Hamburg. Fähren sind bei Touristen beliebt und für Pendler wichtiges Verkehrsmittel. Oft ist der Andrang zu groß – doch das soll sich ändern.
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen das Angebot der Hadag-Fähren deutlich ausweiten. Einen entsprechenden Antrag bringen sie nach Abendblatt-Informationen noch im Dezember in die Bürgerschaft ein. Aus Sicht der Fahrgäste wohl am wichtigsten: Mit dem Antrag wollen die Fraktionen den Senat auffordern, die Einführung einer zusätzlichen regelmäßigen Expressverbindung auf der Linie 62 zu prüfen. Diese würde dann von den Landungsbrücken mit nur einem Halt in Neumühlen nach Finkenwerder fahren. Der Fahrplan soll so ausgestaltet werden, dass diese neue Expressverbindung insbesondere für Berufspendler eine attraktive Alternative zum privaten Pkw darstellen kann, heißt es in dem Antrag, der dem Abendblatt vorliegt.
Bislang dauert die Fahrt von den Landungsbrücken bis Finkenwerder rund 30 Minuten. Durch das neue Angebot könnte die Fahrtzeit um etwa zehn Minuten verkürzt werden. Eine solche Expresslinie hatten Pendler bereits vor Monaten gefordert (wir berichteten). Ein weiterer Punkt in dem Antrag ist: Ganzjährig soll ein Zehnminutentakt für die Linie 62 eingeführt werden. Derzeit verkehrt sie alle 15 Minuten.
"Hadag-Fähren sind wichtiges Verkehrsmittel für Pendler"
Der Verkehrsexperte der Grünen, Martin Bill, ist einer der Initiatoren des Antrags. Er sagte auf Abendblatt-Anfrage: „Die Hadag-Fähren sind nicht nur bei Touristen beliebt, sondern auch ein wichtiges Verkehrsmittel für die Pendler aus Finkenwerder. Diese zügig in die Stadt zu bringen und wieder zurück ist uns ein großes Anliegen, und deshalb wäre eine Expressverbindung eine sinnvolle Angebotserweiterung.“ Natürlich würden dafür kurzfristig mehr Schiffe benötigt, deshalb sei ein weiterer Punkt in dem Antrag, dass auch geprüft werden solle, ob die Flotte durch Charterfähren zeitnah ergänzt werden könne, so Bill weiter.
Die Hadag, die in diesem Jahr mehr als neun Millionen Fahrgäste befördert haben wird, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Vor allem in den Sommermonaten geraten die 26 Fähren an ihre Kapazitätsgrenzen. Allein im Zeitraum von Januar bis Mitte Oktober gab es 1962 Besetztmeldungen (wir berichteten). Das heißt: Es mussten Fahrgäste an Land zurückbleiben. Das sorgt immer wieder für Kritik.
Auch hier will Rot-Grün Abhilfe schaffen. So soll geprüft werden, ob durch Dreierbesetzungen künftig den Besetzmeldungen entgegengewirkt werden kann. Aktuell ist nur ein Schiffsführer an Bord. Deshalb, so die Vorschrift, dürfen nur 250 Fahrgäste befördert werden, obwohl auf einigen Schiffen Platz für bis zu 380 Passagiere wäre. Diese Anzahl dürfte mitfahren, wenn eine Dreimannbesatzung an Bord wäre.
Ein neuer Ponton auf Finkenwerder ist eine Option
An den Landungsbrücken wurde bereits ein obligatorischer Ausstieg eingeführt, um neue Fahrgäste, insbesondere Berufspendler, nicht gegenüber Dauerfahrgästen zu benachteiligen. Nachdenken möchten die Regierungsfraktionen nun über einen weiteren obligatorischen Ausstieg auf Finkenwerder, soweit auch hier Kapazitätsengpässe auftreten. An den Landungsbrücken soll beim Einstieg eine Vereinzelungsanlage der Fahrgäste geprüft werden.
Im Interview mit dem Abendblatt hatte Hadag-Chef Tobias Haack im November angekündigt, dass drei neue Fähren angeschafft werden sollen mit Kapazitäten für 250 bis 400 Personen. Die gute Nachricht ist: Inzwischen hat nach Abendblatt-Informationen der Hadag-Aufsichtsrat der Anschaffung der neuen Schiffe zugestimmt. 2021 könnten die Fähren dann fahren, und für den Betrieb müssten bis zu zehn Mitarbeiter eingestellt werden. Je nach Größe kostet so ein neues Schiff dem Vernehmen nach zwischen vier und sieben Millionen Euro. „Wir können unser Angebot nur ausweiten, wenn wir mehr Kapazitäten schaffen“, hatte Haack gesagt.
Hadag-Flotte soll mit zusätzlichen Schiffen verstärkt werden
Diese Aussage unterstützen auch Grüne und SPD. Verkehrsexperte Martin Bill ist vor allem wichtig: „Wir müssen nicht nur schnell neue Fähren bestellen, sondern auch gewährleisten, dass diese emissionsfrei betrieben werden können.“ Das sieht SPD-Verkehrsexpertin Dorothee Martin ähnlich: „Es ist für uns klar, dass wir die HVV-Flotte mit zusätzlichen Schiffen verstärken müssen. Dabei setzen wir auf innovative Fähren, die möglichst mit Batterie oder Brennstoffzellentechnologie betrieben werden.“
Hadag-Chef Haack sagte auf Abendblatt-Anfrage: „Ich sehe das sehr positiv. Denn schließlich profitieren von einer Angebotsausweitung unsere Fahrgäste.“