Hamburg. Behörde räumt Probleme an Schulen mit Tests einer Marke ein. Ein Ausbruch bei der Feuerwehr wäre beinahe gar nicht aufgefallen.
Dass Corona-Schnelltests unter Umständen nur bedingt verlässlich sind, zeigen nun auch Fälle bei der Feuer- und Rettungswache Stellingen. Deren Einsatzkräfte sind alle geimpft. Vor ihrem Arbeitsbeginn machen die Mitarbeitenden routinemäßig einen Schnelltest. So geschah es auch am vergangenen Dienstag. Das Ergebnis fiel bei allen 31 Diensthabenden negativ aus.
Weil in der vorigen Woche bei einem Kollegen Corona nachgewiesen worden war, seien am Dienstag allerdings auch PCR-Tests durchgeführt worden, erklärte ein Sprecher der Feuerwehr Hamburg. Noch am Abend wurden die 31 Proben am Bernhard-Nocht-Institut ausgewertet. Ergebnis: Zwölf Feuerwehrleute sind mit Corona infiziert. Sie müssen nun mindestens eine Woche in Quarantäne bleiben.
Falsche positive Tests an Schulen in Hamburg
Bei der Feuerwehr ging es um falsch negative Tests. Dagegen sorgen an Hamburgs Schulen weiterhin viele falsch positive Corona-Schnelltests für Ärger. Die Elternkammer verlangt nun einen „zügigen Austausch der derzeit an Hamburger Schulen verwendeten Schnelltests“, wie ihr stellvertretender Vorsitzender, Thomas Kegat, sagt.
Viele Eltern und Kinder seien verunsichert. „Für die von einem positiven Schnelltest betroffenen Schülerinnen und Schüler fordern wir dort, wo dies bisher nicht gewährleistet werden konnte, einen schnellen und ortsnahen Zugang zu PCR-Testungen, um die Zahl der versäumten Unterrichtsstunden und den organisatorischen Aufwand für die Familien so gering wie möglich zu halten.“
Neue Tests liefern mehr falsche Ergebnisse in Hamburg
Neue Corona-Schnelltests haben nach den Herbstferien an Hamburgs Schulen zu einer Vielzahl von falschen Positivergebnissen geführt. Von rund 200.000 am ersten Schultag durchgeführten Tests seien die Ergebnisse bei 287 Schülerinnen und Schülern sowie sieben Schulbeschäftigten positiv ausgefallen, sagte der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht, vor einer Woche. Weniger als ein Drittel dieser Ergebnisse seien später durch einen PCR-Test bestätigt worden, zwei Drittel nicht.
Die Schulbehörde macht Probleme bei der Handhabung der neuen Tests mit für die hohe Fehlerquote verantwortlich. Auch Uta Köhne, Leiterin des internen Corona-Arbeitsstabes der Schulbehörde, räumte das Problem in einem Schreiben ein.
Genrui-Schnelltests melden häufig Corona-Infektion
„Die zurzeit eingesetzten Schnelltests der Marke Genrui melden offensichtlich sehr häufig eine Corona-Infektion, die sich bei der Überprüfung mit einem PCR-Test nicht bestätigt. Diese hohe Zahl von ,falsch-positiven‘ Meldungen verunsichert die Schulgemeinschaften und führt zu zahlreichen Rückmeldungen von Schulen und Eltern“, heißt es in ihrem Schreiben. „Das nehmen wir sehr ernst.“ Leider könne man nicht kurzfristig die erforderlichen Mengen von Millionen anderen Schnelltests für die Schulen beschaffen.
Über den Wechsel des Test-Anbieters hatte nicht die Schulbehörde entschieden, sondern zentral für alle staatlichen Einrichtungen in Hamburg die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz im Rahmen einer Ausschreibung.
Hamburg: Schulbehörde bemüht sich um Alternativen
Die Schulen sollten erneut darauf hinweisen, dass der Genrui-Test anders zu bedienen sei als die früheren Tests, so Uta Köhne in ihrem Schreiben. „Alle Schülerinnen und Schüler, die mit einem Genrui-Test mehr als einmal ein falsch-positives Schnelltestergebnis hatten, sollten künftig ausschließlich mit einem Schnelltest der Marke Lyher getestet werden.“ Von diesen Tests gebe es noch ein Restkontingent.
„Da wir zurzeit nicht wissen, ob andere Schnelltests unter den jetzigen Rahmenbedingungen zuverlässigere Ergebnisse produzieren, werden wir parallel an drei Schulen (Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium) mit vergleichsweise hohen Meldungen von falsch-positiven Schnelltestergebnissen versuchsweise für eine begrenzte Zeit ausschließlich Tests der Marke Lyher einsetzen, um einen Vergleichsmaßstab zu erhalten“, erklärte Köhne.
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Die Schulbehörde begründet den weiteren Einsatz von Genrui-Tests damit, dass sie nicht kurzfristig andere Tests beschaffen könne, sich aber darum bemühe. „Die Schulbehörde muss ihre Hausaufgaben machen“, sagte Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg. Sich zu „bemühen“ reiche nicht.
Besser Corona-Schnelltests als gar keine Tests
„Schnelltests sind bei Weitem nicht so akkurat wie PCR-Tests. Erstere liefern wesentlich mehr falsch-negative und auch falsch-positive Ergebnisse“, sagte Prof. Adam Grundhoff vom Hamburger Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) auf Anfrage. Dennoch sei es natürlich besser, Corona-Schnelltests durchzuführen, als gar keine Tests vorzuhalten. „Man muss sich nur im Klaren sein, dass Schnelltests nicht vollkommen verlässlich sind“, sagte Grundhoff.
Unterdessen stagniert Hamburgs Corona-Inzidenz. Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen am Mittwoch mit 124,9 an, nach 125,1 am Dienstag und 107 vor einer Woche. 383 Neuinfektionen wurden am Mittwoch gemeldet, das waren 110 mehr als am Dienstag, aber fünf weniger als vor einer Woche. In Hamburger Kliniken wurden mit Stand Dienstag 139 Covid-19-Patienten behandelt, drei weniger als am Vortag. Auf den Intensivstationen lagen 43 Corona-Kranke, vier mehr als am Montag.