Hamburg. Das Camp beginnt zwar erst am Dienstag. Doch schon am Montag starteten Aktivisten die erste aufsehenerregende Aktion.
Schon bevor die Klimawoche am Dienstag offiziell beginnt, gab es am Montag die ersten Aktion: An der Fassade der Elbphilharmonie seilten sich gegen 11.20 Uhr vier Personen von der Plaza an und entrollten zwei sechs mal 13 Meter große Transparente am Konzerthaus. Dabei wurden sie von der Plaza aus von mehreren Personen gesichert. Das könnte erst ein Vorgeschmack sein: Die Polizei rechnet in den kommenden Tagen mit zahlreichen weiteren Aktionen, die vor allem das Ziel haben, den Verkehr zu behindern.
Während die vier Demonstranten an der Fassade der Elbphilharmonie noch hingen, begann im Polizeipräsidium die Einsatzbesprechung für die Klimawoche, die bis zum 15. August laufen soll. Von Dienstag an wird der Führungsstab der Polizei bis durchgehend besetzt sein – bis zum kommenden Montag. Die Polizei rechnet mit bis zu 6000 Teilnehmern, von denen viele im Klimacamp in Lurup ihre Zelte aufschlagen dürften. Unter ihnen sind nach Einschätzung der Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes auch rund 150 gewaltbereiten Teilnehmer.
Polizei Hamburg rechnet mit weiteren Protesten im Hafen
Nach der Transparententrollung an der Elbphilharmonie, an der die Organisation „Robin Wood“ und die beiden nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes linksextremistisch beeinflussten Gruppen „Ende Gelände“ und „Gegenstrom Hamburg“, beteiligt waren, rechnet die Polizei jetzt vermehrt mit vielen verschiedenen Aktionen einzelner Gruppen, beispielsweise Straßenblockaden und weitere Formen zivilen Ungehorsams. Was das Ziel ist, formuliert eine Sprecher der Szene so: Man wolle den „kapitalistischen Normalzustand unterbrechen“ und sei gegen „Blutkohle“, die für Kraftwerke im Hafen umgeschlagen wird.
Neben den Hauptverkehrsadern der Hansestadt im Berufsverkehr dürfte deshalb der Hafen Ziel vieler Aktionen werden, da sich der Protest auch gegen den Bau von Flüssiggas-Terminals richtet, mit denen die Bundesregierung die Abhängigkeit von russischem Gas beenden und gleichzeitig den Energiekollaps verhindern will.
Klimaprotest: Große Demonstration am Mittwoch angekündigt
Wann und wo die Aktionen stattfinden werden, ist unbekannt. Die Polizei rechnet damit, dass die Teilnehmern einzeln oder in kleinen Gruppen zu Treffpunkten kommen werden. Besonders der Donnerstag dürfte nach der Auswertung der bisherigen Erkenntnisse der Tag mit den meisten Aktionen werden.
Am Mittwoch ist eine große Demonstration angekündigt, die um 16 Uhr an den Landungsbrücken startet und gegen 20.30 Uhr auf dem Rathausmarkt enden soll. Am Sonntag rund um die als Risikospiel eingestufte Begegnung des FC St. Pauli gegen Magdeburg wurden noch einmal fünf weitere Demonstrationen im Zusammenhang mit der Klimawoche angemeldet.
Klimacamp beginnt am Dienstag um 14 Uhr
Bereits am Montag schlugen einige Teilnehmer ihre Zelte im Volkspark auf und richteten sich ein. Die Stromversorgung und eine Internetverbindung stehen schon, während die Wasserversorgung weiter ausgebaut wird. Ob tatsächlich die erwarteten 6000 Teilnehmer kommen werden, sei unsicher. Der Höhepunkt des Teilnehmeraufkommens werde am Wochenende erwartet, so der Sprecher Sami Wiese.
Am Dienstag beginnt das Klimacamp offiziell gegen 14 Uhr. Genau könne das jedoch nicht gesagt werden, denn das große Zirkuszelt müsse erst noch von der Baubehörde abgenommen werden, so Sami Wiese. Auf die Teilnehmer warteten dann vor allem Workshops und weitere Bildungsangebote. Darüber hinaus soll eine alternative Lebensweise vorgelebt werden.
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Menschen aus der ganzen Welt reisen nach Hamburg, um an dem Klimacamp teilzunehmen. So auch eine Gruppe spanischer Klimaschützer. Die überwiegend aus Madrid kommenden Aktivisten sind über 31 Stunden mit dem Auto angereist, da sie das Fliegen vermeiden wollen. Zu ihnen gehört auch Hammer, der in Spanien als Koch arbeitet. „Das Kochen gibt mir meinen Lebensunterhalt, der Aktivismus gibt mir Leben“, so der 37-Jährige.
Auch „Seawolf“, so ihr Szene-Name, kommt aus Spanien und nimmt am Klimacamp teil. Sie kennt die Gruppe aus Madrid und ist in Hamburg dazugestoßen. Die 24-Jährige hat in ihrer Heimat Sportwissenschaften studiert. Seawolf erhofft sich vom Klimacamp, neue Leute kennenzulernen und helfen zu können. Sie ist bereits am Sonntag angekommen und wird bis zum Ende dort bleiben.
Auch aus vielen Teilen Deutschlands sind Menschen angereist, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen, wie zum Beispiel die Berlinerin Valentine. Wie bisher könne es nicht weiter gehen, findet die 67-Jährige. Es „braucht einen System Change“.