteorologe: Straßen „gefährliche Rutschbahnen“
In Hamburg sind die Straßen am Montagmorgen wie befürchtet spiegelglatt – und mit diesen Sorgen steht die Hansestadt nicht alleine da. „Auf den Straßen geht in etlichen Bundesländern gar nichts mehr“, sagt Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net: „Eine gefährliche Eisregen-Wetterlage hat weite Teile Deutschlands fest im Griff.“
Das Problem vielerorts: In den hohen Luftschichten habe sich warme Luft festgesetzt, aus der Regen falle. Dieser komme dann in den Bereich der Eisschicht und gefriere dort schlagartig fest – da der Erdboden noch einige Zentimeter tief gefroren sei. Jung: „Das ist eine brandgefährliche Wetterlage!“
Besonders Gehwege und Seitenstraßen seien „lebensgefährliche Rutschbahnen“, so Jung. „Da kommt so schnell auch kein Streudienst hin“, sagt Jung, der daher an berufstätige Bürgerinnen und Bürger appelliert: „Bleiben Sie wenn möglich heute daheim, machen Sie Homeoffice!“
Zwar setzten sich nach und nach die milden Luftmassen aus der Höhe auch unten am Erdboden durch. Doch bis sich die Eislage entspanne, könne es Stunden dauern. Ab Dienstag ist der Winter laut Jung dann aber kaum noch ein Thema: „Es ist auf den Straßen wieder entspannt und es ist mild. Im Westen erreichen die Höchstwerte bis zu 10 oder 11 Grad über null.“
So gehe es bis Weihnachten weiter. Dazu geselle sich nach Vorhersage des Meteorologen ab Freitag und an Heiligabend auch noch Sturm. „Teilweise werden auch schwere Sturmböen bis 100 km/h erwartet“, sagt Jung. Dazu gebe es voraussichtlich immer wieder viel Regen und wenig Sonnenschein.
Leicht erhöhtes Unfallaufkommen am Morgen
Auf den Autobahnen und Straßen im Hamburger Stadtgebiet war es Stand 7.30 Uhr noch relativ ruhig. „Autobahnmeisterei und Stadtreinigung haben einen guten Job gemacht“, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale am frühen Morgen.
Zwar habe es ein leicht erhöhtes Unfallaufkommen gegeben, ansonsten aber eine für diese Zeit normale Staulauge. Viele Autofahrer führen wohl sehr vorsichtig oder würden ihr Fahrzeug direkt stehenlassen und das Homeoffice vorziehen, sagte der Sprecher: „Hut ab!“
Winterdienst in Hamburg seit 2 Uhr im Einsatz
Wegen des befürchteten Blitzeises ist der Winterdienst der Stadtreinigung seit 2 Uhr auf Hamburgs Straßen im Einsatz. Rund 620 Einsatzkräfte sichern Bushaltestellen und -buchten sowie Fußgängerüberwege mit Mittelinseln. 180 Einsatzkräfte wiederum streuen seit 3.30 Uhr verkehrswichtige Fahrbahnen, ein ausgewähltes Netz an Radwegen und wichtige anliegerfreie Gehwege.
Doch die Stadtreinigung warnt: Trotz des Einsatzes kann es an einigen Stellen noch glatt sein. Regen, der auf gefrorenen Boden fällt, führe mancherorts zu Eisbildung. Betroffen seien insbesondere Radwege, Fußwege und Fahrbahnen mit Kopfsteinpflaster. Bei Aufklaren könne sich die Gefahr ausweiten.
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Alle Verkehrsteilnehmenden werden daher um Vorsicht gebeten. Die Stadtreinigung weist zudem darauf hin, dass in Hamburg Schnee und Eis auf Gehwegen von den Eigentümerinnen und Eigentümer der anliegenden Grundstücke entfernt werden muss. Glätte müsse unmittelbar nach Eintritt und bis 8.30 Uhr auf einer Breite von mindestens einem Meter beseitigt werden – bei starkem Fußgängerverkehr mehr, bei Eckgrundstücken bis zur Bordsteinkante. Der Einsatz von Tausalz ist verboten.
S-Bahn Hamburg: Linie S2 fällt komplett aus
Einschränkungen bei der S-Bahn Hamburg: Am Montagmorgen fiel die S2 zwischen Bergedorf und Altona komplett aus – ob wetterbedingt, war zunächst unklar. Die Linie seit „aus betrieblichen Gründen“ zwischen 6.20 und 9.34 Uhr eingestellt, hieß es seitens der S-Bahn.
Im Zugverkehr hatte es in den vergangenen Tagen bereits einige wetterbedingte Einschränkungen gegeben: Auf der Strecke Hamburg-Bremen war Freitagnacht eine Oberleitung gerissen. Die Bahn hält es für möglich, dass der Frost der Leitung zugesetzt hatte. Zwar kam es auch zu mehreren Verkehrsunfällen auf Hamburgs Straßen, diese jedoch wurden – anders als in Schleswig-Holstein – aller Wahrscheinlichkeit nicht durch das Wetter ausgelöst.
Wetter Hamburg: Schule soll wie geplant stattfinden – aber nicht überall
Auf den Schulbetrieb in Hamburg hat die mögliche Straßenglätte voraussichtlich keine Auswirkungen. Behördensprecher Peter Albrecht sagte am Sonntagnachmittag, dass Eltern ihre Kinder abmelden könnten, sollten sie aufgrund der Lage am Morgen den "Schulweg ihres Kindes als zu gefährlich" einschätzen. Die Schule muss über die Abmeldung informiert werden.
Anders in Niedersachsen: Dort haben bereits mehrere Landkreise angekündigt, dass der Unterricht aufgrund des Wetters ausfallen wird.