Hamburg. In den beiden Einrichtungen gibt es allein 55 Infizierte. Auch eine Flüchtlingsunterkunft und ein Krankenhaus sind betroffen.

Wochenlang galt Corona vor allem als ein Problem der jungen Bevölkerung: Die 20- bis 29-Jährigen stellen schon seit Langem die größte Gruppe unter den Infizierten, und lokale Ausbrüche wie in der Schanzenkneipe „Katze“ oder der Shisha-Bar Le Vou unterstrichen das Phänomen. Doch spätestens seit dem Wochenende ist klar, wie schnell das Problem auf die ältere Bevölkerung überspringen kann.

Nachdem am Sonnabend zunächst ein Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Wandsbek mit rund 40 Infizierten gemeldet wurde, kam am Sonntag ein ähnlicher Fall hinzu: Diesmal war ein Alten- und Pflegeheim im Bezirk Hamburg-Nord betroffen: 15 Personen seien dort positiv getestet worden, sagte Martin Helfrich, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde, dem Abendblatt.

Ursache der Infektion im Pflegeheim im Bezirk Hamburg-Nord noch ungeklärt

Betroffen sind in beiden Fällen Bewohner und Angestellte des Altenheims. Das macht die Sache so prekär: Denn wenn die Experten eines über das Coronavirus gelernt haben, dann, dass für ältere und vorerkrankte Menschen die Gefahr, schwer zu erkranken oder zu versterben, deutlich größer ist. Von den 241 Corona-Toten in Hamburg waren mehr als 80 Prozent 70 Jahre oder älter.

Während die Gesundheitsämter im Wandsbeker Fall guter Dinge sind, die Infektionskette aufklären zu können, liegt die Ursache in Nord noch im Dunkeln. Konzepte zum Umgang mit den Ausbrüchen – also etwa Quarantäne-Auflagen für einzelne Bewohner, Abteilungen oder ganze Einrichtungen – seien nun in Arbeit, sagte Helfrich.

Elf Corona-Patienten auf Hamburger Intensivstationen

Klar ist hingegen der Einfluss auf die Gesamtzahlen: Am Sonnabend meldete die Sozialbehörde 112 Neuinfektionen – das war der zweithöchste Wert der vergangenen Wochen, was wesentlich auf die 40 Fälle aus dem Seniorenheim in Wandsbek zurückging. Am Sonntag wurden dann weitere 65 Neuinfektionen nachgewiesen, darunter die 15 im Altenheim in Nord.

Insgesamt haben sich damit seit Beginn der Pandemie 8240 Hamburger mit dem Coronavirus infiziert. Von ihnen gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) 6700 bereits als genesen. 31 Hamburger müssen derzeit mit einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden, darunter acht auf einer Intensivstation. Hinzu kommen neun Klinikpatienten aus umliegenden Bundesländern, von denen drei intensivmedizinisch betreut werden. Die Zahl der Todesfälle in Hamburg liegt unverändert bei 241.

Quarantäne für Flüchtlingsunterkunft in Bergedorf

Unterdessen ist in einer Bergedorfer Unterkunft für Geflüchtete und Wohnungslose ein Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das bestätigte Sozialbehördensprecher Martin Helfrich. Da es sich bei der von „fördern & wohnen“ betriebenen Unterkunft um „nicht abgeschlossenen Wohnraum“ handele, in dem sich die Bewohner zum Teil sanitäre Einrichtungen und Küchen teilten, und daher nicht klar sei, wer mit wem Kontakt hatte, sei zunächst für die gesamte Einrichtung eine 14-tägige Quarantäne angeordnet worden.

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Alle 320 Bewohner sollen nun „unverzüglich“ auf das Virus getestet werden. Wer positiv getestet werde, solle in eine gesonderte Einrichtung verlegt werden. Personen mit negativem Testergebnis könnten die Quarantäne eventuell vorzeitig beenden, wenn ein zweiter Test in einigem Abstand das Ergebnis bestätige. Üblicherweise wird dieser nach fünf Tagen vorgenommen. Am Sonnabend musste zudem die zentrale Notaufnahme im Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg geschlossen werden. Das bestätigte Helfrich auf Abendblatt-Anfrage. Grund seien zwei Corona-Verdachtsfälle: „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.“ In den anderen Abteilungen des Krankenhauses laufe der Betrieb weiter.