Hamburg. Bis Mitte Oktober schlechteste Werte seit Jahren ermittelt. Hauptursache sind Baustellen. CDU kritisiert Busbeschleunigungsprogramm.
Die Busse in Hamburg werden immer unpünktlicher. Seit Jahresbeginn bis Ende Oktober waren nur noch 93,3 Prozent aller Busse der Hochbahn pünktlich oder hatten eine Verspätung von weniger als fünf Minuten. Das ist der schlechteste Wert der vergangenen Jahre. Im ersten Halbjahr 2019 (bis 15. Juni) waren noch 94,5 Prozent aller Busse pünktlich, im vergangenen Jahr lag die Quote bei 94,3, im Jahr 2017 bei 94,4 und 2016 bei 94,7 Prozent. Das ergibt sich aus Antworten des Senats auf Kleine Anfragen des CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering.
Demnach hat die Pünktlichkeit der Hochbahn-Busse von Jahr zu Jahr nachgelassen. Die Pünktlichkeitsquoten der anderen in Hamburg mit Bussen vertretenen Verkehrsgesellschaften hat der Senat nicht vorgelegt. Während bei Bahnen schon Verzögerungen von zwei oder drei Minuten als Verspätung erfasst werden, sind die Regeln mit der Fünf-Minuten-Grenze etwas weniger streng – auch weil Busse stärker vom allgemeinen Verkehrsfluss abhängen.
Hochbahn begründet Unpünktlichkeit mit Baustellen
So begründet die Hochbahn die wachsende Unpünktlichkeit denn auch in erster Linie mit den vielen Baustellen in der Stadt. „Wenn aufgrund von notwendigen Bauarbeiten im Straßenraum der Verkehr beeinträchtigt wird, gilt das auch für den Bus (aber eben auch für das Auto)“, sagte Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum.
„Wir sind aber trotz der Bauarbeiten bei einer Gesamtpünktlichkeit von mehr als 94 Prozent in den Jahren 2017 und 2018 und nur knapp darunter in den ersten der Quartalen von 2019. Auch wenn es keine Zielmarke gibt, da wir im Gegensatz zur Schiene nicht alle Parameter zur Pünktlichkeitserhöhung in unserer Hand haben, sind die um 94 Prozent schwankenden Werte aus unserer Sicht durchaus gute Ergebnisse.“
Das sieht CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering anders. „Das rot-grüne Stau- und Baustellenchaos schlägt leider auch beim Busverkehr voll durch. Und dabei sind die Ergebnisse sogar noch geschönt, da Verspätungen bei Bussen erst ab fünf Minuten gezählt werden.“
Hochbahn-Sprecher weist Kritik zurück
Besonders „pikant“ sei, „dass auch die Linien zum Teil deutlich unpünktlicher wurden, die eigentlich durch das von der SPD 2012 beschlossene und 259 Millionen Euro teure Busbeschleunigungsprogramm optimiert werden sollten“, so Thering. „Besonders deutlich wird das bei den Metrobus-Linien 6, 20 und 25. Dadurch zeigt sich, dass die bisher ausgegebenen rund 166 Millionen Euro für das umstrittene Busbeschleunigungsprogramm größtenteils wirkungslos waren und eher einem Busentschleunigungsprogramm gleicht.“
Es sei daher falsch, jetzt blind weitere rund 93 Millionen Euro nachzuschieben, wie von SPD und Grünen geplant, meint Thering. „Alle Beteiligten aus Verwaltung, Verkehrsunternehmen, Fahrgastverbänden und der Politik müssen jetzt an einen Tisch, eine schonungslose Analyse betreiben und wirkungsvolle Maßnahmen zur Verbesserung des Busbetriebs in Hamburg beschließen. Auch müssen verbindliche Pünktlichkeitsziele vereinbart werden.“
Diese Linien sind am unpünktlichsten
In der Senatsantwort sind die einzelnen Buslinien mit den jeweiligen Pünktlichkeitsquoten aufgeführt. Besonders schlecht sieht es demnach auf den Linien 17, 25, 36, 37, 150, 166, 271 aus, deren Pünktlichkeit unter 88, zum Teil sogar unter 82 Prozent liegt.
Hochbahn-Sprecher Kreienbaum hat die Kritik der CDU zurückgewiesen und zugleich Ursachen einzelner Verschlechterungen bei der Pünktlichkeit aus seiner Sicht erläutert. „Die Linie 6 weist eine geringfügige Verschlechterung ihres Pünktlichkeitswertes auf“, so Kreienbaum. „Das ist durch die Baustellen Mühlenkamp, Semperstraße, Borgweg zu erklären. Auch auf der 20 und gerade auf der 25 sind Baustellen für die Pünktlichkeitswerte verantwortlich. Dabei ist festzuhalten, dass es auch Maßnahmen der Busbeschleunigung sind, die unter die Baustellen fallen.“ Diese seien eine „Investition in ein attraktiveres Bussystem“.
Geld aus Busbeschleunigung fließt in barrierefreien Ausbau
Zur Kritik an der Busbeschleunigung sagte der Hochbahnsprecher: „Die Pünktlichkeitswerte zu nutzen, um das Busbeschleunigungsprogramm zu diskreditieren, ist zu kurz gesprungen. Auf der 6, 20 und 25 sind noch (längst) nicht alle Maßnahmen umgesetzt. Schaut man sich aber etwa die Linien 4, 5 und 7 an, auf denen das Busbeschleunigungsprogramm abgeschlossen ist, sieht man den Erfolg.
Alleine auf der Linie 5 stiegen die Fahrgastzahlen seit Abschluss der Maßnahmen um 26 Prozent, weil wir mit dem Programm einen stabileren Betrieb und damit ein höheres Platzangebot erreichen konnten.
Die Verkürzung der Reisezeit ist und war noch nie Hauptziel der Maßnahme.“ Zudem weist der Hochbahnsprecher darauf hin, dass „ein beträchtlicher Teil des Busbeschleunigungsprogramms in den barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen fließt“. Genau das habe CDU-Verkehrspolitiker Thering selbst gefordert.