Hamburg. Der Tag im Überblick: Hamburger Zahlen entwickeln sich positiv. Städtetag fordert mehr 2G. Kinder leiden unter Corona-Krise.

Immer mehr Veranstalter in Hamburg setzen in der Corona-Krise auf das 2G-Modell: Am Mittwoch gab die Staatsoper bekannt, dass ihre Aufführungen, die des Hamburg Balletts und die Konzerte des Philharmonischen Staatsorchester in der Elbphilharmonie bald nach 2G-Regeln stattfinden werden. Gleichzeitig zeigt eine neue Studie, wie sehr Kinder und Jugendliche unter der Krise und den damit verbundenen Einschränkungen leiden.

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Während die Bürgerschaft am Mittag die neue Corona-Verordnung diskutiert hat, wirbt Schleswig-Holstein weiter dafür, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Im nördlichsten Bundesland gelten inzwischen vergleichsweise wenige Einschränkungen.

Corona-News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 29. September:

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt minimal

In Schleswig-Holstein ist die Inzidenz minimal gesunken. Am Mittwoch betrug die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen 29,2 – nach 30,4 am Vortag. Innerhalb eines Tages wurden 146 neue Corona-Fälle registriert (Vortag: 215). In den Krankenhäusern werden 51 Covid-19-Patienten behandelt – das sind sechs Menschen mehr als am Dienstag. Davon liegen 19 auf Intensivstationen (+3). Seit Beginn der Pandemie sind unverändert 1685 Menschen am Coronavirus gestorben.

Negativer Spitzenreiter bei der Inzidenz ist weiterhin Neumünster mit einem Wert von 48,8. Den niedrigsten Wert verzeichnete Nordfriesland mit 4,2.

HSV stellt ebenfalls auf 2G-Modell um

Nach dem FC St. Pauli hat nun auch der Hamburger SV die Umstellung vom 3G- auf das 2G-Modell beschlossen: Wann das Volksparkstadion erstmals wieder ausverkauft sein könnte.

Impfteams: Regierung sieht Kreise in Verantwortung

Die niedersächsische Landesregierung hat die Verantwortung dafür zurückgewiesen, dass nur ein Drittel der geplanten mobilen Impfteams zum 1. Oktober einsatzbereit sind. Dies sei die Aufgabe der Landkreise und kreisfreien Städte, betonte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Oliver Grimm, am Mittwoch. „Wann es vor Ort genau losgeht, können wir nur bedingt beeinflussen“, sagte Grimm.

Wie hier auf einer Autobahnraststätte sollen mobile Impfteams im ganzen Land die Impfquote erhöhen.
Wie hier auf einer Autobahnraststätte sollen mobile Impfteams im ganzen Land die Impfquote erhöhen. © picture alliance

Der Erlass der Landesregierung sehe ein Impfteam pro 70.000 Einwohner vor, also landesweit rund 135 Teams. Wegen diverser logistischer Schwierigkeiten erwarte die Regierung aber zunächst nur, dass bis Mitte Oktober ein Team in jedem der 45 Landkreise und kreisfreien Städte aufgestellt werde. Bereits 39 haben dies zugesagt, betonte Grimm. Die übrigen Teams sollen nach dem Willen der Landesregierung spätestens bis Ende Oktober ihre Arbeit aufnehmen.

Die Verzögerungen ergäben sich auch daraus, dass der Bund seine Impfstofflieferungen zum 1. Oktober einstelle und die Kommunen den Impfstoff über Apotheken bestellen müssten. Diese behielten sich eine Lieferfrist von 13 Tagen vor.

Die Impfteams führen die Arbeit der Impfzentren fort, die zum 30. September ihren Betrieb einstellen und sollen jenen Menschen ein Impfangebot machen, die von Angeboten in Arztpraxen nicht erreicht werden.

2G: Oper, Ballett – und erstmals die Elbphilharmonie

Die Staatsoper Hamburg (Archivbild) sucht Komparsen.
Die Hamburgische Staatsoper setzt ab November auf 2G (Archivbild). © picture alliance

Die Hamburgische Staatsoper führt zum 1. November das 2G-Modell ein. Damit haben ab diesem Datum nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt zu allen Vorstellungen der Staatsoper und des Hamburg Ballett. Damit fallen aber auch Maskenpflicht und Abstandsgebote in Foyer und Zuschauerraum. Neben den Terminen im Großen Haus gilt die 2G-Regel auch für Konzerte des Philharmonischen Staatsorchesters in der Elbphilharmonie.

Bis zum 31. Oktober können alle Vorstellungen auch mit einem gültigen Testnachweis besucht werden. Ab November ist dies nur noch in der opera stabile möglich.

Schon vorher wird die Elbphilharmonie erstmals unter 2G-Regeln bespielt: Der Hamburger Pianosommer mit den vier Pianisten Sebastian Knauer, Martin Tingvall, Joja Wendt und Axel Zwingenberger am 12. Oktober ist um 20.00 Uhr im Großen Saal nur für Geimpfte und Genesene zugänglich. Der Saal kann voll belegt werden, die Maskenpflicht am Platz gilt aber nach wie vor – auch während des Konzerts.

Grundsätzlich werden die meisten Konzerte in der Elbphilharmonie derzeit auch für negativ Getestete veranstaltet. Sollten Besucherinnen oder Besucher den Hamburger Pianosommer unter 2G-Bedingungen nicht besuchen können, haben sie die Möglichkeit, ihre Eintrittskarten dort, wo sie gekauft wurden bis zum 1.10.2021 zurückzugeben.

Corona-Zahlen entwickeln sich überwiegend positiv

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in Hamburg am Mittwoch nach mehreren Tagen Anstieg wieder gesunken und liegt nun bei 61,9. Die Stadt meldete am Mittag 149 Neuinfektionen, das sind 74 weniger als am Dienstag und 56 weniger als am Mittwoch vor einer Woche.

Auch die Zahl der schweren Corona-Fälle entwickelt sich positiv: In Hamburger Krankenhäusern werden derzeit noch 100 Covid-19-Patienten behandelt, 39 von ihnen auf Intensivstationen – vor einer Woche waren es noch 121 Patienten, davon 45 in intensivmedizinischer Betreuung.

Der Inzidenzwert in Hamburg ändert sich jedoch seit einiger Zeit kaum noch (Symbolbild).
Eine Probe wird auf das Coronavirus untersucht (Symbolbild). © imago/Cavan Images

Allerdings steigt die Zahl der Corona-Toten erneut deutlich: Inklusive der drei neu gemeldeten Todesfälle vom Mittwoch sind innerhalb von einer Woche 22 Menschen in Hamburg im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben, die Gesamtzahl der Toten seit Pandemiebeginn liegt nun bei 1724.

Die Zahl der vollständig geimpften Hamburger steigt um 2843 auf nun 1.260.646, 1.324.751 (+2204) Bürgerinnen und Bürger haben bisher eine Corona-Impfdosis erhalten. Laut Impfdashboard der Bundesregierung liegt Hamburg damit bei der Impfquote der vollständig Immunisierten auf dem vierten Platz hinter Bremen, dem Saarland und Schleswig-Holstein.

Insgesamt bleibt die Corona-Lage in Hamburg überschaubar: Die Positiv-Quote bei den laborausgewerteten Tests ist mit derzeit 4,0 Prozent so niedrig wie zuletzt vor einem Monat.

Die Quote der sogenannten Impfdurchbrüche, bei denen Personen trotz vollständigen Impfschutzes an Covid-19 erkrankten, liegt weiter im äußerst niedrigen Bereich: Unter den mehr als 1,2 Millionen vollständig geimpften Hamburgern wurden erst 1521 Corona-Infektionen nachgewiesen. Das entspricht einer Quote von 0,13 Prozent.

Städte fordern Ausweitung von 2G-Modell

Die Städte fordern mehr Corona-Zugangsregeln nur für Geimpfte und Genesene bei Freizeiteinrichtungen im Herbst und Winter. „Das schafft mehr Sicherheit und Normalität für ganz viele Menschen“, sagte der Präsident des deutschen Städtetags Burkhard Jung, der auch Oberbürgermeister von Leipzig ist.

Hamburg hatte als erstes Bundesland eine 2G-Regel als Option eingeführt - ergänzend zum generellen 3G-Modell. Verschiedene andere Bundesländer, darunter Niedersachsen, haben inzwischen analoge Regeln in ihre Corona-Verordnungen aufgenommen.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) ist derzeit Präsident des deutschen Städtetags.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) ist derzeit Präsident des deutschen Städtetags. © imago images/foto-leipzig.de

Jung sagte, 2G-Regelungen würden zum Beispiel fürs Kino, für Clubs, Konzerte oder Fitnessstudios gebraucht. Dies könne auch die Gefahr für Infektionen bei Kindern reduzieren, die unter 12 Jahren noch nicht geimpft werden könnten. „Wir müssen damit rechnen, dass im Herbst und Winter die Zahl der Corona-Infektionen steigt, vor allem bei Ungeimpften. Wir wollen aber auf keinen Fall, dass dann wieder Schulen und Kitas geschlossen werden müssen.“

Der Städtetag forderte außerdem 2G-Regeln für bestimmte Beschäftigte. „Wir begrüßen, dass Arbeitgeber den Impfstatus in sensiblen Berufen, in denen besonders schutzbedürftige Menschen betreut werden, abfragen dürfen“, sagte Jung. Die Städte gingen aber noch einen Schritt weiter. „Wir erwarten, dass sich die Beschäftigten im pädagogischen Bereich, zum Beispiel in Kitas, Schulen und Wohngruppen, aber auch in Krankenhäusern und in der Pflege impfen lassen.“ Die Länder sollten dort 2G für das Personal zur Voraussetzung machen, um hineinzukommen.

Flughafen Hamburg vor dreistelligem Millionen-Minus

Der Flughafen Hamburg schreibt wegen der Corona-Pandemie auch in diesem Jahr wieder tiefrote Zahlen. Der Verlust werde wohl mehr als 100 Millionen Euro betragen, sagte Flughafenchef Michael Eggenschwiler am Mittwoch.

Corona-Krise belastet Kinder und Jugendliche stark

Eine von der Sozialbehörde in Kooperation mit der Uniklinik erstellte Studie zu den Belastungen für Kinder und Jugendliche in und durch die Corona-Krise kommt zu dem Schluss, dass diese im psychosozialen Bereich besonders gefährdet sind.

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD)  (Archivbild).
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) stellte die Ergebnisse der Studie am Mittwoch vor (Archivbild). © dpa | Markus Scholz

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD): „Häufig stehen vor allem die Sichtweisen der Erwachsenen im Mittelpunkt. In der Corona-Pandemie galt das im Besonderen. Aber auch für Kinder und Jugendliche werden in einer Krisensituation wie den zurückliegenden Pandemie-Monaten Belastungsgrenzen überschritten. Für die Zukunft müssen wir uns vornehmen, ihre Interessen auch in politischen Entscheidungsprozessen noch zentraler zu berücksichtigen.“

Von den mehr als 1000 Hamburger Kindern im Alter zwischen 11 und 17 Jahren, die für die Studie befragt worden waren, gaben fast zwei Drittel an, dass sie die Pandemie als "belastend" empfänden. Fast 75 Prozent nannten Belastungen im Bereich Freunde, rund zwei Drittel im Bereich Schule, fast die Hälfte im Bereich Familie. Ein Drittel sorgt sich explizit wegen der Corona-Pandemie.

Jeder zehnte Studienteilnehmer empfindet Einschränkungen in allen vier Bereichen – diese Mehrfachbelastungen betreffen häufiger Mädchen als Jungen sowie insgesamt Kinder und Jugendliche aus bildungsferneren Haushalten.

Speziell mehrfach belastete Kinder und Jugendliche zeigen auch gesundheitliche Einschränkungen wie eine allgemein geminderte Lebensqualität, psychosomatische Beschwerden sowie Anzeichen für eine Depression oder eine Angststörung.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Bürgerschaft debattiert Corona-Verordnung

Die Hamburgische Bürgerschaft redet am Mittwoch unter anderem über die Bundestagswahl, das 2G-Modell und den Klimawandel in Hamburg (Archivbild).
Die Hamburgische Bürgerschaft redet am Mittwoch unter anderem über die Bundestagswahl, das 2G-Modell und den Klimawandel in Hamburg (Archivbild). © dpa

Die neue Corona-Verordnung, die unter anderem erleichterte Regeln für Veranstaltungen nach dem 2G-Modell vorsieht, ist am Mittag Thema in der Bürgerschaft.

Dehoga kritisiert Hamburger 2G-Modell

Das von Hamburg aufgebrachte und inzwischen in zahlreichen weiteren Bundesländern eingeführte 2G-Optionsmodell wird nach Einschätzung des Gaststättenverbandes Dehoga von vielen Gastronomen nicht genutzt, weil sie Auseinandersetzungen mit Impfunwilligen aus dem Weg gehen wollen.

„Die optionale 2G-Regel dient nach Ansicht vieler unserer Mitgliedsunternehmen insbesondere dazu, die Impfquote zu erhöhen“, sagte Hartges. „Deshalb haben sie den Eindruck, dass hier eine kontroverse Debatte auf ihrem Rücken ausgetragen wird.“

Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges (Archivbild).
Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges (Archivbild). © imago images/Müller-Stauffenberg

Richtig sei, dass Clubs und Diskotheken mancherorts mit 2G überhaupt erst die Möglichkeit bekämen, endlich wieder öffnen zu können, erklärte die Hauptgeschäftsführerin. Vorteile gebe es zum Beispiel auch für kleine Restaurants, weil mit 2G Abstandsregeln und damit Kapazitätsbegrenzungen entfielen. Viele Unternehmer hätten sich dennoch bisher dagegen entschieden, nicht nur wegen der Sorge vor Konflikten mit Impfunwilligen: „Sie können nicht einfach auf 30 Prozent ihrer Gäste verzichten.“

Minister Garg wirbt weiter für Corona-Impfung

Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP).
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). © dpa

Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg hat Unentschlossene zur Impfung gegen das Coronavirus aufgerufen. „Entscheiden Sie sich für den Gesundheitsschutz und lassen sich jetzt impfen, wenn Sie noch keine Impfung erhalten haben!“, sagte der FDP-Politiker. Gerade im Hinblick auf die Herbst- und Wintersaison sei das wichtig. „Und Sie tragen damit dazu bei, den gemeinsamen Weg aus der Pandemie zurück zur Normalität erfolgreich fortzusetzen.“ Zusätzlich zu den Angeboten in den Arztpraxen gebe es weiterhin einfach zugängliche, regionale und offene Impfaktionen.

Außer niedergelassenen Ärzten impfen auch Betriebsärzte und Krankenhäuser. Mit Stand Dienstag sind in Schleswig-Holstein 72,6 Prozent aller Menschen mindestens einmal und 69,3 Prozent vollständig geimpft. In der Gruppe der Erwachsenen von 18 bis 59 Jahren beträgt die Quote der vollständig Geimpften 76,4 Prozent, bei denjenigen ab 60 Jahren 88,3 Prozent. Schleswig-Holstein liegt damit weiterhin in der Spitzengruppe der Bundesländer.

Lesen Sie hier die Corona News für Hamburg und Norddeutschland vom Vortag