Hamburg. Bei den Blockaden am Sonnabend kam es zu Zusammenstößen: Mehr als 60 Klimaaktivisten und 37 Polizisten wurden verletzt.

Während der Blockade-Aktionen des Hamburger Klimacamps sind bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Klimaaktivisten 37 Beamte und mehr als 60 Demonstrierende verletzt worden. Protestierende von Ende Gelände und anderen linkspolitischen Bündnissen besetzten am Sonnabend die Verkehrswege des Hafens, um für Klimagerechtigkeit zu demonstrieren. Bei den Räumungen setzte die Polizei Pfefferspray, Schlagstöcke und Wasserwerfer ein. Zudem wirft die Polizei den Aktivisten vor, ebenfalls Pfefferspray benutzt zu haben.

Klima-Proteste: Mehrere Aktivisten ins Krankhaus gebracht

Über die Schwere der Verletzungen bei den Polizisten lägen noch keine Informationen vor, so die Polizei Hamburg am Montag. Unter den Aktivisten seien mehrere hundert Demonstranten nach einem Pfefferspray-Einsatz versorgt worden, zudem seien mehrfach verletzte Aktivisten mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht worden, so die Organisation Ende Gelände. Die Aktivisten gehen davon aus, dass mehr als 60 Demonstranten verletzt wurden, da sich nicht alle Betroffenen melden würden.

58 Protestierende hatte die Polizei in Gewahrsam genommen, alle seien inzwischen wieder freigelassen worden. Zudem hätten die Beamten in 526 Fällen die Personalien aufgenommen.

Am Sonnabend hatten mehrere hundert Demonstrierende die Bahngleise der Hamburger Hafenbehörde im Stadtteil Hausbruch lahmgelegt. Auf der Köhlbrandbrücke hatten sich Demonstranten mit den Armen in einer Badewanne auf der Fahrbahn einbetoniert. Zudem besetzten dutzende Aktivisten auch die Kattwykbrücke: Hier kam es zu einem umstrittenen Einsatz der Polizei im Zusammenhang mit der Verwendung von Pfefferspray, welches neben Schlagstöcken und Wasserwerfern benutzt wurde.

Streit auf Twitter: Polizei Hamburg belastet Aktivisten

Entfacht wurde die Auseinandersetzung durch einen Tweet der Polizei Hamburg am Sonnabend: Mehrere Aktivisten sollen Pfefferspray an der Kattwykbrücke verwendet haben, wobei 15 Beamte verletzt worden seien. Das Bündnis Ende Gelände antwortete daraufhin mit einem Video, in dem eine Beamtin zu sehen ist, die erst einen Schlagstock gegen Demonstranten verwendete und dann auch Pfefferspray: Sie habe sich durch den Wind damit selbst verletzt, die Polizei Hamburg verbreite Fake News, teilten die Aktivisten mit. Auch andere Twitter-Nutzende diskutierten heftig über den Vorfall.

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Die Polizei reagierte daraufhin am Sonntag mit einem weiteren Tweet, in dem sie die Versammlungsfreiheit als "hohes Gut" bezeichnete. Die Einsatzkräfte seien bei der Räumung, bei welcher Schlagstöcke und Pfefferspray benutzt wurden, von den Aktivisten ebenfalls mit einem solchen Spray angegriffen worden. Zudem seien die Beamten durch entstandene "Aerosolwolken" womöglich Opfer ihres eigenen Pfefferspray-Einsatzes geworden – Fake-News habe sie jedoch nicht verbreitet.

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Dass Beamte sich selbst durch den Einsatz von Pfefferspray verletzen komme vor, so Polizeisprecherin Sandra Levgrün. „Das hat aber nichts damit zu tun, dass zunächst aus den Reihen der Demonstranten Pfefferspray gegen Polizeibeamte eingesetzt wurde“, so Levgrün.

Ende Gelände kritisiert Polizei-Gewalt bei Demos

Die Organisatoren kritisieren die Polizeigewalt als „Willkür“ gegen die Klimaproteste. Durch Einsatz von Schlagstöcken, Reizgas, Schmerzgriffen sowie Schläge und Tritte seien mehrere Demonstranten schwer verletzt worden – einige mussten laut einer Mitteilung von Ende Gelände ins Krankenhaus. Besonders problematisch sei, dass die Polizei Sanitäterinnen und Sanitäter nicht schnell genug zu verletzten Personen durchgelassen hätten. Zudem sollen die Beamten bei über 30 Grad Trinkwasser verweigert sowie Sonnenschutz konfisziert haben, so Ende Gelände.

"Die Polizei hat eine bewusstlose Person für mindestens 20 Minuten in der prallen Sonne liegen lassen und unterstellt, sie würde simulieren", so Luca Schöller von den Demo-Sanitätern. Erst nach mehrfacher Aufforderung sei ein Rettungsdienst gerufen worden. "Die Polizei hatte unsere Einschätzung bis zur Bestätigung der akuten Lebensgefahr durch eine Polizeiarzt ignoriert," so Schöller.

Polizei Hamburg: Protestaktionen seien keine legitimen Mittel

Kritik an der Polizei kam auch aus der grünen Bürgerschaftsfraktion. „Aus meiner Sicht als parlamentarische Beobachtung war der Polizeieinsatz rund um @Ende__Gelaende in etlichen Punkten unverhältnismäßig“, twitterte die Grünenabgeordnete Miriam Block.

Ende Gelände hatte im Rahmen des Klimacamps angekündigt, mit vielen Aktionen des Zivilen Ungehorsams für Klimagerechtigkeit zu demonstrieren. Polizeisprecherin Levgrün betont: "Die Aktionen finden da ein Ende, wo Straftaten begangen werden." Angriffe auf die Infrastruktur seien Sachbeschädigungen, das Festkleben auf Fahrbahnen oder Bahngleisen Nötigung und der Versuch, eine Polizeikette zu durchbrechen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Klima-Aktivisten die am Sonnabend aus Protest Gleise im Hamburger Hafen besetzt haben, werden einzeln von Polizeibeamten von den Gleisen getragen.
Klima-Aktivisten die am Sonnabend aus Protest Gleise im Hamburger Hafen besetzt haben, werden einzeln von Polizeibeamten von den Gleisen getragen. © picture alliance/dpa | Markus Scholz

Vom 9. bis 14. August fand in Hamburg das Klimacamp statt. Das Bündnis aus linken und klimapolitischen Gruppen fordert mehr Klimagerechtigkeit. Sie kritisieren unter anderem, dass Öl- und Gaskonzerne von der Krise profitieren würden. „Während steigende Preise und die fossile Inflation für viele Menschen zum Armutsrisiko werden, verzeichnet die Öl- und Gasindustrie Milliardengewinne“, so Ende Gelände.