Hamburg. Während Stadt und Deutsche Bahn die Verlegung vorantreiben wollen, sperren sich Verkehrsclub und Bürgerinitiative “Prellbock Altona“.

Die geplante Verlegung des Fernbahnhofs von Altona nach Diebsteich ist auch nach dem achten sogenannten "Faktencheck", einem runden Tisch, an dem neben der Stadt Hamburg und der Deutschen Bahn auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD-Nord) und die Bürgerinitiative "Prellbock Altona" teilgenommen haben, nicht entscheidend weitergekommen.

Besonders die Bürgerinitiative hält den Fernbahnhof Diebsteich weiterhin für "nicht zukunftsfähig", wie "Prellbock"-Sprecher Michael Jung sagte. "Er wäre schlicht zu klein, um die Verkehrswende zu ermöglichen. Unser Vorschlag daher: den Bahnhof Hamburg-Altona am heutigen Standort modernisieren, auch als Eckpfeiler eines künftigen europäischen Nachtzugnetzes. Diebsteich sollte zum Schnellbahnknoten im Hamburger Westen ausgebaut werden."

Auch der Rainer Schneider, Vorstand des VCD-Nord, sieht den "Rückbau von Bahnanlagen" sehr kritisch. "Er darf nur erfolgen, wenn der Ersatz deutliche Vorteile für Fahrgäste und das System Schiene verbindlich sichert. Der Faktencheck bringt Klarheit in der Sache und zeigt bei der Variante 'Altona Nord' 'Luft nach oben'."

Dressel will bis Ende des Jahres klären, "was geht"

Frank Limprecht von der Deutschen Bahn sieht sich und den Verkehrsclub mit demselben Ziel: "Wir haben verstanden, dass insbesondere VCD Nord für den neuen Fern- und Regionalbahnhof die beste Planung für Fahrgäste und Betriebskapazität sicherstellen möchte. Das wollen wir auch."

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Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) warnt vor den Folgen einer langwierigen Auseinandersetzung: "Dass wir uns jahrelang vor Gericht streiten und sich bei großen Bahn-Herausforderungen unserer Stadt solange nichts bewegt, ist im Sinne der Fahrgäste und notwendigen Mobilitätswende sicher die schlechteste Variante." Dressel kündigte an, bis zum Ende des Jahres klären zu wollen "was geht". Auf allen Seiten gebe es interessante Ideen, die in einen Kompromiss einfließen könnten. Auch der Senator betonte, dass das grundlegende Ziel, das "System Schiene voranzubringen", bei allen Beteiligten dasselbe sei.

Streit um Fernbahnhof Altona schwelt seit Jahren

Alle am "Faktencheck" Beteiligten lobten das Format des "konstruktiven Dialogs", in dem auf Basis auch von "externen Experten" erstellter Auswertungen die Auswirkungen verschiedener Szenarien zum Fernbahnhof Altona diskutiert werden. Die Ergebnisse der rund vier Stunden langen Sitzung und ihrer Vorgänger sollen nun im Verkehrsausschuss präsentiert werden.

Der Streit um die Verlegung des Bahnhofs schwelt bereits seit der Ankündigung der Deutschen Bahn vor fünf Jahren, den Kopfbahnhof Altona aufzugeben und die bisherige S-Bahn-Station Diebsteich zum Fernbahnhof auszubauen. Die Hauptverhandlung zu einem Eilantrag des VCD-Nord, der die Planungen im vergangenen Sommer abrupt stoppte, hat immer noch nicht begonnen. In der Verbandsklage geht es um die ungeklärte Zukunft der Autoverladestation in Altona. Die Klage einer Einzelperson gegen die Verlegung hatte das Hamburgische Oberverwaltungsgericht vor drei Monaten abgewiesen.