Hamburg. Bald dürfen nur noch Ärzte, Apotheken und Labore Untersuchungen vornehmen, die dann kostenpflichtig ist. Erste Testzentren schließen.

Ob zum Haareschneiden oder für Kino, Restaurant und Fitnessstudio: Wer nicht oder noch nicht komplett geimpft ist, konnte bislang mehrmals pro Woche einen kostenlosen Corona-Schnelltest machen – in Arztpraxen und Apotheken, aber vor allem in den Testzentren privater Anbieter. Deren Vertrag mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst endet am 30. September. Am 10. Oktober, wenn die vom Bund eingeräumte Verlängerungsoption ausläuft, stellt die Regierung die Finanzierung der kostenfreien Bürgertests endgültig ein.

Ausnahmen gelten dann nur noch für Personen, die nicht geimpft werden können und für die keine allgemeine Impfempfehlung vorliegt. Das sind beispielsweise unter 18-Jährige, Schwangere im ersten Drittel der Schwangerschaft, an Corona Erkrankte, die sich nach Abklingen der Symptome aus der Quarantäne „frei-testen“ müssen, oder Menschen, bei denen eine Impfung aus medizinischen Gründen nicht möglich ist.

Corona Hamburg: Schnelltests an weniger Orten

Wie die Hamburger Gesundheitsbehörde am Dienstag bekannt gab, dürfen die Schnelltests künftig auch nur noch von „legitimierten“ Anbietern vorgenommen werden, also von Ärzten, Zahnärzten, Apotheken und Laboren. Veranstalter oder Betreiber von Einrichtungen, in denen die 3G-Regel gilt, dürfen dann ausschließlich die von diesen medizinischen Anbietern ausgestellten Testergebnisse akzeptieren.

Die von kommerziellen Teststellenbetreibern durchgeführten Tests dienten nicht weiter als Negativzertifikate im Sinne der Eindämmungsverordnung, sondern nur noch der Information der Getesteten.

Hier gibt es den Überblick über die Testanbieter

Ein kontinuierlich aktualisierter Überblick der medizinischen Testanbietern ist unter www.hamburg.de/corona-schnelltest oder, für die Praxen, unter www.eterminservice.de/terminservice abrufbar. Martin Helfrich, Sprecher der Gesundheitsbehörde, betont, dass auch vor der Pandemie nur medizinische Anbieter entsprechende Bescheinigungen ausstellen durften.

Nur um möglichst viele sogenannte Bürgertests durchführen zu können, habe die Bundesregierung es den Ländern ermöglicht, auch nichtmedizinische Anbieter zu beauftragen. Tests in diesem Umfang seien jetzt aber nicht mehr nötig. Inzwischen seien von den Menschen, die sich impfen lassen könnten, mehr als 80 Prozent geimpft, so Helfrich. Und: „Da für alle Personen im Alter von mindestens zwölf Jahren die Möglichkeit einer Corona-Schutzimpfung besteht, ist der Bedarf an Schnelltests erheblich gesunken.“

Axel Strehlitz: „Herber Schlag für uns Anbieter“

„Diese Neuerung ist ein weiterer herber Schlag für uns Anbieter“, sagt Axel Strehlitz und spielt auf die Änderung der Testverordnung zum 1. Juli an, durch die die Tätigkeitsvergütung pro Test von 12 auf 8 Euro und die Pauschale für die Beschaffung auf 3,50 Euro gesunken waren. Der Kiez-Gastronom war einer der ersten, der mit seinem Unternehmen Corona Freepass in Hamburg Coronatests durchführte; mittlerweile betreibt er acht Testzentren in der Stadt.

„Dass die Tests kostenpflichtig werden, war bekannt. Dass unsere Testergebnisse, die bislang als zuverlässig galten, jetzt nicht mehr 3G-tauglich sein sollen, ist völlig unverständlich“.

Fürste hat mit Abbau von Testzentren begonnen

Moritz Fürste, der mit seinem Unternehmen Schnelltest Service Hamburg rund 40 Testzentren betreibt, hat bereits am Montag mit dem Abbau etlicher der meist an Sportstätten angegliederten Stationen begonnen – etwa in Hummelsbüttel, Wellingsbüttel, Wilhelmsburg, Eppendorf und Lokstedt.

„Die erst vor Kurzem verkündete Verlängerungsoption kann ich nicht eben mal so umsetzen – bei 500 Mitarbeitern und 50 Testzentren ist das für nur zehn Tage ein zu großer Aufwand“, so Fürste. Dennoch sei das Interesse weiterzuarbeiten groß.

Testzentren sitzen noch auf Tausenden Schnelltests

Das Unternehmen verfüge noch über Tausende Schnelltests, Masken und Schutzkittel, die Infrastruktur sei vorhanden und teilweise liefen die Mietverträge noch. Sein Plan: Von den ehemals 40 Stationen sollen zehn über die Stadt verteilt stehen bleiben und an eine Gesellschaft verkauft werden, die sich allein zu diesem Zweck gründet. Diese könnte dann die Testzentren in den kommenden zehn Tagen betreiben und danach – so hofft Fürste – möglicherweise Kooperationen mit Ärzten oder Apotheken in der Nähe eingehen, die in ihren Räumlichkeiten keine Kapazitäten haben, die Schnelltests durchzuführen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Auch die Drogeriekette Budnikowsky, die neun Schnelltestzentren betreibt, wird diese bereits zum 30. September einstellen. „Die Nachfrage nach den Bürgertests ist mit dem Fortschreiten der Impfungen in den letzten Wochen kontinuierlich gesunken“, sagt Sprecherin Wiebke Spannuth. Durch das Ende der Kostenübernahme der Antigentests durch die Stadt sei mit einem weiteren starken Rückgang zu rechnen. In den Filialen würden aber nach wie vor günstige Corona-Selbsttests angeboten.

Corona Hamburg: Selbsttests am Theatereingang?

Unterdessen hat die Kulturbehörde die Hamburger Theater von der neuen Regelung in Kenntnis gesetzt und gewarnt: Für Besucher von Veranstaltungsbetrieben, die sich für die 3G-Variante entschieden haben, werde es „nicht nur teuer, sondern auch schwieriger, eine Testbescheinigung zu bekommen“ und „an Sonn- und Feiertagen nahezu unmöglich“.

Die Veranstalter könnten jedoch beim Einlass Selbsttests unter Aufsicht anbieten. Diese Möglichkeit nennt die Behörde auch für Einrichtungen, in denen die Tests zum Sicherheitskonzept gehören, etwa in Pflegeeinrichtungen. Die Testergebnisse gälten dann aber nur für den entsprechenden Besuch. Nicht mehr, wie bislang, für 24 Stunden.