Hamburg. Hintergrund des Verfahrens ist der Verdacht, dass Fröhlich Innensenator Andy Grote vor einer Durchsuchung schützte.
Gegen Hamburgs Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich läuft ein Disziplinarverfahren im Zusammenhang mit dem Verdacht, er könne eine Durchsuchung bei Innensenator Andy Grote (SPD) verhindert haben. Das teilt die Justizbehörde am Freitag mit. Fröhlich selbst habe das Verfahren beantragt.
Kartenaffäre: Disziplinarverfahren gegen Generalstaatsanwalt
Die Behörde als Dienstherr Friedrichs will damit nicht nur die Vorwürfe gegen Fröhlich aufklären, sie komme "zugleich ihrer Fürsorgepflicht nach, da der Bedienstete entlastet wird, falls sich der Verdacht eines Dienstvergehens nicht bestätigt".
Zur Durchführung des Verfahrens soll eine außenstehende Person berufen werden, "die unabhängig die Ermittlungen führt", heißt es weiter. Diese hat in ihrer Funktion "weitreichende Befugnisse", wie die Behörde erläutert: "Zur Beweiserhebung kann die Person insbesondere schriftliche dienstliche Auskünfte einholen, Zeug:innen und Sachverständige vernehmen oder deren schriftliche Äußerung einholen und Einsicht in Akten nehmen. Sie kann auch Aufzeichnungen mit dienstlichem Bezug herausverlangen."
Kartenaffäre: Fröhlich befürchtete "politische Krise" bei Durchsuchung
Hintergrund des Verfahrens ist ein interner Vermerk der Staatsanwaltschaft auf dem Jahr 2019, der dem Abendblatt vorliegt. Aus diesem geht hervor, dass Fröhlich sich trotz der Bedenken der anderen Teilnehmer einer Dienstbesprechung gegen Hausdurchsuchungen bei Grote sowie dem damaligen parteilosen Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer entschloss.
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Laut Vermerk sagte Fröhlich, er nehme in Kauf, dass möglicherweise Beweise für Straftaten verloren gingen, da es andernfalls zu einer "politischen Krise" komme. Außerdem wäre die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft gefährdet.
Gegen Durchsuchungen in den Geschäftsräumen des FC St. Pauli sowie bei den ehemaligen Geschäftsführern des Vereins, Andreas Rettig und Michael Meeske, hatte Fröhlich anscheinend keine Bedenken. Ermittelt wurde wegen des Verdachts der Vorteilsnahme im Amt, weil Grote – seinerzeit noch Bezirksamtsleiter Mitte –, Horch und Meyer in den Jahren 2013 bis 2016 teure VIP-Karten vom FC St. Pauli angenommen haben sollen.