Hamburg. Der Schauspieler starb am Montag im Alter von 64 Jahren. Berühmt wurde er als Polizist Dirk Matthies in der TV-Serie “Großstadtrevier“.
Jan Fedder ist tot. Der Schauspieler starb am Montagabend um 18.47 Uhr in seiner Hamburger Wohnung. Das bestätigte ein Sprecher des polizeilichen Lagedienstes dem Abendblatt. Demnach hat es einen Notarzteinsatz der Hamburger Feuerwehr in der Wohnung des Schauspielers gegeben.
Ob es ein natürlicher Tod war, konnte die Polizei auf Nachfrage des Abendblatts noch nicht bestätigen. Es habe sich jedoch um einen routinemäßigen Einsatz gehandelt, so der Lagedienst. Jan Fedder war krebskrank. Nach der Diagnose und einer Strahlenbehandlung im Jahr 2012 begann für ihn ein medizinisches Martyrium. Dem Hamburger musste ein Drittel seiner Zunge entfernt werden.
Jan Fedder wäre am 14. Januar 65 Jahre alt geworden
Am 14. Januar wäre der Schauspieler 65 Jahre alt geworden. Zu diesem Geburtstag hatte er sich noch im November 2018 einen Auftritt von Deep Purple gewünscht. "Diesen Wunsch muss ich mir einfach erfüllen", sagte das Gesicht der ARD-Vorabendserie "Großstadtrevier". Dafür wollte er weder Kosten noch Mühen scheuen. "Wenn wir es nicht schaffen, die so in eine Show zu bekommen, dann lasse ich Deep Purple auf meine eigenen Kosten einfliegen. Das bin ich mir schuldig. Das muss ich einfach bringen."
Vor allem die TV-Vorabendserie „Großstadtrevier“ hatte ihn bekanntgemacht: Seit 1992 war er in dem ARD-Dauerbrenner als Hamburger Polizist Dirk Matthies zu sehen. Auch für vier Siegfried-Lenz-Verfilmungen stand er vor der Kamera – für seine Darstellung in „Der Mann im Strom“ erhielt er 2006 den Deutschen Fernsehpreis.
Jan Fedder als bräsiger Bauer Brakelmann
In Hunderten Film- und Fernsehproduktionen wirkte er mit. Nicht nur sein Part im „Großstadtrevier“ und als ebenfalls auf St. Pauli beheimateter „Hafenpastor“ waren Paraderollen für ihn, auch die des bräsigen Bauern Brakelmann in der NDR-Serie „Neues aus Büttenwarder“. Angesiedelt ist das fiktive Dorf Büttenwarder in Schleswig-Holstein, wo Fedder im Kreis Steinburg auch einen Bauernhof bewohnte.
Für Peter Heinrich Brix, Kollege und „Büttenwarder“-Bauernkumpel „Adsche“, war Fedder ein „Gesamtkunstwerk“. „Ich denke, man sollte ihn so nehmen wie er ist – und das ist 'ne ganze Menge“, hatte Brix über ihn gesagt. Produzent Markus Trebitsch nannte ihn mal „die größte Symbiose aus einer ziemlich großen Klappe und einem großen Herzen“. Und Drehbuchautor Norbert Eberlein betonte, Fedder habe „dieses Hauptdarsteller-Gen“. „Wenn er in einer Szene drin ist, ist es eine Fedder-Szene“, so Eberlein.
Jan Fedder steht als Wachsfigur auf der Reeperbahn
Gleich mehrfach wurde Fedder von der Polizei zum Ehrenkommissar ernannt. Auf der Reeperbahn steht er als Wachsfigur im „Panoptikum“, St. Pauli blieb auch immer sein Zuhause. Selbst in seiner Ehe mit Marion - das Paar heiratete 2000 im Michel - blieben getrennte Wohnungen wichtig. Seine Sammelwut mit allen möglichen alten Objekten konnte er auf dem Bauernhof ausleben. Zurückgezogen vom Filmset hatte sich der Schauspieler, der mit seiner knarzigen Stimme auch als Sänger auftrat, nur für Zwangspausen aus gesundheitlichen Gründen, erstmals 2012 wegen einer Krebstherapie. Immer wieder machte ihm seitdem seine Gesundheit zu schaffen, doch Fedder gab nicht auf.
Den Glauben an Gott habe er nicht verloren, aber seine Krankheiten hätten ihn daran zweifeln lassen, sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur im Herbst 2016. „Das habe ich eigentlich nicht verdient. Ich bin ein grundehrlicher Mensch. Ich lüge nicht, ich habe noch nie jemanden beschissen, gar nix.“ Nur beim Thema Krankheiten habe er gelegentlich geschummelt. „So ziemlich alles mach ich - leider - mit mir selbst aus“, erzählte er auch. „Viele Freunde habe ich nicht, nicht mehr so wie früher. Aber ich habe einen besten Freund und eine wundervolle Frau - die beiden helfen mir, sind immer für mich da.“
Jan Fedder: Wenn ich nicht mehr drehen darf, falle ich tot um
Sich selbst nannte Fedder später oft ein „altes Zirkuspferd“. „Ich kann zwar nicht mehr so hoch springen, aber im Kreis laufen kann ich immer noch“, sagte er, als er trotz Krankheit wieder drehen konnte. Doch als im Herbst 2017 die 31. „Großstadtrevier“-Staffel anlief, war klar, dass das Aushängeschild Fedder nicht mehr in jeder Episode zu sehen ist. „Jetzt wünsche ich mir nur noch eine Tüte Gesundheit“, hatte er ein Jahr zuvor noch im Interview gesagt und auf Besserung gehofft. „Auch wenn mir jemand die Treppe hochhelfen muss, eines Tages wird es bestimmt wieder besser“, sagte er. „Nur wenn ich nicht mehr drehen darf, dann falle ich tot um. Dann ist es vorbei.“
Jan Fedder wuchs auf St. Pauli auf
Seine erste große Rolle hatte Fedder auf der Leinwand: In Wolfgang Petersens Klassiker „Das Boot“ (1981) spielte er Bootsmaat Pilgrim. Ausflüge ins Kino unternahm Fedder später selten, das Fernsehen wurde zu seinem Metier. In mehr als 400 Produktionen war er mit von der Partie und machte mit unverwechselbarer Stimme und Akzent norddeutsche Charaktere zu seinem Markenzeichen. Die NDR-Serie „Neues aus Büttenwarder“ mit Fedder als Bauer Brakelmann und Peter Heinrich Brix als dessen Kumpel „Adsche“ wurde vor allem im Norden Kult.
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Der auf St. Pauli aufgewachsene Sohn eines Kneipenbesitzers war ein waschechter Hamburger Jung. Er galt als Volksschauspieler – und das „mit Fug und Recht“, wie Fedder einmal selbst sagte.
Hamburger trauern um "Großstadtrevier"-Star Jan Fedder
Bereits kurz nach Bekanntwerden des Tods von Jan Fedder äußerte sich neben seinen Fans auch Kultursenator Carsten Brosda. "Große Haie, kleine Fische - für ihn waren alle gleich. Mit viel Herz hat er im Fernsehen und auf der Bühne immer wieder Hamburg verkörpert, vor allem im Großstadtrevier. Rau und trotzdem charmant - wie seine Heimatstadt. Jan Fedder wird fehlen!", schreibt Brosda auf Twitter.