Hamburg. Der Überblick: Inzidenz in Hamburg sinkt – aber viele Todesfälle. Impfhotline überlastet. Lockerung oder Lockdown? Norden ist uneins.

Die erstmals in Großbritannien entdeckte, wahrscheinlich deutlich ansteckendere Mutation des Coronavirus wird immer häufiger auch in Hamburg und dem Rest Norddeutschlands nachgewiesen: Am Mittwoch war bekannt geworden, dass bei dem Ausbruch im Hamburger Airbus-Werk mehrere Personen mit der Mutante infiziert sind, in Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist sie bereits verschiedentlich, zuletzt auch im Kreis Pinneberg, entdeckt worden.

Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert: Hier finden Sie die aktuellen Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden

Während die Infektionszahlen nur langsam zurückgehen, wird die Forderungen nach einem Plan für Lockerungen lauter: In Schleswig-Holstein genießt ein Stufenplan der Landesregierung breite Zustimmung, auch in Niedersachsen wird ein ähnliches Modell entwickelt. Anders in Hamburg: Dort hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Mittwoch einem Öffnungskonzept vorerst eine Absage erteilt. Zunächst müsse klar sein, wie hoch das Risiko ist, das von den neuen Virusmutationen ausgeht, zudem seien die Ansteckungszahlen weiter zu hoch. In Hamburg war die Inzidenz am Mittwoch wieder über die Marke von 100 gestiegen.

Die wichtigsten Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden am 28. Januar:

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Flensburg: Hochburg der Corona-Mutante?

Im Flensburg ist mittlerweile in 30 Fällen die britische Mutante des Corona-Virus festgestellt worden. Außerdem gibt es 70 weitere Verdachtsfälle. Das teilte Simone Lange, die Oberbürgermeisterin der Grenzstadt im Norden, am Donnerstag mit einem Facebook-Post mit. Warum sie diese ungewöhnliche Veröffentlichungsart wählte, blieb unklar.

Sollten die Verdachtsfälle ebenfalls der Mutante zuzurechnen sein, dürfte es in Flensburg den derzeit deutschlandweit größten Corona-Ausbruch geben, der auf die hoch ansteckende Virus-Form B.1.1.7 zurückzuführen ist.

Bekannt ist, dass das Virus unter anderem bei rumänischen Leiharbeitern festgestellt wurde, die für einen Subunternehmer tätig sind. Es gibt aber auch andere Infektionen mit der britischen Mutante, die mit diesem Personenkreis nicht in Verbindung gebracht werden können.

Weitere Airbus-Mitarbeiter mit Virusvariante infiziert

Bei fünf weiteren coronapositiven Mitarbeitern des Airbus-Werks in Hamburg ist die britische Virusvariante nachgewiesen worden. Das sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfirch, am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Damit sei die nach Angaben von Wissenschaftlern infektiösere Mutation nun bei sieben Airbus-Mitarbeitern nachgewiesen worden. Am vergangenen Wochenende war bekanntgeworden, dass bei Airbus 21 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Für rund 500 Mitarbeiter wurde Quarantäne angeordnet.

Insgesamt sind in Hamburg seit Dezember zwölf Infektionen mit der britischen Virusmutation festgestellt worden, darunter auch bei fünf Reiserückkehrern. Zudem wurde den Angaben zufolge bei einem weiteren Reiserückkehrer auch die südafrikanische Variante nachgewiesen. Eine in Hamburg erfolgte Ansteckung mit einer der Virus-Mutationen sei bisher noch nicht bekanntgeworden, sagte Helfrich.

Höchstwert: Zahl der Corona-Patienten steigt im Norden

In Schleswig-Holstein sind innerhalb von 24 Stunden 388 neue Corona-Fälle registriert worden. Eine Woche zuvor hatte es 523 Neuinfektionen gegeben. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche sank am Donnerstag damit auf 89,7 und damit auf den Wert von Montag dieser Woche. Das geht aus Daten hervor, die das Gesundheitsministerium in Kiel am Donnerstagabend veröffentlichte. Die Zahl der Menschen, die mit oder an Corona gestorben sind, stieg um 19 auf 834.

505 Corona-Patienten werden den Angaben zufolge derzeit in Schleswig-Holstein in Krankenhäusern behandelt. Das sind so viele wie noch nie seit dem Herbst. 87 werden intensivmedizinisch betreut, 57 mit Beatmung. Die Zahl der Genesenen wird auf etwa 28.300 geschätzt. Bislang gibt es in dem Bundesland 35 412 nachgewiesene Corona-Infektionen.

Impfpost für über 88-Jährige in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holsteins Sozialministerium hat erste Einladungen für eine Corona-Schutzimpfung an über 88-Jährige verschickt. Der Versand von rund 35 000 Briefen habe am Donnerstag begonnen, teilte das Ministerium in Kiel mit. Im Anschluss sollen in drei weiteren Gruppen gestaffelt Menschen zwischen 80 und 88 Jahren ebenfalls Post erhalten, um sich unter einer im Brief angegebenen Telefonnummer und einem persönlichen Code anmelden zu können. Diese Briefe würden in Abhängigkeit des verfügbaren Impfstoffs verschickt.

Wegen des allgemein knappen Impfstoffs werden viele Impfwillige nach Angaben des Ministeriums zunächst wohl nur einen Termin im späteren Frühjahr oder gar Frühsommer erhalten. Sollte deutlich mehr Impfstoff verfügbar sein, „müssen sie nichts tun, sondern den Betroffenen soll telefonisch ein früherer Termin angeboten werden“, erklärte das Ministerium.

Tschentscher kritisiert Impfstofflieferungen harsch

Vor dem geplanten Impfgipfel von Bund und Ländern hat Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) das Bundesgesundheitsministerium für die Impfstoffknappheit verantwortlich gemacht. „Bund und Länder hatten eine klare Vereinbarung, dass die Länder die Durchführung der Impfungen organisieren und der Bund die Beschaffung des Impfstoffs übernimmt“, sagte Tschentscher am Donnerstag.

Die Ankündigung von mehreren Millionen Impfdosen für Deutschland und der Aufbau des Hamburger Impfzentrums hätten große Erwartungen und Hoffnungen geweckt. „Die tatsächlichen Impfstofflieferungen sind vor diesem Hintergrund eine herbe Enttäuschung“, konstatierte der Bürgermeister.

Auf dem Impfgipfel am Montag müssten alle Handlungsoptionen geprüft und die erforderlichen Entscheidungen getroffen werden. „Die Zeit drängt. Jeder Tag der Virusverbreitung und des Lockdowns ist ein großer Schaden für die Bildung, die Wirtschaft, die Kultur und unsere Gesundheit“, sagte Tschentscher.

Große Sorge um Corona-Ausbruch in Altonaer Kita

Der Corona-Ausbruch in einer Kita in Hamburg-Altona an der Gasstraße zieht immer weitere Kreise. Laut aktuellem Stand von Donnerstag sind 13 der insgesamt 14 Erzieher positiv getestet worden. Laut Abendblatt-Informationen wurde zudem bei nunmehr 21 Kinder das Virus nachgewiesen. Außerdem sind zahlreiche Infizierte unter den Familienmitgliedern festgestellt worden. Und es stehen noch viele Ergebnisse aus.

So viele Infizierte: Das legt den Verdacht nahe, dass es sich hier um eine mutierte und deutlich ansteckendere Variante des Coronavirus handeln könnte. Diese Sorge treibt auch das Gesundheitsamt in Altona um.

„Das Infektionsgeschehen in der Kita Elbpiraten hat das Gesundheitsamt Altona dazu veranlasst, eine Sequenzierung durchführen zu lassen. Hintergrund ist die ungewöhnliche Ausbreitung des Coronavirus", erklärt Pressesprecher Mike Schlink vom Bezirksamt Altona am Donnerstag. "Das Testergebnis der Sequenzierung steht noch aus und wird in den kommenden Tagen erwartet.“

Wie berichtet, nahm das Ganze mit einem ersten positiven Testbefund vor knapp zwei Wochen seinen Anfang. Eine Erzieherin war aufgrund von Symptomen getestet worden. Nach und nach kamen immer mehr positive Testergebnisse anderer Mitarbeiter hinzu. Die Kita ist geschlossen. Alle betroffenen Kinder befinden sich in Quarantäne.

Acht Corona-Fälle mit Mutationen in Hamburg nachgewiesen

Seit Ende Dezember sind in Hamburg acht Infektionen mit als gefährlicher geltenden Mutationen des Coronavirus nachgewiesen worden. Die britische Mutante sei bei fünf Reiserückkehrern und zwei Airbus-Mitarbeitern festgestellt worden, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, am Donnerstag. Die südafrikanische Variante habe ein Reiserückkehrer aus Südafrika gehabt. Eine in Hamburg erfolgte Ansteckung mit einer Virus-Mutation dieser Arten sei noch nicht bekanntgeworden.

Um die Mutationen sicher festzustellen, analysiere das Heinrich-Pette-Institut die Genomsequenz der positiven Proben. Es seien in Hamburg bereits rund 3000 Corona-Sequenzierungen gemacht worden, allerdings nicht mit dem Fokus auf die drei als besonders ansteckend geltenden Mutationen aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien.

In der vergangenen Woche beschloss der Senat nach Angaben von Helfrich, das Heinrich-Pette-Institut mit der Sequenzierung von Stichproben zu beauftragen – und zwar so, wie es das Berliner Robert Koch-Institut vorgegeben habe. Demnach sollen positive Proben von Rückkehrern aus einschlägigen Risikogebieten sowie Fälle mit besonders schwerem Krankheitsverlauf näher untersucht werden. Zudem soll regulär bei jedem 20. bestätigten Corona-Fall eine Sequenzierung erfolgen.

Wacken Open Air 2021? Veranstalter sind optimistisch

Die Organisatoren des Heavy-Metal-Festivals Wacken Open Air (WOA) sind optimistisch, dass das Spektakel im kommenden Juli wieder veranstaltet werden kann. 2020 musste das Festival, zu dem rund 75.000 Fans in den Kreis Steinburg kommen, wegen der Corona-Pandemie abgesagt und durch ein Online-Festival ersetzt werden.

„Wir stecken mitten in den Vorbereitungen für die kommende Ausgabe des WOA und können die Rückkehr auf unseren Holy Ground nicht erwarten“, sagte Mitgründer und Veranstalter Thomas Jensen der „Norddeutschen Rundschau“ (Donnerstag). „Natürlich kann die Entwicklung einer Pandemie nicht genau vorhergesagt werden, aber der Impfstoff und der Einsatz von Schnelltests stimmen uns sehr positiv für dieses Jahr und lassen uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.“

Niedersachsen plant keine flächendeckenden Tests auf Mutation

Anders als das benachbarte Bremen plant Niedersachsen keine flächendeckenden Tests auf die Variante B.1.1.7 des Coronavirus. Bisher sind drei Fälle aus dem Landkreis Vechta und neun Fälle aus dem Landkreis Göttingen bekannt, wie das Landesgesundheitsamt (NLGA) in Hannover am Donnerstag auf Anfrage mitteilte. Es sei aber davon auszugehen, dass es im Land weitere Ansteckungen mit der Mutante gebe, „die nicht bekannt sind und bei denen kein direkter Zusammenhang mit einem Aufenthalt in Großbritannien besteht“, erklärte ein NLGA-Sprecher.

Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) hatte am Mittwoch angekündigt, alle positiven Coronavirus-Proben dort würden jetzt auch auf die sogenannte britische Variante B.1.1.7 getestet. Es bestehe die begründete Sorge, dass die Mutation leichter und schneller und mit einer höheren Viruslast übertragen werde.

Das NLGA verwies jedoch darauf, dass laut einer Bundesverordnung die Kostenerstattung für die Untersuchung auf Mutationen nur für fünf bis zehn Prozent der positiven Proben möglich sei. Bei einem größeren Ausbruch bestehe auch keine Notwendigkeit, jede Probe auf die Mutation hin zu untersuchen, weil es sehr wahrscheinlich sei, dass die Infektionen auf dieselbe Variante zurückzuführen seien. Im Laufe der ersten Februarhälfte will das NLGA in der Lage sein, die Sequenzierungen zur Erkennung von Mutationen selbst vorzunehmen.

Fregatte "Schleswig-Holstein": Ganze Besatzung in Quarantäne

Die Besatzung der Fregatte „Schleswig-Holstein“ steht aufgrund von Corona-Infektionen komplett unter Quarantäne. Infektionsketten seien nicht mehr nachvollziehbar, teilte die Marine am Donnerstag mit. Zunächst habe es einen Zufallsbefund bei einem asymptomatisch Infizierten gegeben. Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft gebe es derzeit nicht, weil das Schiff planmäßig in der Neuen Jadewerft in Wilhelmshaven liege. Von dort soll es für weitere Arbeiten in den Marinestützpunkt gebracht werden.

Von der 191-köpfigen Besatzung sei bei sechs Mitgliedern das Virus nachgewiesen worden, sagte Marinesprecher Dennis Keßler in Wilhelmshaven. Sie seien in einer Sanitätsunterkunft isoliert worden. Die anderen Besatzungsmitglieder seien in häuslicher Quarantäne.

„Wir haben in gewisser Weise eine solche Entwicklung befürchtet, weil ein Großteil über Weihnachten und Silvester im Urlaub bei den Familien war“, sagte der Sprecher des Marineinspekteurs in Rostock, Johannes Dumrese. Das habe sich leider bewahrheitet, auch wenn die Besatzung zuvor sensibilisiert worden sei.

Niedersachsen: Zweiter Landkreis liegt bei mehr als 200

Angesichts eines deutlichen Anstiegs der Corona-Neuinfektionen erwägt der Landkreis Uelzen schärfere Einschränkungen für Alten- und Pflegeheime. Der Inzidenzwert, der die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, stieg am Donnerstag auf 207,8. Ein Grund sei eine starke Zunahme von Coronavirus- Infektionen in mehreren Alten- und Pflegeheimen, sagte Kreissprecher Martin Theine. Mit Stand Mittwoch seien acht von insgesamt 27 Alten- und Pflegeheimen sowie auch ein Klinikum in Uelzen betroffen gewesen.

Der Kreis will die geänderten Maßnahmen in einer Allgemeinverfügung vorstellen. Neben Uelzen wies nur noch der Kreis Nienburg (Weser) am Donnerstag einen Inzidenzwert von über 200 (210,1) auf.

Karl Lauterbach kritisiert Schleswig-Holsteins Lockerungsplan

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert den Stufenplan Schleswig-Holsteins zur Lockerung der Corona-Beschränkungen (Archivbild).
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert den Stufenplan Schleswig-Holsteins zur Lockerung der Corona-Beschränkungen (Archivbild). © dpa | Kay Nietfeld

Karl Lauterbach kritisiert den Schleswig-Holsteiner Stufenplan zur Lockerung der Corona-Beschränkungen. Der SPD-Gesundheitsexperte sagte der "Saarbrücker Zeitung", er halte eine "viel simplere Regelung für zielführend". Statt einen Wert von 100 oder 50 bei der Sieben-Tage-Inzidenz in den Blick zu nehmen, plädiert Lauterbach für zwei Werte: „Wir müssen es schaffen, den R-Wert unter 0,7 zu halten und die Neu-Inzidenz unter 25. Erst dann kann man sicher sein, dass sich die neuen Mutationen in Deutschland nicht ausbreiten.“

Erst, wenn diese Kennmarken erreicht seien, könnten Lockerungen beginnen. „Aber wirklich erst dann. Ansonsten werden wir im Sommer erneut große Probleme bekommen“, mahnt Lauterbach. Diese von ihm vorgeschlagenen Werte seien zudem besser stabil zu halten, weil die Gesundheitsämter dann zuverlässig sämtliche neuen Fälle nachverfolgen könnten. Schleswig-Holsteins Stufenplan sieht vor, je nach Dauer der Unterschreitung der Grenzwerte weitere Lockerungen zu gestatten.

Impfungen in Hamburgs Pflegeheimen liegen im Zeitplan

Die Corona-Schutzimpfungen in den Hamburger Pflegeeinrichtungen kommen trotz knappen Impfstoffes gut voran. In der kommenden Woche sollen alle Impfwilligen eine Erstimpfung erhalten haben, wie Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Donnerstag bei einem Besuch der mobilen Impfteams sagte. „Das bedeutet auch, dass planmäßig bis Anfang März die beiden nötigen Schutzimpfungen flächendeckend in allen Pflegeeinrichtungen durchgeführt werden können.“ Für die ältesten Hamburgerinnen und Hamburger sei das ein wichtiger Schutz, „der durch eine sehr gute Zusammenarbeit aller Beteiligten ermöglicht wurde“.

Bewohner des Hospitals zum Heiligen Geist bekommen ihre zweite Impfdosis gegen das Coronavirus.
Bewohner des Hospitals zum Heiligen Geist bekommen ihre zweite Impfdosis gegen das Coronavirus. © dpa | Axel Heimken

Die mobilen Impfteams werden in Hamburg vom Deutschen Roten Kreuz organisiert. Dass man den ambitionierten Zeitplan einhalten könne, sei auch dem Umstand geschuldet, dass in den vergangenen Wochen massiv Impfstoff in die Pflegeeinrichtungen geleitet worden sei, hieß es in der Gesundheitsbehörde. Neben den rund 16 000 Bewohnern soll sich auch das Pflegepersonal impfen lassen - insgesamt geht es um etwa 30 000 Personen. Die Impfbereitschaft sei nach anfänglicher Zurückhaltung inzwischen großem Interesse gewichen, so dass die erwartete Impfquote von etwa 70 Prozent noch überschritten werden dürfte.

Corona-Fall in Niedersachsens Landtag

Die Corona-Schnelltests im niedersächsischen Landtag haben zum ersten Mal einen positiven Befund ergeben. Bei dem Infizierten handele sich um einen Externen, der nur am Donnerstag im Leineschloss war, teilte ein Landtagssprecher mit. Der Test sei bereits weit vor Beginn der Plenumssitzung erfolgt. „Die unmittelbar begonnene Kontaktverfolgung hat ergeben, dass diese Person keine kritischen Kontakte im Landtagsumfeld hatte“, erklärte der Sprecher.

Der Landtag bietet die Corona-Schnelltests vor den Plenarsitzungen seit dem 22. Januar an. An den ersten beiden Sitzungstagen waren Hunderte Menschen negativ getestet worden. Die freiwilligen Tests sollen Ansteckungen verhindern und stehen neben den Abgeordneten auch den Mitarbeitern und Pressevertretern kostenlos zur Verfügung.

Schleswig-Holstein will schnellere Wirtschaftshilfen

Fraktionsübergreifend will sich Schleswig-Holsteins Landtag für raschere Wirtschaftshilfen in der Corona-Pandemie einsetzen und insbesondere Soloselbstständigen helfen. Verlorener Umsatz lasse sich meist nicht aufholen, sagte der CDU-Wirtschaftspolitiker Ole-Christopher Plambeck am Donnerstag. „Viele Unternehmer wissen nicht mehr weiter.“

Neben Hilfen braucht die Wirtschaft nach Ansicht von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) eine konkrete Perspektive. „Mit jedem weiteren Tag des Lockdowns wird die Situation für viele Unternehmen im Land immer dramatischer - bei allen Wirtschaftshilfen.“ Existenzen drohten vernichtet zu werden. „Wir müssen diesen Unternehmen die Perspektive geben, dass sie endlich wieder arbeiten.“ Wer Corona-Einschränkungen missachte, gefährde die Existenz von Firmen und Existenzen im Land.

Im Landtag in Kiel (Archivbild).
Im Landtag in Kiel (Archivbild). © dpa | Frank Molter

Sein Ministerium hat bereits angekündigt, dass Unternehmen leichter an Geld aus dem Härtefallfonds kommen sollen. Wegen des bis Mitte Februar verlängerten Corona-Lockdowns und zunehmender Liquiditätsengpässe von stark betroffenen Einzelhändlern senkte das Land die Zugangsschwelle. Ab 1. Februar können Betriebe Anträge stellen, wenn ihr durchschnittlicher Umsatz zwischen November 2020 und Januar 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Prozent eingebrochen ist. Alternativ reicht ein Umsatzrückgang um 50 Prozent in einem einzelnen dieser Monate. Der Fonds ist mit knapp 100 Millionen Euro hinterlegt.

„Wir versuchen alles, um die Unternehmen durch die Krise zu bekommen“, sagte Buchholz. Von der angekündigten großen Bazooka des Bundes komme kaum etwas an. „Von schneller, unbürokratischer Hilfe kann bisher keine Rede sein.“ Dennoch seien im Norden im Rahmen der Novemberhilfe innerhalb von zehn Tagen fast 5000 der fast 8000 Anträge geprüft und genehmigt worden. Bei der Dezemberhilfe seien die Abschlagszahlungen Anfang Januar gestartet, 6630 von 7000 Anträgen seien bereits beschleunigt ausgezahlt worden insgesamt mehr als 45 Millionen Euro. Es seien jedoch rund 118 Millionen Euro beantragt worden.

Die aktuellen Corona-Zahlen aus Hamburg

Hamburg meldet am Donnerstag 246 neue Corona-Fälle – das sind deutlich weniger als am Mittwoch und auch weniger als vor einer Woche, als 306 Neuinfektionen gemeldet wurden. Entsprechend sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz wieder unter die 100er-Marke und liegt nun bei 98,1.

Die Zahl der in Krankenhäusern behandelten Covid-19-Fälle sinkt ebenfalls leicht auf 437 (Vortag: 447). 90 Menschen sind so schwer erkrankt, dass sie auf Intensivstationen behandelt werden müssen.

Laut RKI steigt die Zahl der Toten erneut deutlich. Nachdem am Mittwoch die Marke von 1000 überschritten worden war, kommen bis Donnerstag erneut 26 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung dazu. Damit sind seit Beginn der Pandemie vor rund einem Jahr 1029 Corona-Tote in Hamburg registriert worden.

Garg: Zehn Wochen Impfstoffmangel nicht auszuhalten

Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg hat den Bund aufgefordert, die Anstrengungen bei der Beschaffung von Impfstoff zu verstärken. Entsetzt reagierte der FDP-Politiker am Donnerstag auf die Twitter-Äußerung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), wonach bei der Knappheit des Impfstoffes noch mindestens zehn harte Wochen bevorstünden. „Ich glaube, dass das der Bevölkerung nicht mehr zuzumuten ist“, sagte Garg der Deutschen Presse-Agentur.

„Aus dem Bundeskanzleramt kommen im 24-Stunden-Takt immer neue Forderungen nach immer schärferen Restriktionen und gleichzeitig gibt es nur noch Schreckensmeldungen im Hinblick auf verfügbare Impfdosen.“ Dieser Zustand sei aus seiner Sicht gesellschaftlich keine zehn Wochen mehr auszuhalten, sagte Garg. „Vor dem Hintergrund fordere ich nochmal die Bundesregierung auf, alles erdenklich Mögliche zu unternehmen, damit Deutschland schnell und rasch ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen, damit wir unsere Bevölkerung schnell durchimpfen können.“ Bereits am Mittwoch hatte Garg den Impfstoffmangel mit deutlichen Worten kritisiert.

Buchholz: Unternehmen im Norden brauchen dringend Perspektive

Neben Hilfen braucht die Wirtschaft in Schleswig-Holstein in der Corona-Pandemie nach Ansicht von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) vor allem eine konkrete Perspektive. „Mit jedem weiteren Tag des Lockdowns wird die Situation für viele Unternehmen im Land immer dramatischer – bei allen Wirtschaftshilfen“, sagte Buchholz am Donnerstag im Landtag.

Existenzen drohten vernichtet zu werden. „Wir müssen diesen Unternehmen die Perspektive geben, dass sie endlich wieder arbeiten.“ Wer die geltenden Corona-Einschränkungen missachte, gefährde die Existenz von Firmen und Existenzen im Land.

Schüler streamt digitalen Unterricht einer Realschule öffentlich

In Gifhorn bei Hannover kam es am Dienstag im Zusammenhang mit digitalem Unterricht an einer Realschule zu einem besonderen Vorfall: Ein 16-jähriger Schüler streamte den Unterricht einer Klasse auf einer öffentlichen Plattform. Dabei waren sämtliche Namen der Teilnehmer zu sehen und die Erklärungen des Lehrers zu hören, teilte die Polizeiinspektion Gifhorn mit.

Normalerweise wird der digitale Unterricht der Schule zwar live über einen Anbieter gestreamt, zu diesem bekommen die Schüler jedoch einzeln einen Link, damit Dritte nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen können, so die Polizei. Am Dienstag nutzte der Schüler, der selbst an dem Unterricht teilnahm, jedoch eine andere Plattform, deren Inhalte frei zugänglich waren. Er gab an, den Unterricht nur versehentlich öffentlich gestreamt zu haben. Er bereue sein Handeln und entschuldigte sich bei seinen Mitschülern. Trotzdem erstattete die Schule Strafanzeige. Der Lehrer will außerdem zivilrechtlich gegen den Schüler vorgehen.

Wegen Corona: Hamburger Messe mit historischem Einbruch

Die Corona-Krise hat auch die Hamburger Messe in die Knie gezwungen. "Das wirtschaftliche Ergebnis 2020 ist katastrophal. Wir hatten mit einem Umsatz von 114 Millionen gerechnet, jetzt wird es ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag", sagte Messechef Bernd Aufderheide der "Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung". Man habe im Jahr 2020 gerade einmal ein Dutzend Veranstaltungen abhalten können. Die Hamburger Messe ist 100-prozentige Tochter der Stadt Hamburg. Aufderheide hofft nun, dass die Messen und Veranstaltungen nach der Sommersaison wieder starten können. Die Hamburger Messehallen werden derzeit als Impfzentrum genutzt.

Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH.
Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH. © dpa

Die Corona-Krise habe allerdings auch die digitale Seite des Messelebens beflügelt. So sei beispielsweise die große Messe WindEnergy Hamburg drei Tage lang live gestreamt worden. "Was spannend war: 2018, als die WindEnergy das letzte Mal physisch stattfand, hatten wir 35.000 Besucher, jetzt 40.000 Teilnehmer. Wir werden im Februar mit der Schiffbaumesse SMM und Anfang März mit der Internorga weitere digitale Formate anbieten." So könnten deutlich mehr Menschen erreicht werden. "Das digitale Angebot wird sich sehr wahrscheinlich als ganzjährige Ergänzung der physischen Messe durchsetzen."

Niedersachsen: Erste Corona-Impftermine bereits ausgebucht

Die zentrale Hotline für die Vergabe von Corona-Impfterminen in den niedersächsischen Impfzentren ist zum Auftakt am Donnerstagmorgen wie erwartet nur schwer zu erreichen. „Die Leitungen sind überlastet“, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Hannover. Man bitte Impfwillige um Geduld und es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu versuchen. Auch Anrufer berichteten am Donnerstagmorgen von Schwierigkeiten, bei der Nummer 0800 9988665 durchzukommen.

Auf der Website des Landes Niedersachsens hieß es außerdem: "Momentan kann es aufgrund der Überlastung dazu kommen, dass bei einem Anruf die Ansage ertönt, die Nummer sei nicht vergeben. Dies ist ein technischer Fehler, auf den der vom Land beauftragte Dienstleister keinen direkten Einfluss hat. An der Behebung des Fehlers wird aber bereits gearbeitet."

Das Internetportal www.impfportal-niedersachsen.de, auf dem auch Impftermine vereinbart werden können, war am Donnerstagmorgen erreichbar. Das Portal sei in der Kapazität aber „auch an der Grenze“, wie die Sprecherin sagte. Hier könne es mitunter etwas dauern, bis ein Bestätigungscode für die Buchung eingehe. Um 9.45 Uhr zeigte das Portal bereits die Information: "Vielen Dank für Ihr Interesse an einer Impfung gegen Covid-19! Leider sind derzeit aufgrund der begrenzten Impfstoff-Menge keine Termine mehr buchbar."

Ministerin: Situation könnte sich im Sommer entspannen

Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) ist zuversichtlich, dass sich das Infektionsgeschehen in der Corona-Pandemie im Sommer entspannt. „Ja, wenn sich die Situation so weiterentwickelt wie bisher, die Inzidenzen fallen und die Mutation im Maß gehalten werden kann, kann der Sommer wieder besser werden“, sagte Reimann der „Neuen Presse“. Gründe seien zum einen das deutlich wärmere Wetter. Zum anderen seien bis dahin voraussichtlich mehr Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen geimpft. „Das schafft Entlastung“, sagte Reimann.

Verärgert zeigte sich die Ministerin angesichts der schleppenden Impfstoff-Versorgung. „Die Situation ist sehr unbefriedigend, wöchentlich werden die Lieferungen korrigiert“, sagte Reimann. In dieser Woche seien nur 40 Prozent des Impfstoffes von Biontech und Pfizer geliefert worden, Moderna setze zwei Wochen lang aus, obwohl Lieferungen zugesichert seien. „Es handelt sich um sehr große Unternehmen, die ihre Verträge auch einhalten müssen“, sagte Reimann.

Kieler Seehafen: Massiver Einbruch beim Passagierverkehr

Der Seehafen Kiel hat 2020 wegen der Corona-Pandemie einen massiven Einbruch beim Passagierverkehr hinnehmen müssen. Der Güterumschlag blieb dagegen insgesamt fast stabil, wie Geschäftsführer Dirk Claus am Mittwoch sagte.

Fähren im Kieler Seehafen: Der Passagierverkehr ist im Corona-Jahr 2020 eingebrochen.
Fähren im Kieler Seehafen: Der Passagierverkehr ist im Corona-Jahr 2020 eingebrochen. © dpa | Christian Charisius

Der Hafen zählte im vergangenen Jahr gut 517.000 Passagiere, 78,4 Prozent weniger als 2019. Das Kreuzfahrtgeschäft sei mit 29 statt der geplanten 198 Anläufe weitgehend ausgefallen. Color Line (Oslo) sei nur auf etwa 25 Prozent der üblichen Passagierzahl gekommen, Stena Line (Göteborg) auf etwa 32 Prozent und auf der Linie nach Klaipeda (Litauen) seien es 77 Prozent gewesen. „In diesem Jahr rechnen wir insbesondere ab dem späten Frühjahr beziehungsweise Sommer mit einer Normalisierung der Situation“, sagte Claus.

Beim Gesamtumschlag verbuchte der Seehafen Kiel 2020 ein Minus von gut 86 000 Tonnen auf gut 6,9 Millionen Tonnen. Der Containerumschlag blieb fast stabil. Beim Im- und Export von Fahrzeugen und beim Transport von Bussen gab es ein deutliches Minus. Zulegen konnte dagegen der Umschlag von Lastwagen und Trailern. Einen großen Zuwachs um 38,2 Prozent auf fast 33 000 Einheiten gab es beim Kombiverkehr.

Zahlen zum wirtschaftlichen Erfolg veröffentlicht das Unternehmen nicht. 2020 habe es ein negatives Ergebnis gegeben, sagte Claus. „Das lässt sich nicht schönreden.“ Das Unternehmen könne den Verlust aber wegstecken.

Impftermine in Niedersachsen: Land rechnet mit Ansturm

Für Hunderttausende Senioren beginnt am Donnerstagmorgen die Vergabe von Terminen für die Corona-Impfungen in Niedersachsen. Anmelden können sich von 8.00 Uhr an alle Frauen und Männer über 80 Jahre, die zu Hause leben. Sie können per Telefon unter 0800 9988665 oder online auf impfportal-niedersachsen.de einen Termin beantragen. Die Landesregierung rechnet allerdings mit einer enormen Anfrage, sodass es zu Wartezeiten und technischen Problemen kommen könnte. Insgesamt leben in Niedersachsen rund
550.000 Menschen, die älter als 80 Jahre sind.

Bei den Anrufern, die zunächst nur auf die Warteliste kommen, hat die Landesregierung schon im Vorfeld der Terminvergabe um Verständnis gebeten. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Hotline dem Ansturm am Anfang nicht gewachsen sein wird“, sagte der Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, vor wenigen Tagen.

Das Corona-Impfzentrum in Buchholz.
Das Corona-Impfzentrum in Buchholz. © Johanniter | Johanniter

Außerdem können noch nicht alle Impfzentren sofort Termine anbieten, weil der Impfstoff knapp ist. In einem Schritt sind lediglich bis zu 30 der 50 Impfzentren dabei. Vergeben werden können maximal rund 15.000 Termine. „Solange Niedersachsen nicht regelmäßig deutlich mehr Impfstoff erhält, wird es leider nicht möglich sein, die Zahl der Termine schon kurzfristig deutlich zu erhöhen“, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Sie rief zudem alle, die noch nicht impfberechtigt sind, auf, die Hotline freizuhalten.

Egal, ob online oder am Telefon, müssen die Impfwilligen ihren Namen, ihre Adresse und ihr Geburtsdatum angeben. Danach wird der bevorzugte Kontaktweg für die Terminbestätigung abgefragt - möglich sind E-Mail, Brief und Handynummer. Die Terminbestätigung muss später mit zum Impftermin genommen werden. Impfberechtigte, die nicht über 80 Jahre alt sind, können von kommender Woche an ihren Termin anfragen. Das gilt insbesondere für die Beschäftigten von ambulanten Pflegediensten.

Lesen Sie auch: Impfstart im Landkreis Harburg verzögert sich weiter

SPD im Norden fordert europäischen Impfstoff-Gipfel

Angesichts der akuten Knappheit an Corona-Impfstoffen hat SPD-Bundesvize Serpil Midyatli einen europäischen Impfstoff-Gipfel gefordert. „Es müssen alle Hersteller und Zulieferer an einen Tisch mit der Europäischen Kommission, um schnellstmöglich zu klären, wer noch welche Kapazitäten hat und wer schnell Produktionsstätten, Logistik und andere Dinge zur Verfügung stellen kann“, sagte Midyatli der Deutschen Presse-Agentur. Die „Impfstoffkrise“ lasse sich nur im Schulterschluss bewältigen.

„Dieses Hickhack um Verträge und wer woran Schuld ist, bringt niemanden weiter“, sagte Midyatli. Sie zeigte Verständnis für die Hersteller, die zunächst hauptsächlich Länder beliefern, die viele Monate vor der EU Impfstoffe bestellt und auch einen viel höheren Preis bezahlt hätten. „Zusätzliche Produktionsstätten errichtet man nun mal nicht von heute auf morgen.“ Die teilweise sehr kurzfristigen Ankündigungen einiger Hersteller seien aber kein Ausweis großer Zuverlässigkeit.

„Zweifellos handelt es sich um die größte globale Krise seit Jahrzehnten“, sagte Midyatli. Sie begrüße Ankündigungen des Sanofi-Konzerns, trotz Konkurrenz zu anderen Firmen Kapazitäten bereit zu stellen. „Aufgabe der Politik ist es, diejenigen, die ihre Ressourcen zur Verfügung stellen, von finanziellen Schäden beispielsweise bei der Verzögerung eigener Produkte frei zu halten.“

Lesen Sie auch: Zweite Impfrunde in Hamburg hat begonnen

Kieler Landtag berät über Corona-Hilfen

Schleswig-Holsteins Landtag berät am Donnerstag über die Situation von Unternehmen in der Corona-Pandemie. Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) will über die Auszahlung der Hilfen im Norden berichten. Außerdem debattieren die Abgeordneten über einen Antrag der SPD.

Die Fraktion fordert die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für eine gesetzlich verankerte Deckelung der Zinssätze für Dispokredite einzusetzen. Thema ist aber auch die Situation der Intensivpflege von Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankt sind. Die Jamaika-Fraktionen von CDU, Grünen und FDP wollen Krankenhäuser und das Pflegepersonal besser unterstützen. Außerdem soll es im Parlament um die Situation von Studenten gehen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die Corona-Regeln für Hamburg im Überblick:

Die aktuellen Corona-Regeln für Hamburg im Überblick

  • Alle Regeln, die im Rahmen der Eindämmungsverordnung bis zum 10. Januar gelten sollten, werden grundsätzlich bis zum 14. Februar verlängert – ein Großteil des Einzelhandels bleibt geschlossen, bestellte Waren dürfen aber abgeholt werden. "Körpernahe Dienstleistungen" wie Friseure, Nagel-, Massage- und Tattoo-Studios dürfen nicht angeboten werden. Auch Kultur- und Freizeiteinrichtungen bleiben geschlossen, Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit bleibt verboten.
  • Kontaktregeln Angehörige eines Haushalts dürfen sich nur noch mit einer weiteren Person treffen. Ausnahmen für Kinder gibt es nicht.
  • Die Maskenpflicht wird angepasst: Stoffmasken reichen in den meisten Fällen nicht mehr aus. Stattdessen müssen medizinische Masken (mindestens OP-Masken, auch FFP2- oder KN95-Masken sind möglich) getragen werden. Bis zum 1. Februar gilt eine Übergangsphase, danach werden Verstöße mit Bußgeldern geahndet.
  • Kitas und Schulen: Die Präsenzpflicht an den Schulen bleibt aufgehoben, stattdessen soll so weit wie möglich Distanzunterricht gegeben werden. Kinder sollen – wann immer möglich – zu Hause betreut werden. Die Kitas wechseln in die "erweiterte Notbetreuung". Die privat organisierte Kinderbetreuung in Kleingruppen bleibt gestattet.
  • Arbeitgeber sind angehalten, so weit wie möglich ein Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen. Zusätzlich soll eine neue Bundesverordnung Arbeitgeber dazu verpflichten, Homeoffice anzubieten, so weit das möglich ist. Betriebskantinen dürfen nur öffnen, wenn sie für den Arbeitsablauf zwingend erforderlich sind.
  • Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz auf einen Wert über 200 steigen, müsste eine Ausgangsbeschränkung erlassen werden, die den Bewegungsradius auf 15 Kilometer rund um den Wohnort einschränkt. Wie genau diese Regel in Hamburg angewandt würde, ist noch nicht bekannt – der Senat will darüber entscheiden, sollte sich die Inzidenz dem Grenzwert annähern.
  • Senioren- und Pflegeeinrichtungen sollen mehrmals pro Woche Personal und Besucher testen. Das war in Hamburg schon verpflichtend und gilt nun bundesweit.
  • Zwei-Test-Strategie bei Reiserückkehrern aus Risikogebieten: Ein Corona-Test direkt nach der Einreise ist verpflichtend, die zehntägige Quarantäne kann frühestens fünf Tage nach der Einreise durch einen weiteren Test verkürzt werden. Die Kosten für die Tests werden nicht übernommen.

Niedersachsen entwickelt Lockerungsplan – Hamburg vorsichtig

Die niedersächsische Landesregierung hat einem Medienbericht zufolge einen Plan zur Lockerung der Corona-Beschränkungen erarbeitet - allerdings nur als grobe Leitlinie und für den Fall weiter sinkender Infektionszahlen. Der Plan reicht von Stufe 1 (geringes Infektionsgeschehen), wo fast alles wieder möglich ist, bis zur Stufe 6 (eskalierendes Infektionsgeschehen), in der so gut wie gar nichts mehr geht, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag) berichtete.

Öffentliche und private Zusammenkünfte ohne Personenbegrenzungen, Abstand und Masken wären demnach erst wieder möglich, wenn die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche - also die sogenannte 7-Tage-Inzidenz - unter zehn liegt.

Eine endgültige Entscheidung über das weitere Vorgehen will das Land dem Bericht zufolge aber erst nach der nächsten Ministerpräsidenten-Runde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Anfang Februar treffen. In Schleswig-Holstein hat ein von der Landesregierung vorgestellter Stufenplan zur Lockerung der Corona-Maßnahmen breite Unterstützung auch bei der Opposition.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärt, wie die neuen Corona-Regeln in Hamburg umgesetzt werden.
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärt, wie die neuen Corona-Regeln in Hamburg umgesetzt werden. © HA | Roland Magunia

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hingegen hält eine weitere Verlängerung des Lockdowns für wahrscheinlich. „Es ist jetzt nicht die Zeit für Lockerungen“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch. Die Infektionszahlen seien bisher nicht ausreichend zurückgegangen. „Einen Automatismus für die Aufhebung von Einschränkungen sollte es nicht geben“, sagte er. Zunächst müssten die Risiken der neuen Virusmutationen und ihre Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen eingeschätzt werden können. „Erst auf dieser Grundlage kann ein Öffnungskonzept beschlossen werden.“

Bei der Entscheidung über den Zeitpunkt und die Schrittfolge der Lockerungen müssten dann neben der 7-Tage-Inzidenz weitere Indikatoren einbezogen werden. Als Beispiele nannte Tschentscher den R-Wert, der angibt, wie viele Menschen von einer infektiösen Person durchschnittlich angesteckt werden, die Zahl der stationären Covid-19-Patienten, die Auslastung der Intensivstationen und den Fortschritt der Impfungen.

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509 Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein sind innerhalb von 24 Stunden 509 neue Corona-Fälle registriert worden. Eine Woche zuvor hatte es 456 Neuinfektionen gegeben. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche stieg am Mittwoch auf 93,6 (Dienstag: 92,5). Das geht aus Daten hervor, die das Gesundheitsministerium in Kiel am Mittwochabend veröffentlichte (Datenstand: 27. Januar, 20.17 Uhr). Die Zahl der Menschen, die mit oder an Corona gestorben sind, stieg um 21 auf 815.

494 Corona-Patienten sind den Angaben zufolge derzeit in Schleswig-Holstein in Krankenhäusern. 89 werden intensivmedizinisch betreut - 52 mit Beatmung. Die Zahl der Genesenen wird auf etwa 28.000 geschätzt. Bislang gibt es in dem Bundesland 35.024 nachgewiesene Corona-Infektionen.

Maskenpflicht: die wichtigsten Fragen und Antworten:

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Maskenpflicht im Überblick:

Welche Typen von medizinischen Masken gibt es?

  • OP-Masken: Mehrlagige Masken, die einen besseren Schutz als einfache Stoffmasken bieten.
  • FFP2-Masken: Müssen 94 Prozent aller Aerosole zurückhalten, um die Norm zu erfüllen.
  • FFP3-Masken: Müssen laut Norm 99 Prozent der Aerosole zurückhalten.
  • KN95-, N95-, P2-, D2- oder CPA-Masken: Importierte Masken, die vereinfachte Prüfverfahren durchlaufen, beim Bezug über die Apotheke aber etwa gleichwertigen Schutz wie FFP2-Masken bieten.

Kann ich die Masken mehrfach verwenden?

  • OP-Masken sind reine Wegwerfprodukte, die spätestens dann entsorgt werden sollten, wenn sie durchfeuchtet sind.
  • FFP2-Masken sind offiziell nur dann wiederverwendbar, wenn sie herstellerseitig mit einem "R" gekennzeichnet wurden. Laut Forschern der Uni Münster können aber auch Einweg-FFP-2-Masken ("NR") bis zu fünf Mal verwendet werden, wenn man sie für mindestens eine Woche an der Luft trocknet, bevor man sie wieder verwendet. Die Trocknung im Ofen ist umstritten.
  • Desinfektionsmittel zerstören die Filtereigenschaften der Maske und machen sie unbrauchbar

Was muss ich beim Kauf von Masken beachten?

  • Beim Kauf im Einzelhandel oder im Internet ist bei OP-Masken und FFP2-Masken auf das CE-Zeichen und eine vierstellige Nummer zu achten. Diese gibt die Prüfstelle an und kann im Internet überprüft werden.
  • Masken mit Ventil sind in Hamburg nicht erlaubt: Sie vereinfachen zwar das Atmen, geben die Luft aber ungefiltert an die Umwelt ab - bieten also zwar Eigen-, aber keinen Fremdschutz.

Was kosten medizinische Masken?

Mit der Einführung der erweiterten Maskenpflicht steigen auch die Preise für Masken teilweise stark an – FFP2-Masken kosten normalerweise zwischen 3 und 7 Euro pro Stück, OP-Masken sind zum Teil für deutlich weniger als einen Euro pro Stück im Paket zu bekommen. Vorsicht ist bei besonders günstigen Angeboten besonders im Internet geboten: Dahinter könnten ungeprüfte Importe oder Ausschussware stecken, die nicht denselben Schutz bieten wie eine zertifizierte Maske.

Was ist beim Tragen der Masken zu beachten?

  • OP-Masken sitzen relativ lose. Der Sitz kann verbessert werden, wenn man sie mit einer Stoffmaske kombiniert.
  • FFP2-Masken müssen eng anliegen, damit sie ihre volle Filterwirkung entfalten. Dann wird aber auch das Atmen spürbar anstrengender. Ein Vollbart verhindert den korrekten Sitz der Maske.
  • Allgemein gilt, dass Masken spätestens ausgetauscht werden müssen, wenn sie feucht sind.
  • Benutzte Masken nicht an der Filterfläche berühren: Etwaig aufgenommene Viren geraten dann an die Hände. Die Masken sollten nur an den Bändern berührt werden.

Weitere Fragen beantwortet unser großer Überblick zum Thema FFP2-Masken

Kieler Landtag stimmt gegen Gratis-Masken für alle

Die SPD ist mit der Forderung gescheitert, den Schleswig-Holsteinern kostenlos FFP2-Masken gegen das Coronavirus zum Tragen in Bus und Bahn sowie beim Einkauf zur Verfügung zu stellen. Der Landtag lehnte den Antrag am Mittwoch ab. Zur Begründung ihrer Initiative verwies die SPD auf die von Bund und Ländern beschlossene Pflicht zum Tragen medizinischer Masken, die besser vor Ansteckung schützen. Besonders Geringverdiener und arme Menschen sollten entlastet werden.

Die Koalition wies das zurück. Eine Ausgrenzung aus finanziellen Gründen sei nicht vorstellbar, sagte CDU-Fraktionsvize Katja Rathje-Hoffmann. Aber falsch angelegte FFP2-Masken könnten den Träger auch in falscher Sicherheit wiegen. Es sei richtig, dass die Maskenpflicht ausdrücklich auch die leichteren OP-Masken umfasst.

Nach einem vom Parlament beschlossenen Alternativantrag der Koalitionsfraktionen CDU, Grüne und FDP sollen Menschen mit geringem Einkommen beim Maskenkauf unterstützt werden.

Britische Virus-Variante im Kreis Pinneberg aufgetaucht

Auch im Kreis Pinneberg sind zwei Fälle der mutierten britischen Virus-Variante nachgewiesen worden. Das teilte die Sprecherin des Kreises am Mittwochabend mit. Anfang vergangener Woche seien diese bei routinemäßigen Labortestungen aufgefallen und von dort direkt zur Sequenzierung an die Charité in Berlin geschickt worden. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Das Schlechte: Im Unterschied zu den Hamburger Fällen gibt es keinen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen im Kreis Pinneberg. Zwar hätten die Betroffenen internationale Kontakte gehabt, waren aber nicht selbst in Großbritannien. Das Gute: Das Gesundheitsamt des Kreises habe bereits bei Bekanntwerden des Verdachts die Kontakte dieser Personen mit höchster Priorität ermittelt und mögliche Quellen analysiert, damit einer weitere Verbreitung ausgeschlossen werden kann. Zurzeit scheinen sich diese beiden Fälle laut Behörde sehr gut auf das direkte Umfeld der Betroffenen eingrenzen zu lassen.

„Das ist für uns auch nochmal eine neue Situation,“ so Dr. Angelika Roschning, Leiter des Gesundheitsamtes. „Wir müssen uns wohl darauf einstellen, dass die mutierte Variante bei uns im Kreis Pinneberg angekommen ist und wir auch mit weiteren Fällen rechnen müssen.“

Lesen Sie hier die Corona-News für Hamburg und den Norden vom Vortag