Hamburg. Impfstudie in Hamburg: Universitäts-Klinikum Eppendorf startet klinische Phase mit Probanden. Doch die Tests sind auch heikel.
Impfungen gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 werden rund um den Globus sehnlichst erwartet. Weltweit verfolgen Forscher mehrere Ansätze, damit möglichst viele Menschen und Altersgruppen den erhofften Schutz erhalten können. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) beginnt nun mit der ersten klinischen Phase bei der Erprobung eines Wirkstoffs, den das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung zusammen mit Partnern entwickelt hat, der LMU München und der Firma IDT Biologika.
Im Oktober will das UKE-Team um die Infektiologin Prof. Marylyn Addo zunächst 30 freiwillige Probanden im Alter zwischen 18 und 55 Jahren zweimal innerhalb von vier Wochen einen sogenannten Vektor-Impfstoff spritzen. Dazu werden jetzt die Probanden ausgewählt und untersucht.
Dabei fungiert ein gentechnisch verändertes und damit harmloses Pockenvirus als Transportvehikel, um ein Stück Erbmaterial des Erregers Sars-CoV-2 in den Körper zu schleusen. Die „Genfähre“ kann sich nicht vermehren, das Bauteil des Corona-Virus aber kann die Produktion von Antikörpern auszulösen, die dann vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützen würden – so die Hoffnung.
UKE: Corona-Expertin Prof. Addo prüft Wirkstoff
Nach einer solchen Reaktion des Immunsystems suchen die Forschenden um Addo schon in der ersten klinischen Prüfung. Denn wenn sich gar keine Antikörper zeigten, wäre es fraglich, ob der geplante zweite und der dritte Teil der Studie überhaupt Sinn machen. Vorrangig geht es in Phase I allerdings darum, wie verträglich der Wirkstoff ist.
Ältere Probanden und welche mit Vorerkrankungen werden aus Sicherheitsgründen erst in Phase II dabei sein, die ab Ende 2020 beginnen könnte. In beiden Studien übernimmt das UKE die Federführung, wobei der zweite Teil nicht auf Hamburg beschränkt ist, sondern an bis zu zehn deutschen Studienzentren stattfinden und 600 Probanden einschließen soll.
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An der dritten und entscheidenden Phase vor einer möglichen Zulassung des Wirkstoffs sollen 30.000 Probanden teilnehmen, wobei ein Teil von ihnen den Impfstoff bekommen würde und der andere ein Placebo. Die dritte Phase soll unter der Leitung der Uniklinik München stattfinden. Das UKE würde dann zwar wohl auch noch Probanden in Hamburg rekrutieren, wie Marylyn Addo sagt. Nicht unwahrscheinlich sei allerdings, dass ein großer Teil der Studie dann in Ländern mit zu dieser Zeit vielen Infektionen stattfinden würde.
Corona-Impfstoff: Diese acht Firmen sind führend
Während das UKE nun mit der Phase 1 starten will, befinden sich weltweit bereits acht Unternehmen in der abschließenden Phase 3 der Corona-Impfstoffentwicklung. Namentlich sind die Forschungen von AstraZeneca, Moderna, BioNTech, Novavax, Johnson & Johnson, Sinovac Biotech, Sinopharm (China) sowie vom staatlichen Gamaleya-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau (Vakzine Sputnik) schon sehr weit fortgeschritten. Wobei die beiden Letztgenannten mit Vorsicht zu genießen sind, da keine Transparenz über die Einhaltung der ethischen Standards sowie wissenschaftlicher Grundsätze besteht.
Um mehr Vertrauen für die eigene Impfstoffentwicklung zu gewinnen, haben die CEOs von neun führenden Impfstoff-Unternehmen ein historisches Abkommen unterzeichnet, welches dafür sorgen soll, die Sicherheit und das Wohlergehen der geimpften Personen mit oberster Priorität zu behandeln. Damit soll auch ein vorschnelles Drängen auf eine Zulassung eines Präparats verhindert werden. Zu den an der Vereinbarung beteiligten Unternehmen gehören AstraZeneca, Moderna, BioNTech, Novavax, Johnson & Johnson, Pfizer, GlaxoSmithKline, Merck & Co. sowie Sanofi.
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