Hamburg . Bürgermeister Tschentscher spricht von einem “großen Tag – nicht nur für Hamburg“, die Opposition von einer “PR-Show“.
Begleitet von einem Spielmannszug, der „Happy“ von Pharrell Williams zum Besten gibt, rollt Hamburgs erster serienreifer Elektrobus langsam zur Haltestelle am Rathausmarkt. Außen optisch eleganter, moderner als die Busse der alten dieselbetriebenen Flotte der Hochbahn, innen jedoch gleich anmutend, bleibt er vor einer staunenden Menschenmenge stehen. Der „eCitaro“ ist der erste von 1000 Bussen, die in der Hansestadt bis zum Jahr 2030 auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden sollen.
Das steht auch auf der orange leuchtenden LED-Fahrtzielanzeige des Busses: 1 von 1000. „Es ist ein großer Tag. Nicht nur für Hamburg“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der zur feierlichen Übergabe des Elektrobusses symbolisch einen Schlüssel in der Hand hielt. „Viele reden über E-Mobilität im Busverkehr, wenige gehen es ernsthaft an.“
"Steigen Sie ein, und hören Sie einfach mal nichts"
Der am Donnerstag vorgestellte Bus sei das Ergebnis eines jahrelangen Prozesses, sagte Tschentscher. Vor allem die Praxistauglichkeit sei ein entscheidendes Kriterium gewesen, damit die Busse in der dafür vorgesehenen Infrastruktur betrieben werden können. Mehrere Jahre lang hatte die Hochbahn unterschiedliche Konzepte von Stadtbussen mit emissionsfreiem Antrieb getestet.
Die neuen Busse mit vollelektrischem Antrieb seien nicht nur sauber, sondern auch leise und komfortabel, sagte Tschentscher. „Steigen Sie ein und hören Sie einfach mal nichts“, lautete die Aufforderung von Till Oberwörder, Leiter von Daimler Buses, der den von Mercedes-Benz gelieferten „eCitaro“ übergab.
Bis 2030 sollen die Busse ausgetauscht werden
Im vergangenen Jahr hatte die Hochbahn die Lieferung von 60 serienreifen Elektrobussen für die Jahre 2019 und 2020 europaweit ausgeschrieben. Die ersten 30 Fahrzeuge wurden Anfang Mai bestellt. Davon werden 20 von Mercedes aus Deutschland und zehn von dem polnischen Hersteller Solaris geliefert. Noch in diesem Jahr sollen drei weitere Busse in Betrieb genommen werden, die in den normalen Linienbetrieb integriert werden. 2019 folgen die übrigen 26 Busse. Bis 2030 sollen dann alle weiteren Fahrzeuge der Hochbahn-Flotte nach und nach ausgetauscht werden.
„Dieser Bus markiert eine Zeitenwende für eine umweltschonende Mobilität in Hamburg und in Deutschland“, sagte Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn, bei der Präsentation des neuen Busses. Mit dem ersten in Betrieb genommenen serienreifen Elektrobus ist Hamburg deutschlandweit Vorreiter bei der Umstellung auf E-Mobilität im Busverkehr. „Der Klimawandel wartet nicht“, mahnte Bürgermeister Tschentscher.
Elektrobus fährt grün – und kostet das Doppelte eines Diesels
Der Strom für den Antrieb des Elektrobusses ist grün und wird von Hamburg Energie bezogen. Vollgeladen kann der Bus 150 Kilometer zurücklegen. Von 2020 an sollen nochmals 30 Busse hinzukommen, die dann schon 200 Kilometer Reichweite aufbieten müssen. Die Fahrzeuge werden auf dem Betriebshof über eine Steckverbindung geladen. Derzeit wird in Alsterdorf für rund 70 Millionen Euro ein neuer Betriebshof, der vollständig auf einen elektrischen Busbetrieb ausgerichtet ist, gebaut. Die Eröffnung ist für das Frühjahr 2019 geplant.
Ein Elektrobus kostet derzeit noch 600.000 Euro, etwa doppelt so viel wie für einen dieselbetriebenen Linienbus. Langfristig sollen die Kosten jedoch gesenkt werden, so Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum. Die Investitionssumme von 18 Millionen Euro für die ersten 30 Elektrobusse wird vom Bund gefördert.
CDU nennt E-Bus-Präsentation eine "PR-Show"
Die Opposition kritisierte den Senat dafür, vor der eingeläuteten Umstellung auf E-Busse zahlreiche Dieselfahrzeuge bestellt zu haben. „Bevor der Senat tönte, ab 2020 nur noch Elektrobusse zu bestellen, hatte man den städtischen Fuhrpark in den letzten Jahren noch schnell mit mehr als 250 weiteren Dieselbussen ausgestattet“, sagte der CDU-Abgeordnete Stephan Gamm. Die Vorstellung des Elektrobusses bezeichnete er als eine „PR-Show“.
FDP-Politiker Kurt Duwe sagte: „Busse mit Elektroantrieb können ein sinnvoller Schritt in Richtung emissionsfreier ÖPNV sein. Allerdings ist die Technologie offenbar noch nicht weit genug ausgereift, was die hohe Zahl an Diesel-Bussen beweist, die der HVV zuletzt geordert hat.“
Martin Bill, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, betonte die positiven Aspekte, die mit der Umstellung auf eine „grüne Busflotte“ einhergingen. „Das ist gut für das Klima und die Lebensqualität in der Stadt und mindert die Lärm- und Luftbelastung.“