Hamburg. Hochschule begrüßt an diesem Freitag ihren neuen Jahrgang. Die Jubiläumsfeier muss pandemiebedingt kleiner ausfallen.

Der Appell, die Welt zu verändern, ist unübersehbar auf dem Campus der Bucerius Law School: „Mut“ steht in roten, bis zu drei Meter hohen Buchstaben neben dem Eingang des Hauptgebäudes. Die Skulptur des Künstlers Rupprecht Matthies soll die Studierenden daran erinnern, dass sie nicht nur zu guten Juristen heranreifen, sondern auch Zivilcourage zeigen und ihre Fähigkeiten in den Dienst der Gesellschaft stellen sollen.

„Schon im Auswahlverfahren suchen wir nach den Engagiertesten unter den Besten“, sagt Bucerius-Präsidentin Katharina Boele-Woelki. Heutzutage seien hervorragend ausgebildete Persönlichkeiten gefragter denn je, die zuhören und moderieren könnten, „die sich der Integrität verpflichtet fühlen und den Dissens nicht scheuen“, so die Professorin. „Dem Irrationalen das rationale Argument entgegenzusetzen ist Voraussetzung für unseren Rechtsstaat und Garant für eine friedliche Zukunft.“

Gründung war ein Wagnis

Vor 20 Jahren nahm der erste Jahrgang das Studium an der Hochschule am Park Planten un Blomen auf. Anlässlich dieses Jubiläums sollte eigentlich ein großer Festakt stattfinden – doch wegen der Corona-Pandemie wurde die Veranstaltung auf den 10. Juni 2021 verschoben. Feiern wollen die Lehrenden um Boele-Woelki aber trotzdem, wenn auch in einem kleineren Rahmen: In der Laeisz­halle werden sie an diesem Freitag die Studienanfänger des Jahrgangs 2020 willkommen heißen und an die Anfänge der Bucerius Law School erinnern.

Deren Gründung als erste private Hochschule für Rechtswissenschaft in Deutschland war ein Wagnis – zumindest aus Sicht der Initiatoren von der „Zeit“-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die bis dahin noch keine Erfahrung mit dem Betrieb einer Hochschule gesammelt hatten. Doch der Erfolg hat ihnen recht gegeben: Bis heute haben knapp 2000 Frauen und Männer ein Studium an der Juristenschmiede abgeschlossen, 486 von ihnen erwarben einen Doktortitel.

Einige Absolventen gingen in die Forschung

Einige Absolventen gingen in die Forschung und dürfen sich nun Professoren nennen, etwa Benjamin Raue und Philipp Reimer, die in Trier und Bonn lehren. Andere Bucerius-Alumni zog es in die Politik, unter ihnen Alexander Mohrenberg (SPD) und Lena Zagst (Grüne) – beide zählen zu den jüngsten Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft. Weitere Absolventen gründeten Firmen. Die meisten Ehemaligen arbeiten allerdings als Rechts- und Staatsanwälte, Richter und Notare, also in klassischen juristischen Berufen.

Nach Darstellung der mit 579 Studierenden kleinen Hochschule sind ihre Absolventen zumindest im Notenvergleich besser als Absolventen anderer Jura-Studiengänge: Der Anteil der sogenannten Prädikatsexamen („vollbefriedigend“) liege an der Bucerius Law School bei rund 80 Prozent – bundesweit erreichten 33 Prozent aller Jurastudierenden diese Note nach dem Ersten Staatsexamen. Mit ihren Studienleistungen qualifizierten sich viele Bucerius-Absolventen „gerade für den Premium-Arbeitsmarkt“, erklärt die Hochschule.

Die juristische Ausbildung kostet 51.600 Euro

Die Rechtswissenschaft bildet zwar den Kern der Bucerius-Ausbildung, doch hinzukommen viele weitere Angebote, die unter der Überschrift „Jura plus“ firmieren: etwa Wirtschaftsseminare, Philosophie- und Sprachkurse, zwei Pflichtpraktika sowie ein Auslandsjahr an einer der Partnerhochschulen.

Das hat seinen Preis: Die gesamte auf knapp viereinhalb Jahre angelegte Ausbildung bis zum ersten Staatsexamen kostet regulär 51.600 Euro. Die vollen Gebühren zahlten in den vergangenen Jahren allerdings nur etwa die Hälfte Studierenden; die andere Hälfte profitierte von Unterstützungsangeboten. Dazu zählen etwa die sogenannten umgekehrten Generationenverträge (UGV): Dabei werden Studierende von Gebühren befreit, wenn sie sich verpflichten, als Berufstätige zehn Jahre lang jährlich neun Prozent ihres Bruttoeinkommens an die Bucerius Law School zu zahlen, sofern sie über ein Mindesteinkommen von 30.000 Euro verfügen.

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Dass ein solches Solidarmodell möglich ist, garantiert die Mutterorganisation der privaten Hochschule: Seit der Hochschulgründung hat die „Zeit“-Stiftung in ihrem Engagement nie nachgelassen. Sie stellt 40 Prozent des Bucerius-Budgets bereit.