Hamburg. Bis zu 4,1 Millionen fehlerhafte Schnelltests wurden an Kitas ausgeliefert. Erboster Senator Rabe schimpft auf den Hersteller.

Wieder Ärger um Corona-Schnelltests in Hamburg: Die Sozialbehörde hat Tests des Herstellers Genrui in den Kitas zurückgerufen. Bei zwei Chargen komme es nach Angaben des Herstellers vermehrt zu falsch-positiven Ergebnissen, wie aus einem Schreiben der Sozialbehörde an die Eltern hervorgeht. Nun prüft der Senat rechtliche Schritte.

Eine der Chargen sei ab Oktober 2021 auch nach Hamburg ausgeliefert worden. "Wir können nicht mit Sicherheit ausschließen, dass Sie im vergangenen Jahr mit Tests aus der fehlerhaften Charge beliefert wurden. Daher bitten wir Sie, Testpakete mit der LOT-Nr. 20211008 nicht weiter zu verwenden", schreibt die Behörde an die Kitas. Hamburg habe gut 4,1 Millionen Schnelltests der fehlerhaften Charge erhalten, teilte die Sozialbehörde später mit.

Corona: Hamburg ruft Schnelltests an Kitas zurück

"Diese Produkte wurden schon zum größten Teil ausgeliefert oder verwendet. Restbestände sind noch im Lager", heißt es weiter. Die Tests der betroffenen Charge würden nun nicht mehr eingesetzt, versichert die Behörde. "Restmengen wurden gesperrt."

Der Hersteller habe aber versichert, dass Negativresultate durch den Fehler nicht beeinträchtigt sein. Ein falsch-positiver Test sei zwar ärgerlich, sagt Behördensprecher Martin Helfrich, aber weniger schlimm als falsch-negative Ergebnisse. Die Tests lösten quasi einen "falschen Alarm" aus. Die seit Januar zur Verfügung stehenden Tests des neuen Anbieters Siemens Healthcare gelten weiter als zuverlässig.

Corona-Tests in Kitas fehlerhaft – Rabe verärgert

Weniger versöhnlich äußerte sich später Schulsenator Ties Rabe. Der SPD-Politiker wird ungewohnt drastisch: „Die fehlerhaften Tests haben Kosten in Millionenhöhe verursacht und zahllose Schulgemeinschaften und Familien mit falschen Corona-Meldungen in Angst und Schrecken versetzt".

Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, dass der Hersteller "nach diesen gewaltigen Problemen jetzt lediglich eine schnodderige E-Mail in alle Welt verschickt, ohne sich um Wiedergutmachung und Schadenersatz zu bemühen", bemerkt Rabe und kündigt an: "Der Hamburger Senat prüft jetzt rechtliche Schritte."

Denn zuletzt hatte Rabe in seiner Behörde vermehrt mit den Tests des Herstellers zu kämpfen. Im Herbst hatten die Corona-Schnelltests von Genrui an Hamburgs Schulen zu einer Vielzahl von falschen Positivergebnissen geführt. Daraufhin wurde der Testanbieter zentral für alle Schulen der Stadt gewechselt.

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist angesichts der abermals fehlerhaften Corona-Tests verärgert.
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist angesichts der abermals fehlerhaften Corona-Tests verärgert. © dpa | Marcus Brandt

„Angesichts des vom Hersteller Genrui verursachten wochenlangen Ärgers und der vielen Nöte und Probleme in den Familien und Schulgemeinschaften hätte ich eine Entschuldigung und eine faire Wiedergutmachung erwartet", stellt Rabe klar. "Wir werden uns mit einer lapidaren E-Mail nicht zufrieden geben.“

Werden Corona-Tests zur Mangelware in Kitas?

Der Rückruf in den Kitas kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt in bislang ungeahnte Dimensionen, viele Einrichtungen wurden bereits geschlossen. Zudem werden offenbar nicht nur PCR-Tests zur Mangelware.

Denn eine ausreichende Zahl an Tests der Marke Siemens liegt nach Abendblatt-Informationen derzeit nicht in allen Kitas vor. In einem Schreiben einer Hamburger Einrichtung an die Eltern wurden diese dazu aufgerufen, offizielle Teststationen aufzusuchen, sollten ihnen die Siemens-Schnelltests ausgehen.

Die Sozialbehörde möchte die Bestände jedoch nach eigenen Angaben zeitnah überprüfen und gegebenenfalls reagieren: "Sofern ein Mangel besteht, werden die Einrichtungen noch früher beliefert als vorgesehen", so Helfrich.

Corona in Hamburg: FFP2-Maskenpflicht auch an Kitas

Wegen des dynamischen Infektionsgeschehens gelten in den Kitas zudem zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie aus dem Schreiben der Sozialbehörde hervorgeht: Von nun an können die Kita-Träger auch von den Eltern bzw. bringenden und abholenden Personen einfordern, eine FFP2-Maske zu tragen. Seit mehr als einer Woche gilt bereits eine FFP2-Maskenpflicht im HVV.