Hamburg. Abendblatt-Redakteurin Elisabeth Jessen wurde „entisoliert“. Eine gute Nachricht: Der Geschmackssinn ist zurück.

Der Anruf kommt kurz nach halb zehn. Dieselbe Dame vom Gesundheitsamt, die vor zwei Tagen schon unsere beiden Söhne aus der Quarantäne entlassen hat, ist am Apparat. Wir hatten schon damals ein fröhliches Telefonat, und auch an diesem Morgen ist die Stimmung heiter. Sämtliche Covid-19-Symp-tome haben sich bei mir endlich verflüchtigt, und deshalb legt Frau B. fest, dass ich als Dritte meiner Familie nun aus der Isolation entlassen werde.

Was macht man in so einem Moment? Rennt man da gleich nach draußen, um die wiedererlangte Freiheit zu feiern? Nein. Ich habe mir nach dem Telefonat noch eine Tasse Tee eingeschenkt und die Erkenntnis einen Moment sacken lassen: Es ist überstanden! Mein Körper hat das Virus, das derzeit die ganze Welt im Klammergriff hat, erfolgreich bekämpft. Da waren viele angstvolle Momente. Ich sorgte mich weniger um mich selbst als um meine beiden Söhne und meinen Mann.

Covid-19 ist eine fiese Krankheit

Denn Covid-19 ist, wie beschrieben, eine fiese Krankheit, die mit immer neuen Symptomen aufwartet: Husten, Fieber, Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn, Schnupfen, Übelkeit, Durchfall. Nicht jeder in unserem Haushalt hatte alles, aber nacheinander haben sich doch bei uns allen sehr viele Symptome breitgemacht. Die anderen gut 2500 Infizierten in dieser Stadt, die positiv getestet wurden, wissen vermutlich, wovon ich spreche. Auf jeden Fall hat Sars-CoV-2 uns alle in die Knie gezwungen. Aber nur vorübergehend.

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Denn nun geht es aufwärts. Das Abendessen war das Erste, bei dem ich wieder etwas schmecken konnte. Nach vielen freudlosen Mahlzeiten melden sich Geruchs- und Geschmackssinn endlich wieder zurück. Unsere Söhne hatten Antipasti bei einem italienischen Restaurant abgeholt. Es war ein Versuch, die Geschmacksnerven zu kitzeln. Und was soll ich sagen: Es war ein Erfolg! Ich konnte die gegrillten Zucchini und Auberginen schmecken, die Tomaten, die Salami, den geschmorten Fenchel. Von allem aßen wir alle nur kleine Portionen, aber es war alles wie eine Offenbarung.

Die Welt da draußen macht ein wenig Angst

Nun überlege ich, wohin mich mein erster Weg führen soll. Mir macht die Welt da draußen ein wenig Angst. Seit Beginn der Quarantäne vor fast drei Wochen hat sie sich einfach so sehr verändert, dass ich mich in meinem Schneckenhaus am wohlsten fühle. Aber zusammen mit der Überzeugung, dass ich mich – hoffentlich randvoll mit Antikörpern – angstfrei draußen bewegen kann, reicht das doch für ein Hochgefühl.

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