Hamburg. Der Immobilieninvestor Signa baut in dem Gründerzeitkomplex neue Einzelhandels- und Büroflächen. Was sich nun ändert.
Der Eisladen an den Alsterarkaden hat schon länger geschlossen. Auch die Modeboutique Pier 67 ist nach dem Räumungsverkauf ausgezogen. Der Swatch-Laden nebenan ist von Gerüsten umgeben. Die Signa Gruppe, Eigentümerin des markanten Gebäudekomplexes an der Ecke zu Jungfernstieg und Binnenalster, startet das nächste Bauprojekt in Hamburg. „Unsere Vision ist, dass es wieder die erste Adresse der Stadt wird“, sagt Torben Vogelgesang, Niederlassungsleiter der Signa Real Estate in Hamburg.
Im Zuge von Sanierung und Neuausrichtung hat der Immobilieninvestor den Vertrag mit Hauptmieter Wempe um 15 Jahre verlängert. Der Juwelier erweitert seine Flächen von aktuell 973 Quadratmetern auf insgesamt 1365 Quadratmeter – die Niederlassung ist damit nahezu gleich groß wie der bislang größte Standort des Traditionsunternehmens in München.
Wempe-Filiale in der City: Die Pläne
Bereits im vergangenen Jahr haben die Parfümeriekette Douglas und Schuhhändler Lloyd ihre bisherigen Geschäftsräume in dem Häuserblock verlassen. Auch die oberen Stockwerke sind teilweise leer. Bis Anfang 2023 sollen die Arbeiten an dem Bau mit einer Gesamtfläche von 8550 Quadratmetern abgeschlossen sein.
„Aktuell läuft der Umbau für eine Co-Working-Fläche“, sagt Signa-Regionalchef Vogelgesang. Auch der Eingangsbereich am Jungfernstieg wird umgestaltet. Im April beginnen die Bauarbeiten in den Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss und in der ersten Etage. Insgesamt will die Signa-Gruppe, hinter der der österreichische Immobilienunternehmer René Benko steht und die in Hamburg in den vergangenen Jahren diverse Filetstücke erworben hat, in der ersten Ausbaustufe fünf Millionen Euro in das Projekt stecken. In einem zweiten Schritt sollen die Dachgeschosse modernisiert werden.
Komplex wurde bei der Operation Gomorrha zerstört
Das denkmalgeschützte Ensemble an der Binnenalster hatte Signa sich vor knapp fünf Jahren im Rahmen einer größeren Übernahme von der US-amerikanischen RFR Holding gesichert. Seitdem laufen die Planungen für die Sanierung und Neuausrichtung des Komplexes, der aus zwei Gebäuden besteht. „Es hat viele Gespräche mit dem Oberbaudirektor und dem Denkmalschutzamt gegeben“, erklärt Signa-Mann Vogelgesang den langen Vorlauf.
Beide Häuser haben eine wechselvolle Geschichte. Der Gründerzeitbau an der Ecke Alsterarkaden mit der Adresse Jungfernstieg 7 war 1905 nach dem Abriss des Vorgängerbaus errichtet worden. Von der ursprüngliche Bebauung an den Alsterarkaden, die nach einem Entwurf von Architekt Alexis de Chateauneuf nach dem Großen Brand zwischen 1844 und 1846 entstanden war, unterscheidet sich das neue Kopfgebäude zur Alster durch Höhe und die neobarocke Fassadengestaltung. Vor dem Zweiten Weltkrieg beherbergte es Läden, Büros und das Hotel Kempinski. 1943 wurde der Komplex bei der Operation Gomorrha stark beschädigt. Wie das ebenfalls bei den Luftangriffen zerstörte Nachbargebäude wurde es in 1950er-Jahre in der heutigen Form wieder aufgebaut.
Wempe hatte die Alsterarkaden 1972 verlassen
Wempe war 1972 von den Alsterarkaden, wo das Unternehmen bereits 1928 ein Juweliergeschäft eröffnet hatte, in den Neubau mit Zugang vom Neuen Wall gezogen. Zusätzlich zu den eigenen Geschäftsräumen betreibt das Unternehmen direkt nebenan Boutiquen der Luxus-Uhrenmarken Patek Philippe und – im Nachbarhaus – Rolex. Die Bauarbeiten an dem Standort sollen im Mai beginnen, sagte eine Unternehmenssprecherin. Unter anderem ist eine neue Innengestaltung, ein großzügiger Uhrenservice sowie ein Goldschmiedekabinett geplant. Während des Umbaus gehen die Geschäfte weiter. Zum Investitionsvolumen machte Wempe keine Angaben.
Parallel will Eigentümer Signa mit den Außenarbeiten beginnen. Die Naturstein-Fassade soll saniert werden. Sie war im Zuge des Wiederaufbaus in der Nachkriegszeit entstanden und steht als Symbol für diese Ära unter Denkmalschutz. „Wir werden die dunklen Fugen herausnehmen und durch helle ersetzen. Das wird den Charakter des Gebäude verändern“, so Torben Vogelgesang. Auch die Vordächer vor den Geschäften von Wempe und Swatch sollen verschwinden. Zudem werden alle Einzelhandelsflächen modernisiert. Es liefen Gespräche mit Nachmietern, so der Niederlassungsleiter.
Die Rolle der Signa-Gruppe für die City
Die Signa-Gruppe ist in der Hamburger Innenstadt inzwischen ein wichtiger Immobilieneigentümer. Zum Portfolio des Unternehmens, das auch den Elbtower in der HafenCity baut, gehören das Kaufmannshaus an der Bleichenbrücke, die frühere Landesbank-Galerie mit dem Einkaufszentrum Perle am Gerhart-Hauptmann-Platz, das Karstadt-Stammhaus an der Mönckebergstraße, die Gänsemarktpassage sowie die Flüggerhöfe am Rödingsmarkt.
Der Umbau des 1908 errichteten Flüggerhauses samt der Nachbarbauten soll laut Vogelgesang in diesem Jahr abgeschlossen werden. Dort entstehen Büros und Wohnungen. In der in die Jahre gekommenen Gänsemarktpassage startet im April der Abriss. Vom nächsten Jahr an soll auf dem Areal zwischen Gänsemarkt und Colonnaden ein neuer Komplex mit Einzelhandelsflächen, Gastronomie, Büros und Wohnungen entstehen.
Neuerung beim Galeria-Warenhaus geplant
Auch am Gerhart-Hauptmann-Platz gibt es inzwischen einen Zeitplan. Anfang 2023 soll der Warenhaus-Konzern Galeria – ebenfalls im Besitz der Signa – das sogenannte Thalia-Haus räumen und mit Abteilungen wie Heimtextilien, Betten, Stoffe und Lebensmittel in das Hauptgebäude umziehen. Die Brücke zwischen beiden Gebäuden wird abgerissen. „Noch ist nicht entschieden, ob wir das Thalia-Haus abreißen oder revitalisieren“, sagt Torben Vogelgesang. Fest eingeplant ist die Sanierung der Fassade des ehemaligen Karstadt-Gebäudes im nächsten Jahr. In dem Zusammenhang gibt es Pläne, das Gebäude zum Platz hin zu öffnen. Auch über eine gemeinsame Entwicklung mit der früheren Landesbank-Passage wird spekuliert. Konkrete Angaben gibt es noch nicht.
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Und damit ist noch nicht Schluss. Vor allem an der hansestädtischen Vorzeigestraße Alsterarkaden hat das Immobilienunternehmen verstärktes Kaufinteresse für weitere Gebäude. „Wir haben uns schon in der Vergangenheit an Bieterverfahren beteiligt“, sagt der Hamburger Signa-Real-Estate-Niederlassungsleiter Vogelgesang. „Und werden das wieder tun.“