Hamburg. 30 Freiwillige lassen sich ein genetisch verändertes Pockenvirus mit Sars-CoV-2 spritzen. Bilden sich Antikörper?

Impfungen gegen das neuartige Coronavirus werden rund um den Globus sehnlich erwartet. Dabei verfolgen Forscher mehrere Ansätze, damit möglichst viele Menschen und Altersgruppen den erhofften Schutz erhalten können. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) beginnt nun mit der ersten klinischen Phase bei der Erprobung eines Wirkstoffs, den Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung mit der IDT Biologika GmbH entwickelt haben.

Von Mitte Oktober an will das UKE-Team um die Infektiologin Marylyn Addo zunächst 30 freiwillige Probanden im Alter zwischen 18 und 55 Jahren zweimal im Abstand von vier Wochen einen sogenannten Vektor-Impfstoff spritzen. Dabei fungiert ein gentechnisch verändertes und damit harmloses Pockenvirus als Transportvehikel, um ein Stück Erbmaterial des Erregers Sars-CoV-2 in den Körper zu schleusen. Die „Genfähre“ kann sich nicht vermehren, das Bauteil des Coronavirus aber kann die Produktion von Antikörpern auslösen, die dann vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützen würden – so die Hoffnung.

Wie verträglich ist der Wirkstoff

Nach einer solchen Reaktion des Immunsystems suchen die Forschenden um Addo schon in der ersten klinischen Prüfung. Vorrangig geht es in Phase I allerdings darum, wie verträglich der Wirkstoff ist. Ältere Probanden werden aus Sicherheitsgründen erst in Phase II dabei sein, die noch in diesem Jahr beginnen könnte. In beiden Studien übernimmt das UKE die Federführung, wobei der zweite Teil an bis zu zehn deutschen Studienzentren stattfinden und 600 Probanden einschließen soll.

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An der dritten und entscheidenden Phase vor einer möglichen Zulassung des Wirkstoffs sollen 30.000 Probanden teilnehmen. Sie wird unter der Leitung der Uniklinik München stattfinden. Das UKE würde dann zwar wohl auch noch Probanden in Hamburg rekrutieren, wie Addo sagt. Nicht unwahrscheinlich sei allerdings, dass ein großer Teil der Studie dann in Ländern mit zu dieser Zeit vielen Infektionen stattfinden würde.

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) gratulierte Marylyn Addo und dem UKE und sprach von einem „ersten Meilenstein auf dem Weg zu einem wirksamen Corona-Impfstoff“.

Das Coronavirus in Deutschland und weltweit