Hamburg. Mehr Busse, mehr Bahnen, mehr Sharing: Bis 2030 soll der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg auf 30 Prozent steigen.

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Hamburg soll bis 2030 deutlich ausgebaut werden. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kündigte gestern eine umfassende Mobilitätsoffensive in den kommenden zehn Jahren an – den „Hamburg-Takt“. Bislang nutzen die Hamburger für 22 Prozent der Wege den ÖPNV, in zehn Jahren soll der Anteil bei 30 Prozent liegen. Derzeit liegt die Zahl der Fahrgäste beim HVV werktags bei 2,6 Millionen.

„Der Straßenraum ist begrenzt und bereits grenzwertig ausgelastet“, sagte der Bürgermeister. Deshalb gebe es nun einen visionären Plan, „wie wir die Mobilitätswende umsetzen“.

"Hamburg-Takt" soll kommen

Hinter der Bezeichnung „Hamburg-Takt“ steht die Idee eines flächendeckenden ÖPNV-Angebots mit dem Ziel, die Zahl der Fahrgäste bis 2030 um 50 Prozent zu erhöhen. Neben der neuen U-Bahn-Linie 5, der Verlängerung der U 4 und dem Ausbau der S-Bahn-Strecken sollen zahlreiche neue Buslinien und Bushaltestellen geschaffen werden. „Es geht darum, die Leistungsfähigkeit des Bussystems zu verbessern“, sagte Tschentscher. Ehrgeiziges Ziel: Die Betriebsleistung soll verdoppelt werden.

Dafür müssen seinen Angaben zufolge 750 zusätzliche emissionsfreie Busse angeschafft (derzeit gibt es 1500 Busse) und 600 neue Haltestellen auf den neuen Buslinien errichtet werden. Neu geschaffen werden beispielsweise auch 18 neue „XpressBusse“.

Busse und Bahnen alle fünf Minuten

Durch den Ausbau des Nahverkehrs sollen künftig 85 Prozent der Bürgern vom frühen Morgen bis in die Abendstunden Busse oder Bahnen erreichen können, die alle fünf Minuten verkehren. Die restlichen 15 Prozent sollten durch neue Konzepte Anschluss an Busse und Bahnen bekommen, durch sogenannte On-Demand-Verkehre. „Von Haustür zu Haustür wäre am schönsten“, sagte Tschentscher, aber eventuell sei der Zustieg an Haltepunkten denkbar.

Der „Hamburg-Takt“ sei der Schlüssel zur Mobilitätswende: „Alle, die umsteigen, machen die Straße frei“, so der Bürgermeister. Sie trügen zudem dazu bei, dass Hamburg klimafreundlicher werde. Konkrete Zahlen zur Finanzierung des „Hamburg-Taktes“ nannte Tschentscher noch nicht – „wir legen aber schon Mittel zurück“. Es werde bei „moderaten Ticketpreisen“ bleiben, versprach er.

So soll der ÖPNV bis 2030 in Hamburg erweitert werden

  1. U-Bahn: Mehr Fahrzeuge und eine Teilautomatisierung der Linien U2 und U4, zudem Taktverdichtungen:
    • U2/U4 bis zu 2 Min-Takt
    • U3: 2,5 min.-Takt
    • U1: bis zu 2,5 Min-Takt
  2. S-Bahn: MIt 20 Prozent mehr Fahrzeugen, Verbesserungen aus dem Pilotprojekt „Digitalisierung auf der Linie S21“ sowie Stabilisierungsmaßnahmen für ein robustes S-Bahn-Netz soll der S-Bahn-Verkehr verbessert werden. Zusätzlich sind diverse Taktverdichtungen geplant, die ganztags zu einem überlagernden 5-Minuten-Takt im Hamburger S-Bahn-Netz führen:
    • Die Linien S1, S3 und S21 sollen von Montag bis Sonntag zwischen 5 und 24.00 Uhr im 10-Minuten-Takt verkehren
    • Die S31 soll durchgängig nach Harburg fahren
    • Die Verstärkerlinien S2 und S11 sollen ganztags (außer sonntags) verkehren
  3. Bus: Geplant sind die Verlängerung bestehender Linien, die Einrichtung neuer Linien, umso weitere Stadtteile zu erschließen und auf verdichtete Stadträume zu reagieren. Insgesamt soll die Bus-Infrastruktur modernisiert werden. Die Fahrzeuge selbst sollen konsequent emissionsfrei werden und mehr Platz für Fahrgäste bieten, die Busflotte wird zudem erweitert. Zudem sollen mit dem X-Bus und dem Quartierbus neue Busprodukte in den HVV integriert werden.
  4. New Mobility (On-Demand-Services): Einsatz in der Fläche im HVV-Tarif als Ergänzung zu Schnellbahnen und Bussen. Dies betrifft ca. 15 Prozent der Hamburger, davon können bis zu 2/3 der Fahrten als On-Demand-Zubringerverkehre in den bestehenden ÖPNV eingebunden werden. Ca. 1/3 werden On-Demand-Direktverbindungen sein.
  5. Hadag: Taktausweitungen bei den Linien 62, 64, und 72.
  6. Service: Geplant sind mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in mehr Kundenzentren, einheitliche und verlässliche Fahrgastinformation in Echtzeit. Zudem soll das Ticketing einfacher und digitaler werden.

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