Norderstedt. Trotz “viel Unterstützung“ durch die Behörde zieht der Veranstalter die Reißleine. Welche Alternativen es in Norderstedt gibt.

Auch im zweiten Corona-Winter wird es in Norderstedt-Mitte keinen vierwöchigen Weihnachtsmarkt geben. Wie die Hamburger Bergmann-Gruppe als Veranstalter bestätigt, ist das „Wintervergnügen“ auf dem Vorplatz der Postfiliale ersatzlos abgesagt worden. Und zwar, weil das finanzielle Risiko nicht kalkulierbar sei.

Man habe zwar alle Varianten (2G, 2G plus, 3G) berücksichtigt, sagt Projektleiterin Jasmin Goldenbaum. „Man darf sich nichts vormachen, wir haben ja anderthalb Jahre Pandemie-Erfahrung. Aber wir haben in Norderstedt-Mitte nur einen kleinen Bereich zur Verfügung. Von behördlicher Seite hatten wir viel Unterstützung. Aber eine 3G-Regelung mit Mindestabstand hätten wir nicht durchführen können.“

Corona Schleswig-Holstein: Warum das Wintervergnügen Norderstedt ausfällt

Eine Beschränkung auf Geimpfte und Genesene wäre theoretisch zwar möglich gewesen, eventuell auch mit obligatorischem Negativtest. Die Stadt Norderstedt plant sogar unabhängig hiervon, möglichst schnell im Bereich des Rathauses in Zusammenarbeit mit einem externen Betreiber ein Testzentrum einzurichten – die Infrastruktur wäre also vorhanden gewesen. Doch für den Weihnachtsmarkt hätte das aufwendige Einlasskontrollen mit entsprechend mehr Personal erforderlich gemacht. Von einem lockeren Kommen und Gehen wäre keine Rede mehr gewesen.

Zudem ist nach jetzigem Stand nur ein Bürgertest pro Woche kostenlos. Bedeutet: Alle weiteren Abstriche würden wohl um die 15 Euro kosten – und davon wären auch alle ungeimpften Personen betroffen, die während der 29 Veranstaltungstage an den Ständen oder in der Organisation tätig gewesen wären. Ein weiterer Faktor war, dass nicht abschätzbar ist, inwieweit die Auflagen ab Dezember noch verschärft werden könnten – denn dass die Infektionszahlen plötzlich sinken, erwartet niemand.

Wintervergnügen fällt aus: "Die zusätzlichen Kosten sind nicht tragbar"

Thomas Will hatte als bisheriger – und wohl auch künftiger – Quartiersmanager in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt, um das „Wintervergnügen“ möglich zu machen. „Es sah gut aus, wir hatten Sponsoren akquiriert, die Verträge waren unterschrieben, alle hatten zugesagt. Jetzt musste ich allen Partnern sagen, dass es nicht stattfindet. Die zusätzlichen Kosten sind wirtschaftlich nicht tragbar.“

Ein Ausweichen auf den umgestalteten Rathausmarkt war keine Option. Erstens, weil hier der Wochenmarkt an Donnerstagen gesetzt ist – und zweitens, weil hier sowie im Rathaus am 3. und 4. Dezember bereits der traditionelle Weihnachts- und Kunsthandwerkermarkt stattfinden wird. Dieser setzt bisher auf 3G – und 2 Euro Eintritt.

Weihnachtsmärkte in Norderstedt: Welche Alternativen es gibt

Thomas Will ist über seine Agentur verantwortlich für den Weihnachtsmarkt im Feuerwehrmuseum vom 10. bis 12. Dezember. Momentan ist dieser als 2G-Veranstaltung konzipiert – allerdings alles ohne Gewähr. Will möchte hier die Beschlüsse der Ministerpräsidenten-Konferenz am Donnerstag abwarten. Denn dass Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther grünes Licht für Advents- und Weihnachtsmärkte gegeben hat, bedeutet eben nicht, dass Kiel auch Mehrkosten zahlt.

Während der Weihnachtsmarkt am Schmuggelstieg schon vor einigen Wochen abgesagt wurde, gibt es keine Zweifel an der Durchführbarkeit des Adventsmarktes rund um das Kulturwerk am Stadtpark vom 26. bis 28. November, der vielleicht auch zeitlich am günstigsten liegt. Veranstalter Oliver Hauschildt hat nun sein Konzept präsentiert – und gibt sich flexibel.

„Wir müssen als Veranstalter optimistisch sein“, sagt er. „Wir machen 3G. Und wir können jederzeit umstellen auf 2G plus oder 2G. Im Außenbereich gibt es keine Maskenpflicht, aber wir empfehlen, sie zu tragen. Und unsere Aussteller sind alle geimpft. Die Trends-Messe im August hat uns darin bestärkt, dass wir es bewerkstelligen können. Auch wenn der Personalaufwand hoch ist.“ Und so entschloss man sich zusammen mit den Sponsoren Anfang Oktober: „Wir ziehen es durch.“

Adventsmarkt bietet 70 Stände an drei Tagen

Am Freitag wird von 14 bis 21 Uhr nur der Außenbereich genutzt, am Sonnabend (11 bis 21 Uhr) und Sonntag (11 bis 18 Uhr) gibt es dann auch Stände im Kulturwerk. Eine Liste über alle Angebote gibt es online (advents-norderstedt.de). „Wir möchten den Handwerkskünstlern in dieser schwierigen Zeit ein gutes Geschäft ermöglichen“, sagt Oliver Hau­schildt. Insgesamt 70 Aussteller gibt es, das ist ungefähr so wie vor Corona.

Der Infektionsschutz des Kreises hat keine Besucherobergrenze vorgeschrieben. In der Vergangenheit seien an drei Tagen zusammengerechnet bis zu 8000 Menschen gekommen, so Hauschildt, aber mehr als 600 werden sich wohl nicht gleichzeitig im abgesperrten Bereich aufhalten. Seine Hoffnung: „Wir können eine schöne Zeit haben.“