Hamburg. Die Unternehmer Axel Strehlitz und Heiko Fuchs haben eine Antwort auf die Frage: Ist es Corona, Grippe oder RSV? Was dahintersteckt.
Die Corona-Pandemie hat einen Erfindergeist und Innovationsschub hervorgebracht, der in diesen Tagen vor allem den kleinsten Patienten zugutekommen könnte. Es geht um einen bereits zugelassenen Schnelltest, der innerhalb von 15 Minuten zum Beispiel bei einem Baby oder Kind feststellen kann, ob es am tückischen RSV leidet (Respiratorisches Synzytialvirus), an Corona (Sars-CoV-2) oder Influenza A oder B, der Grippe. Wegen der manifesten Wellen, die diese Viren derzeit durch Hamburg jagen, ist diese Vierfachunterscheidung für die Behandlung der Kinder enorm wichtig.
Und: Es ist ebenso möglich, dass ein hustendes Kind sich gar keins dieser Viren eingehandelt hat. Das bringt gleich zwei Vorteile mit sich: Die Eltern sind schnell beruhigt – und die Kinderärzte können sich auf die tatsächlich schwer erkrankten Patienten konzentrieren. Denn in den Praxen, in den Notaufnahmen und auf den Stationen und Intensiveinheiten der Kinderkliniken werden die Betten knapp, Ärzte und Pflegekräfte immer erschöpfter angesichts der Situation mit therapiebedürftigen Kindern.
Hamburger Schnelltest für RSV, Grippe und Corona
Um den deutschlandweiten Vertrieb dieses Quattro-Testes haben sich die Macher der Testzentren Corona Freepass erfolgreich beworben, Heiko Fuchs und Axel Strehlitz (verantwortlich für das Klubhaus St. Pauli und andere Unternehmen). Beide stecken seit Beginn der Pandemie tief in der Test-Materie, haben mit ihren Partnern Millionen von Testungen durchgeführt und vor allem Software entwickelt, die das Auswerten schneller und verlässlicher machen soll.
Sie beziehen diese Tests mit Namen Combo4 von Core Technology aus deren chinesischer Produktion. Aus China stammt ein Großteil der Schnelltests, Masken oder der mobilen PCR-Testgeräte, die auch in deutschen Testzentren im Einsatz sind.
Fuchs und Strehlitz ließen eine große Hamburger Kinderarztpraxis die neuen Tests in einer Mini-Studie ausprobieren. Das Ergebnis, das die Praxis dem Abendblatt bestätigte, zeigte bei 92 Kindern: 31 hatten das RS-Virus, 9 Influenza B, 8 Influenza A und genau ein getestetes Kind war mit dem Coronavirus infiziert. Die verantwortliche Kinderärztin sagte dem Abendblatt, es gehe darum, schnell Infektionsketten zu verhindern und beispielsweise beim weihnachtlichen Verwandtenbesuch Angehörige zu schützen. Kinder mit RSV würden außerdem anders behandelt, ihre Eltern anders instruiert als bei einer Grippe („Gehen Sie sofort in die Notaufnahme, wenn es sich verschlechtert“).
Abstrich im vorderen Nasenbereich – angenehmer für Kinder
Mit Selbsttests sind die meisten inzwischen vertraut. Für den Abstrich muss der Swab (Stäbchen) in den vorderen Nasenbereich geführt werden, sodass Kinder nicht allzu sehr gepiesackt werden. Aufgrund der hohen Viruslast der in Hamburg getesteten Kinder war das Ergebnis meist in weniger als 15 Minuten zu sehen. Weil sie keine Werbung für den neuen Vierfach-Test machen wollen, bat die Praxis um Anonymität.
Test-Anbieter Fuchs sagte dem Abendblatt: „Im Sommer hatte sich bereits angedeutet, dass diese Mehrfach-Tests ein Thema werden würden. Deshalb haben wir uns früh um die exklusiven Vertriebsrechte bemüht.“ Vertrieben wird der Test für 4,95 Euro über den Webshop und an Teststationen wie im Elbe Einkaufszentrum. Fuchs sagte, er könne sich auch Apotheken vorstellen oder Arztpraxen, wenn man mit den Krankenkassen über die Erstattung verhandeln könnte.
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Schnelltests: Laborärzte haben Vorbehalte
Das allerdings hören die Betreiber der großen Testlabore überhaupt nicht gern, deren Mitarbeiter vor allem seit dem Beginn der Omikron-Welle rund um den Jahreswechsel 2021/2022 am Rande der Erschöpfung PCR-Tests machen. Denn die waren bis zuletzt vorgeschrieben für Menschen, die positive Corona-Schnelltests hatten. Und diese Auswertungen liefen parallel zum „übrigen“ Testgeschäft für Arztpraxen und andere Medizinanbieter.
Ein führender Laborarzt sagte dem Abendblatt, Mehrfach-Tests seien im Prinzip branchenüblich und verlässlich. Trotzdem solle man vor falsch negativen Ergebnissen auf der Hut sein. Das Qualitätsmanagement, dem sich die zertifizierten Labore verschrieben, sei aufwendiger und kostenintensiver, jedoch im Ergebnis zu fast einhundert Prozent sicher. In Hamburg gebe es für Arztpraxen und damit für bange Eltern bereits eine taggleiche Auswertung. Das Labor telefoniere die Ergebnisse bei Bedarf durch.
"Ein psychologischer Faktor"
Der Labormediziner sagte zudem, was die Kinderärzte bestätigen: „Ein Arzt oder eine Ärztin schaut das Kind an. Wenn es in einem kritischen Zustand ist, geht es ab ins Krankenaus – unabhängig vom Test. Der kann auch dort gemacht werden.“ In Hamburg gibt es nach seinen Angaben Mischinfektionen mit Grippe- und Rhinoviren. Die Labore seien auch deshalb nach wie vor entscheidend, weil sie anhand der Sequenzierungen neue Wellen und neue Varianten am besten vorhersehen könnten.
„Beim Schnelltest geht es auch darum, die Eltern mit einem Ergebnis zu beruhigen und zeitnah die Therapie einzuleiten, so sie denn notwendig ist. Das ist auch ein psychologischer Faktor.“