Hamburg/Kiel. Kapazitäten in der Nordsee vor Helgoland erschöpft, Verträge laufen aus. Das fordert Schleswig-Holstein.
Erst droht Niedersachsen Hamburg mit Klagen gegen Schlickverklappungen vor Scharhörn, jetzt geht auch Schleswig-Holstein auf Distanz zur Hansestadt. Vermutlich Ende des Monats ist zumindest vorerst Schluss mit der Unterbringung von Baggergut bei Tonne E 3 in der Nähe von Helgoland.
Hier darf Hamburg laut Vertrag mit Schleswig-Holstein zwar bis Ende 2024 fünf Millionen Tonnen getrockneten Schlick in die Nordsee kippen – allerdings dürfte das Kontingent in einigen Tagen schon erschöpft sein. Ein neuer Vertrag ist nicht in Sicht.
Statt rechtzeitig nachzuverhandeln, hat Hamburg bislang offensichtlich nichts unternommen. Da Kiel mit einer Genehmigungsphase von mindestens sechs Monaten kalkuliert, passiert hier zumindest bis zum nächsten Sommer nichts mehr. Die Hansestadt steht damit vor einem Dilemma: Wohin mit dem Elbschlick?
Schlick: Kiel fühlt sich von Hamburg überfahren
Nicht nur bei Tonne E 3 geht Kiel auf Distanz: Umweltminister Tobias Goldschmidt wehrt sich auch gegen die Verklappung an den beiden anderen potenziellen Flächen – vor der Vogelschutzinsel Scharhörn und am Neuen Lüchtergrund in der Elbmündung.
Zum einen hat das Land massive ökologische Bedenken. Zum anderen dürfte die Kieler Weigerung auch eine Reaktion sein: Schleswig-Holstein fühlt sich von Hamburg überfahren.
Schlick besser für den Deichbau einsetzen?
Das Nachbarland fordert einen runden Tisch mit Hamburg, dem Bund und Niedersachsen. Man müsse wegkommen davon, sich immer nur dann mit dem Thema zu beschäftigen, wenn Verträge ausliefen.
„Tragfähige Lösungen werden wir am besten erreichen, wenn alle betroffenen Akteure frühzeitig und ergebnisoffen ihre Perspektiven einbringen, Lösungen erdacht und Verbindlichkeit hergestellt wird“, sagte Goldschmidt dem Abendblatt.
Er fordert ein neues Denken in Sachen Schlick. „Warum nicht zumindest Teile des Sediments stärker an Land nutzen – beispielsweise beim Deichbau?“, fragt er. Schleswig-Holstein sei bereit, Projekte mit Hamburg zu starten.
Scharhörn: Schadstoffe bedrohen Wattenmeer
Die Hafenbehörde HPA hatte vergangene Woche bei der Hamburger Umweltbehörde beantragt, Sedimente bei Scharhörn abkippen zu dürfen. Niedersachsen lehnt das kategorisch ab, Schleswig-Holstein hat zumindest große Bedenken.
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Während Tonne E 3 mindestens zehn Kilometer Abstand zu den nächsten Schutzgebieten hat, drohe bei Scharhörn eine Verdriftung der Schadstoffe ins Wattenmeer.