Hamburg. Eine Ehrenrunde über die Hansestadt muss sein, dann fliegt Emirates den Riesen-Airbus nach Dubai. Die Fertigung ist damit eingestellt.

Der Schlussstrich unter das Kapitel A380 ist gezogen. Am Donnerstag wurde im Airbus-Werk auf Finkenwerder zum letzten Mal das größte Passagierflugzeug der Welt ausgeliefert. Emirates erhielt seine 123. Maschine des Typs und nahm allein fast die Hälfte aller 251 gebauten und an Kunden übergebenen Flieger ab. Laut Flightradar24 hob der Jet um 16.41 Uhr vom Werks- zum neuen Heimatflughafen in Dubai ab und drehte eine Extrarunde über Hamburg. Auf eine Zeremonie verzichtete die arabische Airline wegen der Corona-Lage.

Airbus-Chef Guillaume Faury nutzte den „Meilenstein bei der Auslieferung“, um im Namen aller Teams des Flugzeugbauers dem größten A380-Betreiber für sein „unerschütterliches Vertrauen“ und seine Partnerschaft zu danken. Der A380 habe mit neuen Maßstäben bezüglich Flug- und Reiseerlebnis das Leben vieler Passagiere berührt. „Ich bin zuversichtlich, dass dies auch in den kommenden Jahrzehnten bei Emirates der Fall sein wird“, so Faury. Emirates-Präsident Sir Tim Clark sprach nur von den „kommenden Jahren“, in denen der A380 das Flaggschiff in der Flotte bleiben und eine wichtige Säule der Flugpläne darstelle.

Airbus: Der letzte A380 verlässt Hamburg

Die Umweltschutzorganisation BUND kritisierte, der Riesenflieger sei von Anfang an ein Auslaufmodell gewesen. Er passe nicht in eine Zeit, in der Klimaschutz und massenhaftes Artensterben die drängendsten Probleme der Menschheit seien. Für nur 251 ausgelieferte Maschinen „wurde das weltweit einmalige Süßwasserwatt Mühlenberger Loch zerstört, ein Rastplatz für bis dahin Tausende nach Europarecht geschützter Zugvögel jedes Jahr“, sagte der stellvertretende Hamburger BUND-Vorsitzende Martin Mosel.

Rund ein Viertel der Fläche, die früher schon einmal für den Flugzeugbau ausgebaggert wurde, wurde Anfang des Jahrtausends zugeschüttet, um dort Gebäude zu errichten. Zudem monierte der BUND, dass für die geplante Frachterversion des A380 extra die Startbahn verlängert und dafür hochwertige Biotope zerstört worden seien.

Der Frachter wurde allerdings mangels Nachfrage nie gebaut. Auch für die Passagierversion gab es wegen starker Konkurrenzmodelle keine neuen Aufträge. Daher kündigte Airbus im Februar 2019 an, die Produktion einzustellen.

Qantas gibt Großauftrag für A320-Familie

Aus Australien lockt unterdessen ein Großauftrag. Man habe die Airbus-Familien A320 und A220 als bevorzugte Flugzeuge für die geplante Erneuerung der Mittelstreckenflotte ausgewählt, teilte die Fluglinie Qantas mit. Ende 2022 werde es wohl eine Festbestellung über 40 Maschinen geben. Diese teile sich auf 20 Flugzeuge der A220-Familie auf, die in Nordamerika gebaut wird, und auf 20 A321XLR, deren erste Maschinen derzeit auf Finkenwerder endmontiert werden. Bei dem neuen Modell wird ein Zusatztank in den Frachtraum eingebaut, der den Einsatz der 44,51 Meter langen Maschine dank extragroßer Reichweite (XLR) auf Langstrecken ermöglicht.

Zudem will sich Qantas Kaufoptionen über 94 weitere Jets bei Airbus sichern, die zu einem festen Preis innerhalb von zehn Jahren nach Bedarf gezogen werden. Damit wollen die Australier ihre in die Jahre gekommene Boeing-Flotte der Typen 737 und 717 ersetzen. Airbus scheint beim Großauftrag den US-Rivalen ausgestochen zu haben, der nach zwei Abstürzen und langem Flugverbot für die modernisierte 737 Max mit massiven Problemen kämpft. Die Airbus-Aktie legte am Donnerstag rund drei Prozent auf gut 103 Euro zu.