Hamburg. „Ein Meilenstein“: In den Messehallen bekommen Hamburger nächste Dosis. Jetzt gibt es dort 1000 Termine am Tag.

Ganz so aufgeregt wie bei ihrer ersten Impfung gegen Covid-19 Anfang des Monats ist Brigitta Kledtke (83) aus Hamm am Dienstagmorgen nicht mehr. Sie kennt das Prozedere im Impfzentrum in den Messehallen ja bereits und ist fast schon ein Profi. Sie ist gleich um 8.30 Uhr mit ihrem Sohn Karsten erschienen, genau wie 445 andere Hamburger, die an diesem Tag die zweite Dosis des Vakzins erhalten. 500 kommen zur Erstimpfung.

Die ersehnte Impfung, für so viele Menschen noch unerreichbar, weil es zu wenig Impfstoff gibt, dauert dann nur wenige Sekunden. Routiniert spritzt Krankenschwester Laura Heß Brigitta Kledtke das Vakzin in den linken Oberarm. Keine große Sache zu normalen Zeiten. Aber in Pandemiezeiten eben doch ein herausragendes Ereignis, in Zeiten, in denen es das Wort „Impfneid“ gibt und die meisten gern schon an der Reihe wären.

Sieben bis zehn Tage nach der zweiten Dosis entfaltet sich der vollständige Impfschutz

Sieben bis zehn Tage nach der zweiten Dosis entfaltet sich der vollständige Impfschutz von 95 Prozent. Dass Brigitta Kledtke Virusträger sein und damit andere anstecken kann – das ist wissenschaftlich noch nicht auszuschließen und wird derzeit erforscht. Daher gilt auch für die Geimpften weiterhin: Abstand halten und Maske tragen. Frau Kledtke ist dennoch erleichtert: „Das ist ein wichtiger Schritt, und ich fühle mich damit sicher.“ Symptome hatte sie nach ihrer ersten Impfung kaum, sie war danach lediglich müder als sonst. Fieber und Schüttelfrost oder Kopfschmerzen sind nach einer Impfung nicht ungewöhnlich.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Ging es im Impfzentrum die vergangenen drei Wochen recht ruhig zu, ist nun mit dem Beginn der zweiten Impfungen deutlich mehr los, und die Zahl derjenigen, die ins Impfzentrum kommen, hat sich täglich von 500 auf 1000 verdoppelt. Entsprechend aufgestockt wurden das Personal und die räumlichen Kapazitäten im Impfzentrum. Vier von acht sogenannten Clustern sind in Betrieb.

Zentrum ist für bis zu 7000 Impflinge am Tag ausgelegt

Ein Cluster ist 800 Quadratmeter groß und ein autonomes Impfmodul mit Ähnlichkeiten zu einer Arztpraxis und den dortigen Strukturen – samt Anmeldung, Anamnese, Behandlungs- und Ruheraum. In jedem dieser Cluster arbeiten sieben Ärzte und fünf medizinische Fachangestellte. Je nach Zulauf können diese Cluster schnell und unkompliziert erweitert oder reduziert werden.

Corona: Diese Testverfahren gibt es

  • PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
  • PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
  • Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
  • Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
  • Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
  • Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft

„Für uns ist dieser Tag ein Meilenstein. Wir freuen uns, dass alles, was wir hier vorbereitet haben, auch funktioniert. Die Mitarbeiter hier wollen Gas geben“, sagt Walter Plassmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KVH), die die Impfungen im Auftrag der Stadt organisiert. Denn ausgelegt ist das Zentrum für bis zu 7000 Impflinge am Tag. Insgesamt wurden in Hamburg bislang 40.000 Menschen gegen Covid-19 geimpft, knapp 11.000 davon im Impfzentrum. Aber: Termine für Erst- und Zweitimpfungen sind bis auf Weiteres vergeben. Wegen eines Lieferengpasses bei den Impfstoffherstellern sind derzeit auch keine neuen Termine möglich. Die bereits Geimpften erhalten ihre zweite Dosis aber auf jeden Fall.

Hamburg erhält weitere 11.000 Dosen von Biontech Pfizer

Dr. Dirk Heinrich, medizinischer Leiter des Impfzentrums in den Messehallen: „Hamburg hat ja die Dosen für die Zweitimpfung zurückgelegt, sodass wir heute auf 1000 Impflinge aufstocken können.“ Diese zweite Impfung ist die entscheidende. „Sonst gibt es zu viel Zeit für das Virus, weiterzumutieren“, so Heinrich. Zwischen 21 und 42 Tagen nach der ersten Impfung muss die zweite erfolgen, am besten nach 21 Tagen.

Wann die nächste Gruppe an Impfberechtigten ihre erste Dosis bekommen kann, ist noch nicht klar: „Wir wissen noch nicht, ob wir regelmäßig den Impfstoff bekommen, und wir wissen auch noch nicht, wann wir mit den 190.000 über 80-Jährigen durch sind“, so Heinrich. Zur nächsten Gruppe gehören unter anderem Polizisten, Feuerwehrleute und Menschen über 70 Jahre. Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Nach Angaben der stellvertretenden Senatssprecherin Julia Offen hat Hamburg diese Woche 11.000 Dosen des Impfstoffes Biontech Pfizer erhalten, aber neue Termine werden dennoch nicht vergeben.

Experten: Erste Impfung bringt nur einen etwa 50-prozentigen Schutz

In Hamburger Pflegeeinrichtungen werden Zweitimpfungen schon seit mehr als einer Woche durchgeführt. Experten gehen davon aus, dass eine erste Impfung nur einen etwa 50-prozentigen Schutz bringt. Damit auch die über 80-Jährigen, die nicht in Pflegeheimen leben, sicher ins Impfzentrum kommen, fordert die Koalition aus SPD, CDU und FDP im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel, Konzepte auf den Weg zu bringen.

Die Sozialbehörde hat am Dienstagabend ihre Pläne zu einem Shuttle zum Impfzentrum für ältere Menschen abgeschlossen. Dieser Fahrdienst soll in Zukunft kostenlos sein. Aus der Sozialbehörde heißt es: "Wenn wieder ausreichend Impfstoff verfügbar ist, werden zeitnah weitere Termine im Impfzentrum für die über-80-jährigen Hamburgerinnen und Hamburger freigeschaltet. Wer das Impfzentrum selbst nicht erreichen kann, kann ab sofort Unterstützung erhalten. Die Stadt finanziert die Fahrt per Taxi oder Krankentransportwagen für mobilitätseingeschränkte Personen."

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Voraussetzung dafür ist ein bereits vereinbarter Termin für eine Corona-Schutzimpfung und die Tatsache, dass das Impfzentrum nicht ohne Unterstützung durch den Fahrdienst erreicht werden kann.

Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard: „Das Impfzentrum liegt zentral und ist gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Dennoch kann es Situationen geben, in denen die Anfahrt allein nur schwer möglich ist. Für diese Fälle haben wir nun eine Unterstützung auf die Beine gestellt. Die Bemühungen darum, allen Menschen eine Schutzimpfung anbieten zu können, werden uns noch etliche Wochen begleiten. Jede Schutzimpfung bringt uns voran, auch wenn wir uns wünschen, dass es noch schneller geht – umso wichtiger ist es, dass der Weg dahin möglichst reibungslos verläuft.“