Landkreis Harburg. Das Ministerium kann aktuell nur die kleinste verfügbare Verteilmenge an Impfdosen an den Landkreis liefern.

Der für Anfang Februar geplante Start der Corona-Impfungen in den beiden Impfzentren des Landkreises Harburg wird verschoben. Grund für die Verzögerung ist ein landesweiter Lieferengpass beim Impfstoff gegen Covid-19.

„Das niedersächsische Sozialministerium hat dem Landkreis Harburg mitgeteilt, dass er – wie andere Landkreise in der Region – nicht genügend Impfstoff erhält, um die Impfungen in der Schützenhalle Buchholz und der Stadthalle Winsen zeitnah aufnehmen zu können“, teilte der Landkreis mit. Die beiden Zentren sind bereits seit Mitte Dezember einsatzbereit.

Jetzt sollen die Impfungen nach Angaben des Deutschen Roten Kreuz (DRK) voraussichtlich am 8. Februar beginnen. „Sobald wir Planungssicherheit über die Menge der verfügbaren Impfdosen haben, werden wir schnellstmöglich alles in die Wege leiten, damit die Vergabe der Impftermine beginnen kann,“ sagte Landrat Rainer Rempe. Die ersten Impfungen in Alten- und Pflegeheimen haben Ärzte und das Personal von DRK und Johanniter Unfall-Hilfe am 1. Januar aufgenommen.

Corona-Impfung: Lieferintervalle verlängern sich

Wie knapp die verfügbare Menge an Impfdosen für die Landkreise in Niedersachsen derzeit tatsächlich ist, erfuhr das Abendblatt auf Nachfrage beim niedersächsischen Sozialministerium. „Wir können aktuell nur die kleinste verfügbare Verteilmenge an Impfdosen an den Landkreis liefern“, sagt Sprecher Oliver Grimm. „Das sind 975 Dosen.“ Auch die Lieferintervalle, ursprünglich auf alle 14 Tage angesetzt, verlängern sich. Statt in zwei Wochen wird nun erst nach 21 Tagen die nächste Lieferung erfolgen können.

Diese dient dann ausschließlich der Zweitimpfung. Das betreffe laut Ministerium alle 50 Impfzentren in Niedersachsen. „Dass nicht ausreichend Impfdosen zur Verfügung gestellt werden können, ist ein bundesweites Problem“, sagt Ministeriums-Sprecher Grimm. „Der Impfstoff-Hersteller Biontech/Pfizer kann aufgrund der Werksumstellung in Belgien derzeit nur eingeschränkt liefern. Und wir können nur weitergeben, was wir kriegen.“

Dr. Jörn Jepsen ist Leiter der beiden Impfzentren des Landkreises Harburg in Buchholz und Winsen.
Dr. Jörn Jepsen ist Leiter der beiden Impfzentren des Landkreises Harburg in Buchholz und Winsen. © Rolf Zamponi | Rolf Zamponi

Und das ist eine ganze Menge weniger als ursprünglich geplant. „Wir haben in dieser Woche 39.000 Dosen Impfstoff für Niedersachsen erhalten“, sagt Oliver Grimm. „Zugesagt waren uns 63.000 Dosen.“ Bereits Anfang Januar sei eine ganze Lieferung bundesweit weggefallen, die für die erste Kalenderwoche geplant gewesen war. Insgesamt hätten für den gesamten Januar 40 Prozent weniger Dosen zur Verfügung gestanden als vorgesehen. „Das führt dazu, dass weniger verteilt werden kann“, sagt Oliver Grimm.

Meldung aus Hannover sorgt für Ernüchterung

Für die kommende Woche hofft das Sozialministerium in Niedersachsen auf eine Erhöhung der Impfdosen. „Biontech hat uns 58.500 Dosen zugesichert“, so Grimm. Ab der übernächsten Kalenderwoche sollen wir dann 63.000 Dosen bekommen, die wir verteilen können. Dann bekommt auch der Landkreis Harburg wieder alle 14 Tage neue Dosen.“

Bei den vielen freiwilligen Helfern vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und den Johannitern, die die Abläufe in den Impfzentren organisieren sollen, sorgt die Meldung aus Hannover für Ernüchterung. Seit Mitte Dezember stehen sie in den Startlöchern, hatten innerhalb kürzester Zeit zwei Impfzentren in Winsen und Buchholz aufgebaut und warten seitdem darauf, endlich loslegen zu können.

„Wir hätten deutlich mehr Menschen versorgen können“, sagt Jan Bauer, Vizepräsident des DRK Harburg-Land, deren Helfer im Winsener Impfzentrum eingesetzt werden sollen. Bauer war bislang davon ausgegangen aus, dass am 4. Februar zwischen 3500 und 4000 Dosen geliefert werden, von denen 2000 für zweite Impfungen vorgesehen waren für medizinisches Personal sowie ältere Menschen.

Auch die Johanniter, die das Impfzentrum in Buchholz betreuen, warten darauf, dass es endlich losgeht. „Ein Teil der Mitarbeitenden wurde bereits zum 15. Dezember 2020 eingestellt, da das Impfzentrum gemäß der Vorgaben des Landes zu diesem Zeitpunkt einsatzbereit sein sollte“, sagt Alexander Jansen, Kreisbereitschaftsführer beim Regionalverband Harburg. Seit dem 1. Januar seien die mobilen Impfteams der Johanniter nun in Pflegeheimen und Krankenhäusern unterwegs.

„Wir impfen, wenn Impfstoff zur Verfügung steht“

Der begrenzende Faktor aber ist auch hier der Impfstoff „Wir impfen, wenn Impfstoff zur Verfügung steht“, sagt Johanniter-Regionalvorstand Thomas Edelmann. „Hierfür sind 15 Mitarbeitende angestellt. Zum 1. Februar erfolgen weitere Einstellungen für den Betrieb des Impfzentrums. In Abstimmung mit den neuen Mitarbeitenden nutzt der Verband die Möglichkeit, über ein Arbeitszeitkonto zuerst negative Zeit anzusparen und später bei vollem Betrieb das Arbeitszeitkonto auszugleichen.

Jörn Jepsen, Leiter der Impfzentren, ist über die Verzögerung alles andere als glücklich. „Wir warten seit Mitte Dezember auf den Start.“ Zuletzt seien über zwei Wochen keine neuen Impfdosen für erste Impfungen angekommen. Jetzt könne es nur eingeschränkt losgehen. „Vor allem die alten Menschen, die zu Hause wohnen, werden vernachlässigt. Wir können ihnen derzeit nichts anbieten.“ Mehr als 120 Ärzte hätten sich inzwischen für das Impfen gemeldet. „Alle sind hochmotiviert, aber frustriert, weil sie nicht loslegen können.“

Trotz der Verzögerung werden die Gemeinden im Landkreis Harburg alle Bürger im Alter ab 80 Jahren, die zu Hause leben, über Ablauf der Anmeldung, Impfprozedere und Hilfsangebote vor Ort per Post informieren. Sie werden die Ersten sein, die Termine in den Impfzentren erhalten. Der Landkreis geht davon aus, dass alle über 80-Jährigen, die zu Hause leben und am 28. Januar die Impf-Hotline des Landes (0800 99 88 665) wegen eines Termins anrufen, einen Platz auf einer Warteliste erhalten.