Hamburg. Mode-Zar, TV-Star, Fisch-Papst, Fürst Bismarck: Abschied von prominenten Hamburgern. Unter ihnen waren viele Journalisten.
Bei der Lebenserwartung von verschiedenen Berufsgruppen in Deutschland liegen die Journalisten eher am Ende des Rankings. Reporter werden nicht so alt wie der statistische Durchschnitt. Aber wenn ein Medienmensch stirbt, ist das oft mehr als nur ein Verlust für die „Szene“. Ein Stück Öffentlichkeit geht verloren.
Unter den Todesfällen des Jahres 2019, die Hamburg bewegten, waren einige Journalisten, die in ihrem Berufsleben im öffentlichen Auftrag gewirkt haben – und zum Teil weit darüber hinaus.
Kurz vor Silvester 2019: Hamburg trauert um Jan Fedder
Aber diese Nachricht kam doch für viele Hamburger wie ein Keulenschlag: Am 14. Januar wäre Jan Fedder 65 Jahre alt geworden. Am vorletzten Tag des Jahres 2019 starb die norddeutsche Fernsehlegende, der waschechte Hamburger in seiner Wohnung in Hamburg. Nicht nur in Norddeutschland trauern die Menschen um Jan Fedder, der vor allem durch "Das Boot" und die ARD-Vorabendserie "Großstadtrevier" in der Rolle des Polizisten Dirk Matthies berühmt wurde. Trauerbekundungen kamen aus ganz Deutschland. Auch die Hamburger Polizei verabschiedete sich via Twitter von ihrem Ehrenkommissar.
Jan Fedder war schwer krebskrank. 2016 brach er sich bei einem Sturz mehrere Knochen. Trotzdem stand er weiter vor der Kamera.
Früherer Abendblatt-Chefredakteur Peter Kruse gestorben
Der Abschied von Peter Kruse, dem ehemaligen Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, hat auch vielen Leserinnen und Lesern noch einmal vor Augen geführt, was „ihr“ Abendblatt auf Papier und im Internet im Kern ausmacht. Der wunderbar treffende Nachruf von Frank Ilse zeichnet nach, wie ein liberaler und handwerklich ausgezeichneter Journalismus auch heute noch nach innen und außen wirken kann und muss.
Bildergalerie: Prominente Tote 2019
Abschied nehmen musste Hamburg auch von einem Fotografen, der über Jahrzehnte die Bildsprache des „Stern“ prägte. Volker Hinz starb im Alter von 72 Jahren nach einer schweren Krankheit.
Volker Hinz, na klar, hatte sie alle vor der Linse: Brandt, Schmidt, Ali, Pelé, Beckenbauer. World Press Photo Award, Preise zuhauf. Aber was man bei allem Namedropping und Preis-Hype unter Medienleuten vergisst: Er hat hart gearbeitet, um das eine, das besondere Foto zu machen.
Hamburger Journalisten trauern um Kollegen
Und genauso hart hat sich Thomas Dierenga für die „Bild“-Zeitung reingehauen. Das sah immer locker aus bei ihm, kam schnell und pointenstark daher. Doch „Turbo“ ist nie den einfachen Weg gegangen. Er hat immer wieder nachgehakt, nachgeguckt, gecheckt.
Sein plötzlicher Tod mit 56 Jahren hat auch die schockiert, über die er berichtet hat, vom Millerntor bis zu den Boxringen der Welt. In diesem Jahr starb auch „Bild“-Mann Uwe Mackensen (64), den die Fußballfans noch als Profi des HSV und des FC St. Pauli kannten.
Einer, der den Scheinwerfer gedreht hat und sich selbst oft in dessen Licht aalte, war Karl Lagerfeld. Der Hamburger Jung, der auf seine Art die Welt eroberte. Erstaunlich, wie sein Tod mit 85 Jahren am 19. Februar auch an Alster und Elbe aufgenommen wurde, obwohl er längst in Paris lebte.
Mit der Heimat im Herzen? Wohl kaum. „Heimat ist da, wo ich bin“, war Lagerfelds Motto. Das Abendblatt-Magazin „Karl“ mit dem schrillen Cover hat das Potenzial, eines der bei Lesern beliebtesten im Jahr 2019 zu werden.
So gar kein Showman war der Hamburger Schauspieler Gerd Baltus, der mit 87 Jahren gestorben ist. Seine Rollen kamen auch meist viel leiser daher.
Wilhelm Wieben: Sein Nachlass wurde versteigert
Leise, aber nachhaltig korrekt und stilvoll hat Wilhelm Wieben gewirkt. Der frühere Tagesschau-Sprecher ist mit 84 Jahren gestorben. Viele sahen in ihm eine öffentliche Figur mit Hang zur Noblesse. Wieben aber hat sich in den letzten Jahren verstärkt auch für Bedürftige eingesetzt, half mit, Spenden zu sammeln und lebte zurückgezogen in Winterhude. Sein Nachlass wurde versteigert, sogar die Nachbarn griffen zu.
Eine hanseatische Institution war Rüdiger Kowalke, dessen Fischereihafenrestaurant ohne ihn kaum vorstellbar ist. Kowalke arbeitete sich vor vom Flughafen-Restaurant an den Hafenrand. Da macht man Fisch, aber so wie Kowalke konnte es keiner. Auch er starb viel zu früh mit 71 Jahren an einer schweren Erkrankung.
Nicht ganz das weltmännische Flair, aber klaren Hamburger Duft versprühte der Gastronom Harry Schulz. Er starb mit nur 59 Jahren.
Der Sport trauerte 2019 außer um Idole wie Niki Lauda auch um den Vizepräsidenten des FC St. Pauli, Tjark Woydt (starb mit 76 Jahren), um Hans-Dieter „Nudel“ Niedlich, den früheren Basketball-Nationalspieler und Professor (Tod mit 78) und um Almuth Wehmeyer. Die Frau von HSV-Manager Bernd Wehmeyer starb mit 65 Jahren nach einem Einriss der Aorta.
Sie war bestens bekannt im HSV-Umfeld, arbeitete als Silver Ager Model und war voller Lebensfreude. Ging es auch noch so turbulent beim HSV zu – Almuth Wehmeyer war immer eine gute Seele, ohne dass sie überhaupt ein Amt oder eine offizielle Funktion innehatte.
Ein herausragender Professor und Fürst Bismarck
Im Jubiläumsjahr der Universität Hamburg starb ein Professor, der mehr für seine Hochschule und ihren jetzt offiziellen „exzellenten“ Ruf getan hat als viele andere. Martin Warnke – er erlag mit 82 Jahren einer Erkrankung – prägte eine Generation von Kunsthistorikern mit seiner Forschung und seiner Lehre.
Warnke baute das Warburg-Haus in Eppendorf zu einem glänzenden Kleinod für Experten aus – auch mit dem Geld, das ihm für den Leibniz-Preis zugesprochen wurde, Deutschlands wohl renommiertestem Forschungspreis.
Eine Art Kosmopolit mit adeligem Hintergrund war Ferdinand Fürst von Bismarck. Der Urenkel des „Reichsgründers“ Otto von Bismarck starb im Alter von 88 Jahren. Die bunt schillernde Familie versammelte sich am Grab und konnte stolz an die Lebensleistung des Unternehmers und Stifters erinnern. Ja, auch die Blaublüter aus dem Königreich von nebenan kamen nach Aumühle. König Willem-Alexander erwies seinem Patenonkel die letzte Ehre.