Hamburg. Ärzte und Apotheker wenden sich gegen Finanzinvestoren und Privatkapitalgeber. Ärztechef Emami greift Vorschlag der KV auf.
Die Hamburger Ärzte und Apotheker wenden sich mit einem eindringlichen politischen Appell gegen den Einfluss von Finanzinvestoren und Privatkapitalgebern auf das Gesundheitswesen. Das Wohl der Patientinnen und Patienten und die niedergelassenen Praxen seien durch renditeorientierte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) gefährdet.
Ärztekammerpräsident Dr. Pedram Emami sagte am Mittwochabend beim Sommerabend im Anglo-German Club an der Außenalster: „Wir nehmen in den vergangenen zwei bis drei Jahren wahr, dass Arztpraxen vermehrt von Investoren aufgekauft werden. Bei den Zahnarztpraxen ist inzwischen schon über ein Viertel aller MVZ in der Hand solcher Gesellschaften. In den anderen Heilberufen ist die Entwicklung nach unserem Eindruck vergleichbar.“
Das Abendblatt hatte mehrfach über die Übernahmen in Hamburg berichtet. Einige Fachgruppen befinden sich bereits mehrheitlich in der Hand von Kapitalgebern.
Hamburger Ärzte wollen Einfluss von Investoren begrenzen
Emami sprach in diesem Fall für alle Heilberufekammern, also auch die Psychotherapeuten, Apotheker und Tierärzte. Er sagte, die Kammern begrüßten die von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erwähnte Forderung der Landesgesundheitsminister an den Bund, wegen der möglichen Gefährdung des Patientenwohls umgehend gesetzgeberische Schritte zu unternehmen. Das könnten auch Regeln sein, die es Privatinvestoren schwieriger machten, MVZ zu übernehmen oder zu gründen. „Zudem sollten die Besitzverhältnisse deutlich gemacht werden“, sagte Emami und unterstützte eine Forderung der Kassenärztlichen Vereinigung, die sich seit Langem für Hinweise auf die Eigner an Praxisschildern starkmacht.
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Tschentscher war ebenfalls zu dem Sommerfest geladen. Er sagte laut vorab verteilter Mitteilung, dass die Heilberufe durch die Corona-Pandemie extrem gefordert gewesen seien. Die Kammern seien „eine starke Stimme für unser Gesundheitswesen und für die Patientinnen und Patienten“. Hamburg habe zuletzt bei der Gesundheitsministerkonferenz im Juni das Bundesgesundheitsministerium aufgefordert, „Regelungen zu treffen, um die Aktivitäten von Fremdinvestoren mit ausschließlichen Kapitalinteressen im Gesundheitswesen“ zu begrenzen, hieß es.