Hamburg. Bilanz der Deutschen Flugsicherung: Zahl der Sichtungen am Flughafen Hamburg seit Jahren gleich hoch – anders als im Bundestrend.

Die Pandemie-Delle ist klar zu erkennen: Im deutschen Luftverkehr rund um die größeren Flughäfen ist die Zahl der Zwischenfälle mit Drohnen, die zur Gefahr für ab- oder anfliegende Jets werden können, zunächst zurückgegangen. Das hat auch mit dem Entdecken dieser unbekannten Flugobjekte zu tun. Zumeist werden Drohnen von den Cockpit-Besatzungen gesichtet und gemeldet. Und Pilotinnen und Piloten sind aufgrund der Pandemie deutlich seltener geflogen.

Auch aus dem Tower oder von Flughafen-Mitarbeitern werden Drohnen entdeckt. Gegen den Trend jedoch ist die Zahl der Drohnen-Sichtungen um den Hamburger Flughafen in Fuhlsbüttel in den vergangenen drei Jahren gleichgeblieben. Das geht aus Zahlen der Deutschen Flugsicherung hervor, die dem Abendblatt vorliegen.

Drohnen am Flughafen Hamburg: Zahl der Zwischenfälle gleich hoch

Je zehn dieser gefährlichen Annäherungen von Verkehrsflugzeug und Drohne wurden für Hamburg in 2019, 2020 und bislang für 2021 gemeldet (Zahlen bis November). Deutschlandweit waren es nach dem Höchststand 2018 (158 Sichtungen) im Jahr 2019 insgesamt 127 Fälle, 2020 dann 92 und in diesem Jahr bisher 127 Fälle. Das sind nur die gemeldeten Drohnensichtungen. Nach Angaben einer Sprecherin der Flugsicherung kann es deutlich mehr Fälle gegeben haben.

Eine Eurowings-Maschine auf dem Hamburger Flughafen.
Eine Eurowings-Maschine auf dem Hamburger Flughafen. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Die meisten Drohnen in Flughafennähe wurden 2021 in Leipzig gesichtet (16). Doch das kann mit einer Veranstaltung im dortigen Umfeld zusammenhängen. In Frankfurt waren es 2021 insgesamt 14 Fälle, am Köln/Bonn Airport 12. Nach Hamburg folgt Düsseldorf auf Platz fünf mit neun Fällen.

Eurowings-Pilot mit Laserpointer geblendet

Auch wenn es zuletzt erneut einen Fall in Hamburg bei einer Maschine von Eurowings gegeben hat, ist die Zahl der Piloten-Blendungen mit Laserpointern im Gebiet der Deutschen Flugsicherung tendenziell zurückgegangen. Im Jahr 2020 waren es 209 nach dem „Rekord“ von 720 im Jahr 2012 und sinkenden Zahlen in 2018 (426) und 2019 (362).

Unerlaubte Drohnenflüge und das Blenden von Flugkapitänen können bei einer Anklage als schwerwiegende, gefährliche Eingriffe in den Luftverkehr gewertet werden. Darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft. Über mehrere Monate hatte die Flugsicherung Drohnen-Detektionssysteme an den Flughäfen Frankfurt und München getestet, um „Störenfriede“ zu erkennen und Risiken für an- und abfliegende Maschinen zu minimieren.

Vom Radar werden sie nicht erfasst. Am Ende des Versuchs stand die Erkenntnis, dass es einfache Alarmsysteme nicht gebe, die für jeden Flughafen passen könnten. Drohnen-Zwischenfälle führen zu erheblichen Beeinträchtigungen im Flugverkehr. Zum Teil sind Umleitungen, Landebahn-Sperrungen und Verspätungen die Folge.

Hamburger Hafen: Drohnen erhalten einen Mikrochip

In Hamburg hat die Flugsicherung, die dazu bereits mit DHL eine Firma gegründet hat, sichere Drohnenflüge in einem verkehrsreichen, engen Raum getestet – im Hafen. Die Drohnen erhalten einen Mobilfunkchip und können so für andere Luftverkehrsteilnehmer sichtbar gemacht werden. Da sie günstiger und leiser als zum Beispiel Hubschrauber fliegen, werden Drohnen in Zukunft vermehrt Hochspannungsleitungen erkunden, Kleintransporte und Vermessungsarbeiten übernehmen sowie Polizei und Feuerwehr unterstützen. Die Flugsicherung bewertete die ersten Hamburger Tests im „U-Space Reallabor“ als positiv und Blaupause für andere europäische Städte.

Der Tower bei Airbus in Finkenwerder
Der Tower bei Airbus in Finkenwerder © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Der Hamburger Hafen eignete sich deshalb besonders gut als Testfeld, weil der innerstädtische Airport in Fuhlsbüttel vergleichsweise nah ist, große Containerschiffe einlaufen – und auch der Anflug auf den Airbus-Flughafen Finkenwerder meist unmittelbar über die Elbe führt.