Am Wochenende macht der Hafen blau – im Wortsinn. Zu den Cruise Days beleuchtet Michael Batz die Stadt einmal mehr tiefblau.

Man schrieb das Jahr 2008, als in Hamburg erstmals der Hafen blau zu leuchten begann. Verantwortlich war der Lichtkünstler Michael Batz, der schon zwei Jahre zuvor, bei der Fußball-WM in Deutschland, mit seinen Lichttoren in der Stadt für Aufsehen gesorgt hatte.

Was als Kunstprojekt vor nunmehr 14 Jahren folgte, nannte sich Blue Port Hamburg. Mehr als 30 prägnante Positionen wurden damals in blaues Licht getaucht, selbst die Köhlbrandbrücke, ein Raddampfer auf der Elbe, der große Kran vor der damals noch nicht eröffneten Elbphilharmonie und der Michel erstrahlten plötzlich nachts in dieser Farbe.

Cruise Days und Blue Port: Alles, was man zum Spektakel wissen muss

Insgesamt 1600 Leuchtstoffröhren hatte Batz damals dafür eingesetzt, zudem 250 LED-Stäbe und 280 Hochleistungsscheinwerfer mit 1800 bis 2000 Watt. Eine Truppe von 25 Technikern der Moorfleeter Firma Procon brauchte zwei Wochen, um alle Leuchtquellen gut und sicher zu befestigen.

Seither ist der Blue Port in Hamburg fast schon zur Tradition geworden. Immer, wenn sich Kreuzfahrtschiffe und deren Fans im Hafen zu den Cruise Days treffen, wird das blaue Licht wieder installiert und angeknipst, wenngleich nicht immer in identischer Verteilung. So ist es, nach der Corona-Zwangspause, nun auch in diesem Jahr: Anlässlich der am Freitag startenden Cruise Days werden Flaneure den Hamburger Hafen wieder in magischem Licht erleben. Und sich bei einem nächtlichen Spaziergang an der Elbe selbst ein Bild machen können. Was man zu dem Event noch wissen muss:

Wie lange laufen die Cruise Days und wie lange der Blue Port?

Die „Cruise Days“ haben am Freitag, den 19. August um 14 Uhr begonnen und enden am Sonntag, den 21. August um 20 Uhr. Der Blue Port hingegen ist noch länger zu sehen, die blauen Lichtinstallationen sollen bis zum 28. August angeschaltet bleiben. Es ist bereits das achte Mal, dass Hamburg einen Blue Port hat. Das Auslaufen der „Queen Mary 2“, deren „Heimathafen der Herzen“ Hamburg bekanntlich ist, findet schon am Freitag statt, sie kommt erst – dann außerhalb der Cruise Days – erst am 16. Oktober wieder zurück. Wer die „Königin“ verabschieden will, sollte wissen: Die „Queen Mary 2“ wird in Steinwerder starten und sich gegen 21 Uhr neben der Elbphilharmonie positionieren. In einer besonderen Choreographie wird sie dann beim Auslaufen den Hafen erleuchten lassen und den Blue Port eröffnen.

Wo hat Michael Batz in diesem Jahr sein blaues Licht installiert?

2022 sind folgende Objekte im Programm des Blue Port Hamburg illuminiert: Historische Elbbrücke, Kugelleuchten von Speicherstadt bis Fischmark, die Elbphilharmonie, hyWax, Steinweg, Stage Theater, Columbushaus, Kehrwiederspitze, Überseebrücke, „Cap San Diego“, „Rickmers Rickmers“ Viadukt Baumwall, Landungsbrücken, Blockbräu, Hafenklub, Blohm + Voss, Tollerort Terminal, Burchardkai, Hadag-Fähren, Schlepper von Bugsier und Fairplay, Chilehaus, Hamburg Süd Haus, Möhrle App Luther, Augustinum, Nautische Zentrale, Michel-Turm, Hadag-Gebäude, Strandkai, Hansahafen, Cruise Center Altona und (angefragt) Hamburg Wasser.

Gibt es einen Platz, von dem man den Blue Port besonders gut sehen kann?

Hierzu gibt Lichtkünstler Michael Batz folgenden Rat: „Einen ,besten’ Standpunkt gibt es nicht. Ich empfehle: In die Boote, aufs Wasser! Oder einfach flanieren. Hamburg ist (fast) überall schön.“

Welche Schiffe nehmen denn diesmal an den Cruise Days teil?

Man muss ehrlich sein: So imposant wie in früheren Zeiten, als schon mal 13 Schiffe teilnahmen und eine halbe Million Zuschauer kamen, werden die Cruise Days 2022 nicht sein. Die Veranstaltung holt ja ja jene von 2021 nach und wurde recht kurzfristig organisiert, als viele Routenpläne der Reedereien bereits fixiert waren.

So sind es diesmal nur fünf Hochseeschiffe, die mitmachen: die „Aida Prima“ und „Aida Sol“, die „Queen Mary 2“, die „MSC Magnifica“ sowie die MS „Otto Sverdrup“ von Hurtigruten. Zudem ist am Sonnabend nicht nur die Cunard-Königin bereits entschwunden, sondern auch das norwegische Expeditionsschiff. Dieses fährt übrigens regelmäßig von Hamburg nach Norwegen und zurück und ist jeweils rund zwei Wochen lang unterwegs. „Die Norwegen-Expeditionen bieten die ideale Möglichkeit, Hurtigruten und unsere Heimat – die norwegische Küste – auf eine neue Art kennenzulernen“, sagt Heiko Jensen von der Hurtigruten Group.

Gibt es einen besonderen Höhepunkt bei den Cruise Days?

Ja, den gibt es, auch wenn keine traditionelle Parade auf der Elbe zu sehen sein wird. Vor dem Hintergrund des Blue Port Hamburg findet am Sonnabend ab 22.35 Uhr „ein abendliches Rendezvous zweier imposanter Kreuzfahrtschiffe“ statt, wie die Veranstalter versprechen. In einer künstlerischen Inszenierung mit Licht, Drohnen und Musik werden ,Aida Prima’ und ,MSC Magnifica’ zwischen der Elbphilharmonie und den Landungsbrücken multimedial in Szene gesetzt.

Das sei dann „Atmosphäre pur, ein eindrucksvoller Pas de deux zweier imposanter Kreuzfahrtriesen, übersetzt in Bilder tänzerischer Leichtigkeit“, heißt es. Etwas weniger blumig ausgedrückt: Man dürfte schon etwas Fernweh bekommen, wenn die zwei Kreuzfahrtschiffe Hamburg verlassen.

Welche Straßen werden gesperrt sein?

Landungsbrückenvorplatz und die südliche Niederbaumbrücke in Richtung Speicherstadt/HafenCity sind während der Cruise Days (weitgehend) gesperrt. Zudem kann es bei erhöhtem Besucheraufkommen am Veranstaltungswochenende zu einer Sperrung des Straßenzugs Bei den St. Pauli Landungsbrücken und Rödingsmarkt kommen.

Darüber hinaus kann es zu weiteren Sperrungen kommen – auch abseits der Cruise Days. In Hamburg ist an diesem Wochenende einiges los.

Was kann man außer den Schiffen noch sehen von den Reedereien?

Aida, Cunard und MSC sind nicht nur mit ihren Schiffen, sondern auch an Land vertreten. Auf der Kehrwiederspitze hat Aida eine „Urlaubswelt“ mit Beach-Club-Atmosphäre aufgebaut, in der Gewinnspiele, Aktionen für Kinder, eine Info-Rallye zum Thema Nachhaltigkeit und Kreuzfahrt sowie Fingerfood von Gourmetpatin Felicitas Then zu erwarten sind. Wer wissen will, wie es an Bord eines Schiffes aussieht, kann einen Blick in eine originalgetreue Showkabine der „Aida Cosma“ werfen, dem neusten Aida-Schiff.

Die „Aida Prima“ ist schon oft in Hamburg gewesen und läuft am Sonnabend aus.
Die „Aida Prima“ ist schon oft in Hamburg gewesen und läuft am Sonnabend aus. © Markus Tischler/IMAGO

Cunard schickt einen Show-Truck nach Hamburg, der neben allerlei Infos auch ein Gewinnspiel und eine Partie Shuffleboard verspricht. MSC Cruises ist ebenfalls prominent präsent, und zwar auf der neuen Flutschutzmauer. seiner Promenade. Versprochen werden „Electro Swing unter dem Magic Sky zum Zuhören und Mittanzen“ sowie gastronomische Genüsse aus Überseecontainern. Zudem gibt es für Neubuchungen Rabatt, Jobsuchende können sich über die Arbeit an Bord informieren. Der Stand des Kreuzfahrtspezialisten Nicko Cruises liegt auf Höhe des Feuerschiffs. Dort geht es einerseits um Hochsee-Abenteuer mit Schiffen wie „World Voyager“ und „Vasco da Gama“, aber auch um das Thema Flussreisen. Besucher können entweder zwei Mitfahrten auf hoher See gewinnen.

Wie wirkt sich die aktuelle Energiekrise auf Cruise Days und Blue Port aus?

Verglichen mit früheren Blue Ports wurde die illuminierte Fläche um 30 Prozent verkleinert. 4000 Lichtpunkte weniger werden es sein und Airbus sowie Speicherstadt dunkel bleiben. Zudem brennen die Lichter nicht mehr die ganze Nacht, sondern werden per Zeitschaltung gegen 1 Uhr abgeschaltet. Die teilnehmenden Schiffe sind wegen der Cruise Days keine besonderen Umwege gefahren, sondern haben Hamburg in eine reguläre, längerfristige Routenplanung eingebaut.

Auch die „MSC Magnifica“ hat schon mehrfach an den Cruise Days teilgenommen. Sie läuft ebenfalls Sonnabend aus.
Auch die „MSC Magnifica“ hat schon mehrfach an den Cruise Days teilgenommen. Sie läuft ebenfalls Sonnabend aus. © picture alliance / Petra Schumac

Nachhaltigkeit sei ein wichtiges Thema rund um das Event, sagte Uwe Bergmann, der Co-Veranstalter der Cruise Days ist. Es finde aus Zeitgründen diesmal zwar nicht auf der großen Bühne statt, im Programm der nächsten Ausgabe 2023, die wieder mit Parade und mehr Schiffen geplant ist, solle das Thema aber deutlich präsenter sein. Nicht jedem gefällt es, wenn der Hafen zur Schiffsshowbühne wird: Vor drei Jahren nutzten Umweltschützer, Klimaaktivisten, Parteien und Gewerkschaften die Großveranstaltung, um gegen die Kreuzschifffahrt zu protestieren.

Welche Bühnen und Sonderflächen stehen noch an der Elbe?

Rock Antenne und Studio Hamburg produzieren vor Ort eine Livesendung, auf einer großen Videowand stellen Reedereien Impressionen aus der Kreuzfahrt vor. Es gibt nahe den Landungsbrücken einen Cruise-Days-Biergarten, eine Salsa-Bühne und eine E-Bike-Teststrecke. Zudem sollen an allen Veranstaltungstagen Walking Acts, Kleinkünstler und Musiker, die sich unter die Gäste mischen, für Überraschungen sorgen.

Gibt es auch ein großes Feuerwerk?

Anders als in früheren Jahren, in denen viele Reedereien eigene Feuerwerke zum Auslaufen ihrer Schiffe gezündet hatten, wird es diesmal keine derartigen Pyro-Shows geben. Mit Hinblick auf den Krieg in der Ukraine hätten sich die Veranstalter dazu entschlossen, aus Solidarität kein Feuerwerk zu entzünden, hieß es.