Hamburg. Abendblatt-Redakteurin Elisabeth Jessen bereitet die Rückkehr in die Welt da draußen vor – nachdem sie infiziert war.

Das Leben in Quarantäne ist eines in der Warteschleife. Man wartet, dass man getestet wird, man wartet auf das Ergebnis, darauf, dass das Fieber endlich sinkt, dass der Husten nachlässt, dass man nicht mehr nach einer Treppe völlig aus der Puste ist.

Und jetzt warten wir auf das Gesundheitsamt. Auf unsere „Entisolierung“, also die offizielle Gesundschreibung. Seit Montagmorgen wählen wir unaufhörlich die Nummern, die in unserer Quarantäne-Anordnung aufgeführt sind. Denn unser 17 Jahre alter Sohn, der in ein paar Wochen seine Abiturprüfung schreiben soll, soll am Freitag seine Tutoren an der Schule treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Er war als Erster krank und ist nun als Erster gesund. Wir anderen drei sind noch nicht so fit und haben keine so große Sehnsucht nach der Welt da draußen.

Das Tuten des Telefons raubt den letzten Nerv

Um den Hörer nicht die ganze Zeit am Ohr halten zu müssen, habe ich irgendwann den Lautsprecher eingeschaltet und eine Taschentücherbox drübergestülpt, weil das Tuten einem sonst den letzten Nerv rauben würde. Und so hätte ich am frühen Nachmittag fast überhört, dass tatsächlich jemand im Gesundheitsamt ans Telefon ging.

Der Mitarbeiter nahm die Namen aller vier Familienmitglieder auf und versprach, sie an die zuständige Stelle weiterzugeben. Dabei hatte ich erwartet, ich sei schon an der richtigen Stelle. Wann seine Kollegen zurückrufen, konnte er nicht sagen. Es rufe ja ständig jemand an, da schafften sie es nicht so leicht, zurückzurufen, sagte er und bat freundlich um Nachsicht.

Corona-Quarantäne: Tolle Nachbarn und Freunde

 Vielleicht ist aber jemand so gütig und liest einfach die Mail, die wir parallel geschickt haben. Wir verkehren auch gern schriftlich, wenn es leichter geht.

Nachbarn und Freunde sind übrigens immer noch großartig zu uns und werden auch in der dritten Woche nicht müde, uns zu versorgen. Immerhin werden unsere Einkaufslisten immer kürzer. Da Geruchs- und Geschmackssinn bei dreien von uns immer noch perdu sind, lässt auch unser Appetit zu wünschen übrig.

 „Aber mit den Augen hast du doch nichts“, fragte heute meine Nachbarin Gaby am Telefon. Stimmt! Und deshalb freue ich mich riesig über den Strauß bunter Tulpen, den sie mir vor die Tür gelegt hat. Danke!

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