Hamburg. Der Tag im Überblick: Neues Risikogebiet im Norden. Senat verschärft Corona-Regeln. Milliardenverlust für Tourismus.

Die Menschen in Hamburg müssen sich auf schärfere Corona-Regeln einstellen. Denn am Donnerstag hat die Gesundheitsbehörde 125 Neuinfektionen an Elbe und Alster gemeldet.

Die aktuellen Entwicklungen zur Covid-19-Pandemie im Norden lesen Sie in unserem täglichen Corona-Newsblog.

Weil die Inzidenz damit den kritischen Wert von 35 überschreitet, hat der Senat am Donnerstagnachmittag eilig die Corona-Regeln verschärft. Sollte dieser Wert auch an den beiden folgenden Tagen nicht wieder sinken, treten weitere Beschränkungen in Kraft.

Nachrichten zu Corona in Hamburg und Norddeutschland am Donnerstag, 8. Oktober 2020:

Das Coronavirus in Deutschland und weltweit:

Rendsburg-Eckernförde verhängt Maskenpflicht für zwei Gemeinden

Der Landkreis Rendsburg-Eckernförde hat für die Gemeinden Bordesholm und Wattenbek eine erweiterte Maskenpflicht verhängt: Die Maßnahme wurde erlassen, "weil in den letzten Tagen ein signifikanter Anstieg von Infektionen auf diesem Gebiet festzustellen ist, ohne dass das Infektionsgeschehen auf eine konkrete Infektionsquelle zurückzuführen ist". Zuvor hatte der NDR berichtet. Ab Freitag und voraussichtlich bis zum 25. Oktober müssen in Restaurants (außer am Platz), auf dem Wochenmarkt und in Bordesholm auch in Teilen der Gemeinde unter freiem Himmel Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden.

Behörde: Zwei Gründe für drastisch angestiegene Infektionszahlen

Die drastisch angestiegenen Infektionszahlen, die zum Überschreiten des Schwellenwerts von 35 in Hamburg am Donnerstag geführt haben, lassen sich laut Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde, nicht auf massiven Ausbrüche zurückführen. Auch Reiserückkehrer spielten keine besondere Rolle mehr. Die neuen Infektionen verbreiteten sich überall.

Es seien vor allem zwei Konstellationen, die die Infektionsdynamik trieben, so Helfrich: Es gingen immer wieder Menschen mit Symptomen zu Arbeit und steckten dort andere an. Und es gebe viele Infektionen in der Dreier-Kombination aus Treffen in Innenräumen, engem Beieinanderstehen und Alkoholkonsum – mithin: bei Feiern oder in Bars oder Clubs.

Delmenhorst jetzt Corona-Risikogebiet

Die Stadt Delmenhorst hat nach dem Überschreiten des kritischen Corona-Grenzwertes für Neuinfektionen für Freitag die Schließung aller Schulen angeordnet. Auch Delmenhorster Schülerinnen und Schüler, die eine Schule außerhalb des Stadtgebietes besuchten, dürften am Freitag nicht am Unterricht teilnehmen, hieß am Donnerstag in einer Mitteilung der Stadt. Am Montag beginnen in Niedersachsen die Herbstferien.

Die Stadt hatte am Donnerstag die Marke von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten. Nach Angaben der Stadtverwaltung lag der Wert bei 63,7. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen müssen Marktbesucher in Delmenhorst auf dem Gelände der Wochenmärkte einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Dies gilt auch für Personen, die das Marktgelände ohne Kaufabsichten lediglich passieren.

Laut Allgemeinverfügung dürfen sich zudem von sofort an maximal zehn Personen zu privaten Zusammenkünften und Feiern in der eigenen Wohnung, in anderen eigenen geschlossenen Räumlichkeiten oder unter freiem Himmel treffen. Bei privaten Zusammenkünften und Feiern in Gastronomiebetrieben und anderen öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten gelte bis auf Weiteres eine Obergrenze von 25 Teilnehmern.

Barkombinat kritisiert Senat, Medien und Diskussion über Sperrstunde

Das Barkombinat, ein Zusammenschluss von Hamburger Bars und Kneipen, hat die angedrohte Verschärfung der Corona-Regeln und die gesamte Corona-Politik in Bezug auf die Gastronomie in Zweifel gezogen. In einem am Donnerstagmittag bei Facebook veröffentlichten Statement heißt es, "es gab genau zwei Fälle, die in Hamburg auf die Barszene zurückgeführt wurden" – die Ausbrüche in der "Katze" und dem "Le Vou", die mit 13, respektive 14 Infizierten zu vernachlässigen seien.

Tatsächlich warnte die Sozialbehörde bereits mehrfach vor der augenscheinlich hohen Ansteckungsrate bei jungen Leuten: Inzwischen seien die Neuinfektionszahlen speziell rund ums Wochenende so hoch, weil viele sich – wahrscheinlich bei Feiern oder in Bars und Clubs – am Wochenende zuvor infiziert hätten. Eine Woche später schlügen sich diese Fälle dann nieder.

Auch die hohe Zahl unleserlicher oder falscher Angaben auf Kontaktlisten sei deutlich überdramatisiert – zudem seien im Gegensatz zu Supermärkten oder öffentlichen Verkehrsmitteln nur die Infektionsraten in der Gastronomie anhand von Kontaktlisten nachverfolgbar "und die paar kaum relevanten Zahlen werden gnadenlos medial ausgeschlachtet". Kritik übt der Verein auch an der Berichterstattung insgesamt, die in Bezug auf Gastronomen "sensationsgeil und diffamierend" sei.

Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) hatte nach einer Kontrolle eine hohe Rate unvollständiger oder falscher Einträge festgestellt, aber auch immer wieder betont, dass sich viele Betriebe vorbildlich an die Auflagen hielten. „Leider bringen die schwarzen Schafe der Branche alle anderen in Gefahr.“ Auch Senatssprecher Marcel Schweitzer hatte an alle Hamburger appelliert, die Regeln einhzuhalten: Sie riskierten, dass „die Kellnerin, die den Cocktail bringt, den Job verliert, weil Einschränkungen möglicherweise wieder die Gastronomie treffen“.

Die Diskussion über eine Sperrstunde hält das Barkombinat für nicht zweckdienlich. Mit Verweis auf die früher geltende Sperrstunde in englischen Pubs beschreibt der Verein: "Wenn Gäste wissen, dass zu einer bestimmten Zeit der Hammer fällt, wird eben schneller getrunken. Dann brechen alle gezwungenermaßen gleichzeitig auf, nutzen im besten Falle gesammelt öffentliche Verkehrsmittel nach Hause, im schlechteren Falle wird eben privat weitergefeiert."

Fachmesse Aircraft Interiors erneut verschoben

Die weltweit renommierte Fachmesse Aircraft Interiors wird erneut verschoben. Statt im April soll die Messe, die sich mit dem Innenausbau und der Passagierkabine von Verkehrsflugzeugen beschäftigt, nun vom 31. August bis zum 2. September 2021 in den Hamburger Messehallen stattfinden, teilte der Veranstalter am Donnerstag in der Hansestadt mit. Die Industrie benötige mehr Zeit, damit die Grenzen geöffnet und die Reiseeinschränkungen aufgehoben werden könnten. Ziel sei eine sichere Präsenzveranstaltung. Die Aricraft Interiors war in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ganz ausgefallen.


Hamburg verschärft Corona-Regeln wegen hoher Inzidenz

Am Donnerstag hat Hamburg erstmals seit dem Frühjahr den Inzidenzwert von 35 Corona-Fällen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschritten. Am Nachmittag teilte der Senat mit, welche neuen Einschränkungen in Kraft treten sollen, sofern dieser Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten wird:

  • In der Gastronomie und dem Einzelhandel tritt eine allgemeine Maskenpflicht für alle Personen – ob Personal oder Kunden – in Kraft.
  • Bei allen Veranstaltungen in geschlossen Räumen und in Gebäuden mit Publikumsverkehr gilt ebenfalls eine allgemeine Maskenpflicht. Bei Veranstaltungen wie Theater- oder Filmvorführungen, Kongressen und Konzerten erlischt die Pflicht zum Maske-Tragen mit dem Einnehmen des Sitzplatzes.

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  • Auch auf öffentlichen Plätzen, "wo es regelhaft zu größeren Ansammlungen und Enge kommt", müsste dann eine Maske getragen werden
  • Gesichtsvisiere sind als Mund-Nasen-Bedeckung nur noch ausnahmsweise zulässig.

Sollten die Auflagen in der Gastronomie zur Maskenpflicht und zum Abstand nicht eingehalten werden, so heißt es, "wird der Senat ein generelles Verbot von Stehplätzen in der Gastronomie einführen".

Tschentscher will Lockdown wie im Frühjahr vermeiden

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ist studierter Mediziner.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) verteidigt die Verschärfung der Corona-Regeln. © dpa | Christian Charisius

Beträgt die Anzahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 pro 100.000 Einwohner, treten automatisch weitere Verschärfungen in Kraft: So dürfen Feiern im privaten Rahmen nur noch mit höchstens zehn und in angemieteten Räumen mit höchstens 25 Teilnehmern stattfinden. "Wir wollen das Erreichen dieser Schwelle für Hamburg möglichst vermeiden", sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Daher handele der Senat nun schon bei Überschreitung der Inzidenz von 35.

„Darüber hinaus werden wir die Einhaltung der Regeln, insbesondere in der Gastronomie, noch stärker kontrollieren“, so Tschentscher. „Die Hamburger Corona-Regelungen sind gut begründet und wirksam gegen die Virusausbreitung. Mit ihrer konsequenten Einhaltung können wir eine erneute umfassende Einschränkung des öffentlichen Lebens wie im Frühjahr verhindern.“

Neue Corona-Fälle in diversen Hamburger Pflegeheimen

Die neue Welle der Corona-Infektionen trifft in Hamburg immer häufiger auch Pflegeheime, in denen besonders anfällige Menschen leben. Nach Auskunft der Sozialbehörde ist mittlerweile neben den bereits bekannten Ausbrüchen mindestens ein halbes Dutzend weiterer Heime von Infektionen betroffen. Es soll sich aber bisher wohl überwiegend um Mitarbeiter der Verwaltung handeln. Gleichwohl beobachtet man das Übergreifen auf Seniorenheime im Senat mit Sorge, da deren Bewohnerinnen und Bewohner aufgrund von Alter oder Vorerkrankungen als besonders gefährdet gelten.

Eine Besucherin unterhält sich im Besuchsraum eines Pflegeheims mit ihrer Angehörigen. In Hamburger Einrichtungen steigt die Zahl der Corona-Fälle.
Eine Besucherin unterhält sich im Besuchsraum eines Pflegeheims mit ihrer Angehörigen. In Hamburger Einrichtungen steigt die Zahl der Corona-Fälle. © dpa | Jonas Güttler

Laut Sozialbehördensprecher Martin Helfrich gibt es derzeit aber keine sehr großen Ausbrüche oder Hotspots innerhalb der Stadt, auf die sich die 125 aktuellen Neuinfektionen am Donnerstag einfach zurückführen ließen. Auch Reiserückkehrer spielten keine besondere Rolle mehr. Vielmehr verbreiteten sich die Infektionen überall.

Lesen Sie auch das Dossier zum Corona-Ausbruch – was im UKE geschah

Es seien derzeit vor allem zwei Konstellationen, die die Infektionsdynamik trieben, so Helfrich: Es gingen immer wieder Menschen mit Symptomen zu Arbeit und steckten dort andere an. Und es gebe viele Infektionen in der Dreier-Kombination aus Treffen in Innenräumen, enges Beieinanderstehen und Alkoholkonsum. Mithin wohl vor allem bei privaten Feiern oder in Bars oder Clubs.

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

Merkel berät am Freitag mit elf Großstadt-Bürgermeistern über Corona-Lage

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Freitag mit den Bürgermeistern von elf deutschen Großstädten über die steigenden Corona-Infektionszahlen beraten. Die Kanzlerin wolle sich in der Video-Konferenz „über die Corona-Lage und die vor Ort eingeleiteten Maßnahmen informieren“, teilte ein Regierungssprecher am Donnerstag in Berlin mit. Die Bürgermeister vertreten Städte, die derzeit besonders hohe Infektionsraten verzeichnen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) berät mit Großstadtbürgermeistern über die Corona-Lage.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) berät mit Großstadtbürgermeistern über die Corona-Lage. © Getty Images | Sean Gallup

Teilnehmer des Gesprächs mit der Kanzlerin sind nach Informationen des „Spiegel“ die Bürgermeister aus Berlin, Hamburg, Bremen, München, Frankfurt am Main, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Leipzig und Stuttgart. Nach Angaben des Regierungssprechers ist der Termin nicht presseöffentlich.

Neue Corona-Zahlen: Hamburg überschreitet kritischen Wert

Die Hamburger Gesundheitsbehörde hat am Donnerstag 125 Neuinfektionen gemeldet (am Vortag waren es 93). Damit steigt die Zahl der Hamburger, denen seit Beginn der Pandemie eine Erkrankung an Covid-19 diagnostiziert wurde, auf nunmehr 8668. Als geheilt gelten davon bislang 6900 Personen. Vor allem überschreitet die Stadt damit aber die kritische Marke von 35. Der Inzidenzwert bildet die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen ab – dieser Wert liegt in der Hansestadt nun bei 36,1.

Ein medizinischer Mitarbeiter nimmt einen Corona-Abstrich. In Hamburg liegt die Zahl der Neuinfektionen im kritischen Bereich.
Ein medizinischer Mitarbeiter nimmt einen Corona-Abstrich. In Hamburg liegt die Zahl der Neuinfektionen im kritischen Bereich. © picture alliance/Robin Utrecht

Das hat Auswirkungen auf Großveranstaltungen wie Fußballspiele: Sie fallen dann wieder unter die allgemeinen Corona-Regeln und könnten keine Ausnahmegenehmigung für höhere Zuschauerzahlen beantragen. Senatssprecher Marcel Schweitzer kündigte bereits am Dienstag an: Ab einer Obergrenze von 35 können "Fußballspiele bei St. Pauli und beim HSV nicht mehr vor Publikum stattfinden".

Das stimmt allerdings nicht ganz: Denn auf Anfrage teilte die Sozialbehörde mit, dass dann zumindest 1000 Zuschauer in die Stadien dürften. Das nächste Hamburger Zweitligaspiel, das davon betroffen sein könnte, ist aber erst am 19. Oktober im Millerntorstadion.

Erreichen der 35er-Marke gilt als wichtiges Warnsignal

Sollte der Inzidenzwert drei Tage lang die 35er-Marke übersteigen, will der Senat schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergreifen. Auf diesen neuen Mechanismus habe sich der Senat verständigt, sagte der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich, dem Abendblatt. Der Senat bereite je nach epidemiologischer Analyse geeignete Maßnahmen vor. Erst wenn der Wert dann für drei Tage wieder unter 35 liege, könnten diese zurückgenommen werden.

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Zwar lässt die Corona-Verordnung der Stadt Hamburg eine Hintertür offen: Wenn das Infektionsgeschehen "trotz einer höheren Inzidenz klar eingrenzbar" ist, könnte die Genehmigung trotzdem erteilt werden. In Anbetracht der zunehmend angespannten Stimmung dürfte es aber unwahrscheinlich sein, dass von dieser Gebrauch gemacht werden würde. Neben den akuten Auswirkungen gilt das Erreichen dieser Marke als wichtiges Warnsignal.

Senatoren beraten über schärfere Einschränkungen

Nach Abendblatt-Informationen wollten Senatoren und Staatssekretäre am Donnerstag über schärfere Einschränkungen beraten. Ob diese nur vorbereitet oder schon für den Fall der Drei-Tage-Überschreitung beschlossen und bekanntgemacht werden, blieb zunächst unklar.

Beträgt die Anzahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 pro 100.000 Einwohner, treten automatisch weitere Verschärfungen in Kraft: So dürfen Feiern im privaten Rahmen nur noch mit höchstens zehn und in angemieteten Räumen mit höchstens 25 Teilnehmern stattfinden.

Die Zahl der stationär behandelten Erkrankten ist am Donnerstag um zwei Personen auf 59 gestiegen. Auf den Intensivstationen befinden sich mit zwölf Menschen genau so viele wie am Vortag. Zehn davon sind Hamburger Patienten. Die Zahl der Todesfälle liegt unverändert bei 241.

Corona-Krise bedeutet Milliardenverlust für Tourismus im Norden

Die Tourismusbranche hat infolge der Corona-Pandemie wahrscheinlich Umsatzausfälle in Milliardenhöhe erlitten. Dies geht aus dem sogenannten Tourismusbarometer hervor, das der Sparkassen- und der Tourismusverband am Donnerstag in Kiel vorstellten. Demzufolge betrugen die Einbußen allein in den Monaten März und April etwa 880 Millionen Euro. Davon entfielen 510 Millionen Euro auf den Übernachtungstourismus und 370 Millionen auf den Tagestourismus. Mitte März war der Tourismus wegen der Pandemie faktisch zum Erliegen gekommen.

Ein Urlauber liegt an einem Strandkorb an der Nordsee. Die Tourismus-Branche leidet stark unter der Corona-Krise.
Ein Urlauber liegt an einem Strandkorb an der Nordsee. Die Tourismus-Branche leidet stark unter der Corona-Krise. © dpa | Carsten Rehder

Dennoch steuere die Branche im Norden besser durch die Corona-Krise als andere Bundesländer und könne mit einem „blauen Auge“ davonkommen, sagte Marktforschungsexperte Karsten Heinsohn vom wirtschaftswissenschaftlichen Fremdenverkehrsinstitut dwif. Bis August habe das Minus etwa 20 Prozent betragen, bis zum Jahresende könnten es 10 bis 15 Prozent sein.

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Kellner missachtet Corona-Regeln und attackiert Polizisten

Ein Keller hat in einem Restaurant in Stralsund für einen Eklat gesorgt: Wie die Polizeisprecher Mathias Müller mitteilte, hat der Mann sich am Mittwochabend geweigert, bei der Arbeit einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Und auch der Restaurant-Betreiber scheint es mit der Infektionsprävention nicht allzu ernst zu nehmen. Er hat nicht wie vorgeschrieben die persönlichen Daten der Gäste erfasst, um die Nachverfolgung bei einem möglichen Infektionsfall zu ermöglichen. Ein Gast des Lokals hatte dies beobachtet und die Polizei alarmiert.

Ein Kellner in einem Restaurant in Stralsund hat sich geweigert, eine Maske zu tragen.
Ein Kellner in einem Restaurant in Stralsund hat sich geweigert, eine Maske zu tragen. © dpa/Bodo Schackow

Als die Beamten den 29 Jahre alten Mitarbeiter zur Rede stellten, verhielt dieser sich laut Polizei aggressiv und äußerte sein Unverständnis für die Corona-Maßnahmen der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern. Er war auch nicht dazu bereit, seine Personalien anzugeben. Schließlich wurde der Mann noch ausfälliger, beleidigte die Polizisten und versuchte zwei von ihnen zu schlagen. Der Kellner wurde in Gewahrsam genommen.

Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Beleidigung, des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und der versuchten Körperverletzung eingeleitet. Auch wurde der Verstoß des Restaurant-Besitzers gegen die Corona-Verordnung geahndet.

Hamburg senkt Wert für schärfere Corona-Maßnahmen

Die Hamburger Polizei bei der Kontrolle der Corona-Kontaktbeschränkungen am Jungfernstieg (Archivbild).
Die Hamburger Polizei bei der Kontrolle der Corona-Regeln am Jungfernstieg (Archivbild). © picture alliance/dpa

Hamburg will bereits schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergreifen, wenn der sogenannte Inzidenzwert drei Tage lang die 35er-Marke übersteigt. Auf diesen neuen Mechanismus habe sich der Senat verständigt, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, dem Abendblatt.

Lesen Sie die Analyse: Warum Hamburg besser dasteht als andere Städte – noch

Der Senat bereite je nach epidemiologischer Analyse geeignete Maßnahmen vor. Erst wenn der Wert dann für drei Tage wieder unter 35 liege, könnten diese zurückgenommen werden. Der Inzidenzwert bildet die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen ab. Der von der Gesundheitsbehörde errechnete Wert für Hamburg lag am Mittwoch bei 34,1. Bislang galt ein Inzidenzwert von 50 als Grenze, ab dem spätestens schärfere Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Hamburger Industrie warnt vor „zweitem Lockdown“

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen wächst auch in der Hamburger Industrie die Sorge vor einem „zweiten Lockdown“. Der Vorsitzende des Hamburger Industrieverbands (IVH), Matthias Boxberger, appellierte daher am Donnerstag an Bevölkerung und Behörden, alles zu unternehmen, um ein erneutes Corona-bedingtes Herunterfahren wichtiger Wirtschafts- und Lebensbereiche zu verhindern.

„Ein zweiter Lockdown hätte für die sich langsam wieder erholende deutsche Wirtschaft fatale Auswirkungen.“ Bisher sei es der unter „enormem Anstrengungen“ gelungen, Produktion und Lieferketten aufrechtzuerhalten und damit letztlich auch Arbeitsplätze zu sichern.

Entsprechend dringlich sei es jetzt, dass die Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten werden. „Masken tragen, Abstand halten und die Auflagen einhalten: Das kann und muss jede Hamburgerin und jeder Hamburger zur Bewältigung der aktuellen Situation beitragen“, forderte Boxberger. „Der Hamburger Senat ist aufgefordert, die nötigen Maßnahmen weiterhin mit aller Konsequenz durchzusetzen und zu kontrollieren.“

Covid-19-Tests werden bei Kreuzfahrten Pflicht

Die Kreuzfahrtindustrie hat eine Covid-19-Testpflicht für alle Gäste und Crewmitglieder an Bord der Schiffe beschlossen. „Nur mit einem negativen Testergebnis wird der Zugang zum Schiff gewährt“, teilte die Cruise Lines International Association (Clia), der größte Verband der Kreuzfahrtindustrie, am Donnerstag in Hamburg mit. An diese globale Testpflicht sollen sich alle Clia-Mitgliedsreedereien ab sofort halten. Den Angaben zufolge repräsentieren sie 95 Prozent der Kreuzfahrtkapazitäten weltweit.

Die Branche sei damit „der erste und bislang einzige Sektor innerhalb der Tourismusbranche, der konsequent verpflichtende Tests auf das Coronavirus für alle Reisenden und Angestellten einführt“. Die Pflicht gelte für Schiffe ab 250 Passagieren. Wann und wie Mitarbeiter und Gäste auf das neuartige Coronavirus getestet werden, dürften die Reedereien selbst entscheiden.

Hamburg: Das Tui-Kreuzfahrtschiff «Mein Schiff 2» läuft am Abend aus dem Hafen zu einem dreitägigen Rundtrip auf der Nordsee in Richtung Norwegen aus.
"Mein Schiff 2" läuft aus dem Hamburger Hafen aus: Auf Kreuzfahrten sind Corona-Tests künftig Pflicht. © dpa | Daniel Bockwoldt

Die Testpflicht sei ein wichtiger Baustein, um den Kreuzfahrtbetrieb wieder sicher hochfahren zu können, sagt Clia-Deutschland-Direktor Helge Grammerstorf laut Mitteilung. Clia-Angaben zufolge hängen in Deutschland 48 000 Arbeitsplätze an der Kreuzfahrtbranche. Die Wertschöpfung durch die Branche habe 6,6 Milliarden Euro betragen.

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Corona: So hat sich die Inzidenz in Hamburg entwickelt

Der Inzidenzwert ist zu einem der wichtigsten Gradmesser des Pandemieverlaufs geworden: In Hamburg hat sich die Zahl, die die Fälle der vergangenen sieben Tage ins Verhältnis zur Bevölkerung setzt, seit dem Frühjahr sehr unterschiedlich entwickelt: Zum Beginn der Pandemie stieg sie rapide an und erreichte ihren Höchststand am 30. März, kurz nach Beginn des bundesweiten Lockdowns. 1225 Fälle in der Woche zuvor entsprachen einem Inzidenzwert von 64,5 (nach dem aktualisieren Berechnungsmodell, das die Stadt seit kurzem anwendet).

Ein Laborant untersucht eine Probe auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 (Symbolbild).
Ein Laborant untersucht eine Probe auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 (Symbolbild). © dpa | Jeff Pachoud

Die scharfen Maßnahmen, die unter anderem die Schließung der meisten Geschäfte und eine drastische Einschränkung der Sozialkontakte umfassten, zeigten schnell Wirkung: Einen Monat später, am 30. April lag der Inzidenzwert nur noch bei 15,3 – am 30. Mai sogar nur noch bei 1,2. In diesem Bereich bewegte sich die Zahl der Neuinfektionen der vergangenen Woche pro 100.000 Einwohner für längere Zeit. Ihren Tiefststand für die gesamte Corona-Krise erreichte sie genau zur Hälfte der Sommerferien.

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Am 16. Juli meldete die Stadt einen neuen Corona-Fall – für die gesamte zurückliegende Woche. Der Inzidenzwert sank auf 0,1, die Pandemie schien fast überwunden. Drei Wochen später, am ersten Tag des neuen Schuljahres, lag er bereits wieder bei 7,6. Mit leichten Fluktuationen ist er seitdem nahezu durchgängig gestiegen. Vor drei Wochen, am 17. September, wurde er mit 17,8 angegeben, vor zwei Wochen mit 21,3, vergangene Woche mit 27,7. Heute liegt er bei 34,1.

Sollten am Donnerstag 105 oder mehr neue Corona-Fälle gemeldet werden, steigt der Inzidenzwert in Hamburg auf mehr als 35. Dann werden Fußballspiele wieder ohne Zuschauer ausgetragen und weitere Einschränkungen drohen.

Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein leicht rückläufig

In Schleswig-Holstein sind 45 neue Corona-Infektionen nachgewiesen worden. Die Zahl der Fälle seit Beginn der Pandemie im Norden erhöhte sich damit bis Mittwochabend auf 5076, wie aus den von der Landesregierung im Internet veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Nach Schätzung des Robert Koch-Instituts gelten rund 4500 von ihnen als genesen. Am Montag waren 54 Neuinfektionen gezählt worden.

Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Virus Sars-CoV-2 in Schleswig-Holstein gestorben sind, blieb bei 162. In Krankenhäusern wurden am Mittwoch wie schon am Vortag 14 Covid-19-Patienten behandelt.

Coronavirus: Das müssen Sie über Fachbegriffe wissen

  • Coronavirus: Eine Klasse von Viren, zu denen der neuartige Erreger gehört
  • Sars-CoV-2: Die genaue Bezeichnung des Virus, das sich von China aus verbreitet
  • Covid-19: Die Erkrankung, die das Virus auslöst

Die Entwicklungen vom Mittwoch, 7. Oktober, zum Nachlesen