Hamburg/Berlin. In Schleswig-Holstein gilt bald: Maskenpflicht statt Isolation. Wie Hamburg reagiert und was das für Pendler heißt.
Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hält die in Schleswig-Holstein und drei anderen Bundesländern geplante Aufhebung der Isolationspflicht für Corona-Infizierte für akzeptabel. „Ich finde diesen Vorschlag der vier Bundesländer aus medizinischer Sicht nachvollziehbar. Er ist in der aktuellen Pandemiesituation auch vertretbar“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Man kommt mit der Regelung 'Wer krank ist, bleibt zu Hause' gut durch die nächsten Wochen und Monate.“
Corona: Hamburg bleibt bei Isolationspflicht für Infizierte
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek betonte dazu bei Twitter: „Es gibt politische und gesellschaftliche Argumente dafür und dagegen.“ Was ihr wichtig sei zu betonen: „Keine Isolationspflicht mehr zu haben bedeutet nicht, dass Covid-19 für jeden ab jetzt völlig harmlos und nur ein Schnupfen ist.“
Skeptischer zeigt sich unter anderem die Hamburger Gesundheitsbehörde: Sie plant keine Aufhebung der fünftägigen Isolationspflicht – und warnt Pendler aus Schleswig-Holstein: Für diese gelte auch weiterhin, dass sie bei einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht vor Ende der Isolation zur Arbeit nach Hamburg kommen dürfen.
Corona: UV Nord kritisiert Aufhebung der Isolationspflicht
Auch Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UV Nord) reagierte eher verhalten auf die Entscheidung der vier Bundesländer. „Die Lockerungen und das Setzen auf mehr Selbstverantwortung ist richtig, aber Infizierte nur mit Maske an den Arbeitsplatz zu lassen, springt etwas kurz“, sagte Fröhlich.
Der Arbeitsschutz müsse weiterhin gewährleistet werden. Es blieben für Unternehmen viele Fragen offen. „Die Wirtschaft ist enttäuscht, da die Chance auf einen gemeinsamen und vor allem einheitlichen norddeutschen Weg vertan worden ist, wie die Absage Hamburgs an den Kieler Weg zeigt“, sagte Fröhlich.
Hamburger Virologe: "Allgemeine Regelung nicht mehr angebracht"
Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen hatten am Freitag angekündigt, die generelle Isolationspflicht für positiv getestete Menschen aufzuheben. In Schleswig-Holstein soll schon ab Mitte kommender Woche für positiv getestete, aber symptomfreie Menschen eine Maskenpflicht in allen Innenräumen außerhalb der eigenen Wohnung an die Stelle der bislang geltenden fünftägigen Isolation treten.
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In Einrichtungen, in denen es eine größere Gefahr gebe – wie Krankenhäuser oder Altenheime – habe man gute Hygienekonzepte und Fachkräfte, die verhinderten, dass es zu einem problematischen Infektionsgeschehen komme, sagte Schmidt-Chanasit, der am Bernhard-Nocht-Institut zu Infektionskrankheiten forscht. „Aber eine allgemeine Regelung für alle Bereiche ist in dieser aktuellen Situation nicht mehr angebracht und sorgt ja auch für problematische Einschränkungen in dem Bereich der kritischen Infrastruktur.“