Hamburg. Die Nachfrage nach Wohnraum ist so groß wie nie. Am teuersten sind Immobilien in der Altstadt, HafenCity, Harvestehude und Rotherbaum.

Der Immobilienmarkt in Hamburg wächst und wächst. Die Zahl der 2018 verkauften Grundstücke, Wohnungen und Häuser ist gegenüber dem Vorjahr um rund 300 auf 12.400 gestiegen. Damit erzielten die Verkäufer insgesamt rund 12,1 Milliarden Euro – zehn Prozent mehr als im Jahr 2017. Diese Zahlen gehen aus dem „Immobilienmarktbericht Hamburg 2019“ hervor, der vom städtischen Gutachterausschuss für Grundstückswerte erstellt wurde.

Nach oben scheint es auf der Preisskala keine Grenze zu geben. Luxusmakler wie Dahler & Company oder Engel & Völkers führen sogar Listen mit Kunden, die auf der Suche nach Wohnhäusern für mehrere Millionen Euro sind. Je besser die Lage und je außergewöhnlicher das Objekt, desto extravaganter sind die Summen, die aufgerufen werden.

Elbphilharmonie-Wohnung für 11 Millionen

Nach Abendblatt-Informationen wechselte im vergangenen Jahr eine Villa auf der Uhlenhorst mit rund 980 Qua­dratmeter Wohnfläche für 17 Millionen Euro den Eigentümer. Damit war es der höchste Verkaufspreis, der 2018 für ein Einfamilienhaus in der Hansestadt erzielt wurde. Im Stadtteil Uhlenhorst liegt zum Beispiel die Straße Schöne Aussicht mit zahlreichen imposanten Villen, jeweils mit unverbaubarem Blick auf die Außenalster.

Die teuerste Wohnung der Stadt wurde 2018 in der Elbphilharmonie veräußert. Hier erzielte ein Apartment nach Abendblatt-Informationen einen Kaufpreis von 11,075 Millionen Euro. Die luxuriösen vier Wände bieten reichlich Platz, dem Vernehmen nach 291 Qua­dratmeter. Schon in den vergangenen Jahren waren in dem Hamburger Wahrzeichen Spitzenpreise für Wohnungen erzielt worden – viele von ihnen mit traumhaftem Blick über den Hafen.

3,5 Milliarden für Büro- und Geschäftshäuser

Von den insgesamt in Hamburg erzielten 12,1 Milliarden Euro entfielen 1,8 Milliarden Euro auf den Verkauf von Ein- und Zweifamilienhäusern und 1,9 Milliarden Euro auf die Veräußerung von Mehrfamilienhäusern. Für etwa 3,5 Milliarden Euro kauften Investoren aus dem In- und Ausland Büro- und Geschäftshäuser in Hamburg. Im Vergleich zu 2017 stieg der Verkauf der Mehrfamilienhäuser im Jahr 2018 um 13 Prozent. Es wurden sechs Prozent mehr Ein- und Zweifamilienhäuser verkauft und zwei Prozent mehr Eigentumswohnungen.

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© Frank Hasse

Damit gehört Hamburg zu den begehrtesten Metropolen in Deutschland. Die Menschen schätzen die hohe Lebensqualität, schicke Geschäfte und Restaurants, die Alster und die Elbe.

Im Immobilienmarktbericht heißt es, es wurden im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr sechs Prozent mehr Ein- und Zweifamilienhäuser verkauft. Die Nachfrage auch in hochpreisigen Stadtteilen wie Blankenese, dort wurden 67 Objekte verkauft, und Poppenbüttel, dort wurden rund 100 Objekte veräußert, ist hoch. Das gilt ebenso für Volksdorf: Dort wurden 106 Ein- und Zweifamilienhäuser verkauft.

9131 Euro pro Quadratmeter in Harvestehude

Aus dem Bericht geht außerdem hervor, wo die höchsten Preise für Eigentumswohnungen bezahlt werden. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Harvestehude lag bei 9131 Euro, in Ro­therbaum bei 8482 Euro und in der HafenCity bei 7714 Euro. Damit sind diese drei Stadtteile die Spitzenreiter. In der HafenCity wurde nach Abendblatt-Informationen in der Elbphilharmonie die teuerste Wohnung Hamburgs für 11,075 Millionen Euro verkauft.

Den Immobilienmarktbericht hat Makler Björn Dahler, Geschäftsführer von Dahler&Company, in Bezug auf Premiumimmobilien für mehr als eine halbe Million Euro analysiert und weist darauf hin: „Die Entwicklung der Kauffälle zeigt, dass sowohl im Segment der Eigentumswohnungen als auch bei Ein- und Zweifamilienhäusern ein deutliches Plus zu verzeichnen ist. Bei Häusern ab 500.000 Euro liegen wir bei 24 Prozent und bei den Wohnungen ab 5000 Euro pro Quadratmeter bei 16 Prozent.“ Sicherlich spiegele das auch die große Bauaktivität in Hamburg und den Generationenwechsel in den Einfamilienhäusern wider.

FDP: „Drittelmix“ verteuert frei finanzierte Wohnungen

Unterdessen prognostiziert Lars Seidel, Geschäftsführer Wohnen beim Im­mobiliendienstleister Grossmann & Berger: „Das unausgewogene Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wird auch in diesem Jahr die Preisentwicklung auf dem Wohnimmobilienmarkt in Hamburg prägen­. Da die Rahmenbedingungen sich nicht merklich ändern, wird sich die Preisspirale weiter drehen.“

Für den FDP-Stadtentwicklungsexperten Jens P. Meyer steht fest: „Dem knappen Angebot an Wohnraum steht nach wie vor eine hohe Nachfrage gegenüber. Die Baupreise sind, unter anderem auch bedingt durch Auflagen und Vorschriften, gestiegen.“ Zudem sei der sogenannte Drittelmix und andere Auflagen in den Bezirken eine „Quersubventionierung“, die den frei finanzierten Wohnungsmarkt belaste und zur Preiserhöhung auf dem nicht geförderten Wohnungsmarkt beitrage, so der FDP-Politiker weiter.

Käufer weichen auf Umland aus

SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf räumte ein: „Die derzeitigen Bau- und Grundstückskosten sind für alle großen Städte eine bedeutende Herausforderung. Denn ungefähr 20 Prozent der Entstehungskosten eines Neubaus machen die Grundstückskosten aus. Das ist erheblich, daher sind die aktuellen Zahlen des Immobilienmarkt­berichts nicht zufriedenstellend.“ Kienscherf verspricht: „Für uns ist die Herstellung bezahlbaren Wohnraums für alle Hamburger weiter die zentrale Aufgabe, der wir uns gemeinsam mit der Bau- und Wohnungswirtschaft stellen.“

Auf einen Trend weist Immobilienexperte Lars Seidel hin: „Das nach wie vor knappe Angebot und das hohe Preisniveau in den beliebten Wohnlagen im Hamburger Stadtgebiet führen zu einer Nachfrageverschiebung insbesondere zugunsten der Stadtgrenzen und Umlandgemeinden.“ Dabei sei zu beobachten, dass das Umland nicht nur bei Familien beliebt sei. Auch die ältere und ganz junge Klientel ziehe es mittlerweile dorthin.