Hamburg. Dr. Sara Sheikhzadeh fordert Orientierung an medizinischer Qualität und Wirtschaftlichkeit – und mehr „Entspannung“ beim Thema Corona.
Die neue Asklepios-Vorständin Dr. Sara Sheikhzadeh hat sich für eine konsequente Schließung kleiner, unrentabler Krankenhäuser ausgesprochen. „Wir haben einfach zu viele Krankenhäuser in Deutschland“, sagte Sheikhzadeh dem Hamburger Abendblatt. Um das Gesundheitssystem zu erhalten, brauche man eine Strukturreform, „die längst überfällig ist“. Sie nahm kleine Kliniken des Krankenhausbetreibers Asklepios dabei nicht aus. „Klar, für einen Landrat aus einem Flächenland ist es natürlich politisch nicht besonders vorteilhaft, eine kleine Klinik zu schließen. Aber: Wenn sie nicht versorgungsnotwendig und wirtschaftlich nicht rentabel ist, belastet sie den Steuerzahler.“
Sheikhzadeh kritisierte die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der eine Reform angekündigt hatte: „Ich sehe da in der Krankenhauspolitik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach leider auch keinen visionären Entwurf, der die medizinische Versorgung in Deutschland wirklich weiterbringt.“ Die neue Chief Medical Officer von Asklepios empfahl, mehr Behandlungen und Operationen ambulant durchzuführen – auch, um dringend benötigte Pflegekräfte an den größeren und qualitativ besseren Häusern zu konzentrieren.
Asklepios-Vorständin Sheikhzadeh: Corona entspannter sehen!
Kleine Krankenhäuser könnten die erforderliche medizinische Qualität zumeist nicht bieten. „Als Patient möchten Sie dort auch nicht unbedingt behandelt werden. Warum? Weil dort eine bestimmte Operation vielleicht nur zweimal im Jahr durchgeführt wird, während sie in einer spezialisierten Klinik zweimal am Tag gemacht wird.“ Niemand wolle in eine Klinik, die gerade einmal die Mindestmenge einer bestimmten Operation erfülle. „Ich glaube, wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass alles fußläufig erreichbar sein muss. Es bringt niemandem etwas, ein Krankenhaus zu erhalten, nur um das Pseudo-Gefühl zu vermitteln, die Menschen seien gut versorgt, wenn aber in Wirklichkeit die medizinische Qualität gar nicht stimmt.“
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Die Folgen der anhaltenden Corona-Pandemie für die Krankenhäuser sieht die frühere Leiterin der Hamburger Asklepios-Notaufnahmen entspannter. „Wir haben in ersten Studien gesehen, dass die neue Variante nicht mit mehr Hospitalisierungen einhergeht. Auf unseren Hamburger Intensivstationen etwa liegt derzeit kein Patient wegen Corona. Ich wünsche mir eine gesündere Normalität im Umgang mit Corona, einen etwas pragmatischeren Ansatz.“ Angesichts strenger Quarantäneregeln solle man sich „etwas mehr an den Nachbarländern orientieren, die das lockerer handhaben“.
Das komplette Interview mit Dr. Sara Sheikhzadeh lesen Sie in der Sonnabend-Ausgabe des Hamburger Abendblatts und bei abendblatt.de