Hamburg. Behörde greift auf dem Kiez hart durch. Auch bei einem Kontrollgang von Bezirksamtschefin von Berg gab es erneut Beanstandungen.
So was kommt von so was. Falko Droßmann (SPD) hatte in den vergangenen Wochen die Barbetreiber im Bereich Reeperbahn mehrmals öffentlich ermahnt, sich an die Corona-Regeln zu halten, ansonsten drohe ihnen bei weiteren Verstößen das vorübergehende Aus. Zurzeit weilt der Chef des Bezirksamts Mitte zwar im Urlaub – doch seine Warnung hat natürlich unverändert Bestand. Und das hat jetzt Konsequenzen: Bei Kontrollen auf dem Kiez wurden wegen gravierender Verfehlungen acht Lokale in der Nacht zum Sonntag geschlossen.
Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich dabei um die Läden Wodka Bombe, Große Freiheit 36, Dollhouse, Safari, Superfly, Titty Twister und Frau Holle. Zudem erwischte es eine Bar an der Davidstraße und einen Sexclub. Die Betreiber erwarten nun unerfreuliche Gespräche mit dem Bezirksamt Mitte.
Massive Corona-Verstöße auf dem Kiez
Erst im August hatte das Amt zwei völlig überfüllte Kiez-Lokale stillgelegt. Vor zwei Wochen kontrollierte dann Behördenchef Droßmann mit einem Arzt der Gesundheitsaufsicht und Polizisten erneut, ob die Bars und Vergnügungsbetriebe die Corona-Auflagen einhalten. Abermals fiel sein Fazit niederschmetternd aus: In zehn der rund 25 kontrollierten Läden seien „massive Verstöße“ festgestellt worden, in zwei weiteren Läden seien die Zustände „so katastrophal“ gewesen, dass sie sofort hätten geschlossen werden müssen.
Droßmann betonte aber auch, dass sich viele Betriebe vorbildlich an die Auflagen hielten. „Leider bringen die schwarzen Schafe der Branche alle anderen in Gefahr.“ Nach dem Corona-Ausbruch in der Bar „Katze“ hatte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am vergangenen Dienstag zudem verstärkte Kontrollen angekündigt und dabei auch weitere Lokalschließungen nicht ausgeschlossen.
Corona-Kontrolle in der „Katze"
Am Freitagabend war es dann Stefanie von Berg, grüne Altonaer Bezirksamtsleiterin, die sich persönlich an einer Corona-Kontrolle im Schanzenviertel beteiligte. Dabei stattete sie auch der inzwischen bundesweit bekannten Bar „Katze“ und dem Szenelokal „Goldfischglas“ einen Besuch ab. Bei der Kontrolle im „Goldfischglas“ an der Juliusstraße bemängelten die Beamten, mit denen von Berg im Einsatz war, die fehlende Abfrage der Adressen bei der Kontaktdatenerfassung.
„Lucky Luke, Darth Vader und Benjamin Blümchen habe ich zwar nicht gefunden, aber wenn man von dem Bedarf des Gesundheitsamtes ausgeht, reichen die Kontaktlisten so nicht aus“, sagte von Berg. „Das wusste ich nicht“, verteidigte sich Detlef Brunkhorst, der die „Katze“ und das „Goldfischglas“ betreibt. Man habe die Anforderungen der Kontaktdatenerfassung durch den Datenschutzbeauftragten anders kommuniziert bekommen. „Wenn das nicht ausreichend ist, dann ändern wir das. Das ist nicht schwer.“
Corona: Immer wieder Probleme mit Kontaktdaten
Insbesondere die Kontaktdatenerfassung bereitete den Amtsmitarbeitern bei dem Rundgang am Freitag Kopfschmerzen – es wurde wohl ziemlich geschlampt. Sie finde es enttäuschend, dass die Listen teilweise unvollständig seien, dabei müsse eine gründliche Erfassung für die Schanzen-Gastronomen händelbar sein, so von Berg. „Ein weiterer Punkt ist, dass Servicekräfte ohne Maske arbeiten und nur, wenn sie uns sehen, schnell eine aufziehen“, sagte die Amtschefin.
Während die Beamten durch die Straßen des Szeneviertels liefen, entdeckten sie durch die Fenster immer wieder Mitarbeiter, die ohne Maske arbeiteten. Von Berg: „Ich habe den Eindruck, dass die Gastronomen noch nicht genau gemerkt haben, wie ernst die Lage für sie und die Bevölkerung ist.“
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