Hamburg. Der städtische Badbetreiber setzt auf mehr ganzjährig nutzbare Wasserflächen und will Eltern noch stärker in die Pflicht nehmen.
Die Zahl kann sich sehen lassen: In diesem Sommer kamen 243.000 Besucher in die sechs Hamburger Freibäder – 185 Prozent mehr als im Vorjahr. Am wärmsten Tag des Jahres, am 7. August, waren es allein rund 35.000 Gäste. „Wir hatten bisher wirklich ein gutes Jahr“, sagt Dirk Schumaier, Geschäftsführer des Hamburger Schwimmbad-Betreibers Bäderland.
Allerdings brachte der außergewöhnlich warme Sommer noch einen weiteren Rekord mit sich, wenn auch einen weniger erfreulichen. Allein im Juli gab es fünf gravierende Badeunfälle, erstaunlicherweise ereigneten sich vier davon in Hallenbädern. Vier der Opfer waren Kinder, eines eine junge Frau. Sie alle mussten wiederbelebt werden. „Glücklicherweise sind alle ohne Einschränkung wieder komplett gesund“, so Schumaier. „Fünf Fälle mit Reanimationen in einem Monat hatten wir noch nie.“ Sogar fünf solcher Fälle innerhalb eines Jahres seien selten. Entscheidend sei immer, dass die Rettungskette funktioniere, „einer löst den Alarm aus, andere kümmern sich um das Opfer“.
Kinder sollen schwimmen lernen
Ihm und seinen Mitarbeitern ist es deshalb ein großes Anliegen, dass Eltern dafür sorgen, dass ihre Kinder schwimmen lernen. An einigen Standorten sei die Nachfrage zwar immer noch größer als das Kursangebot, „da klemmt es“, sagt Schumaier. „Aber wir haben auch einen gesellschaftlichen Wandel, der sich darin zeigt, dass viele Eltern sich nicht mehr unbedingt dafür verantwortlich fühlen, dass ihre Kinder schwimmen lernen.“ Um Eltern entgegenzukommen, werde das Angebot zeitlich weiter verändert. „Wir wollen immer mehr Schwimmkurse am Wochenende anbieten“, sagt Schumaier.
Derzeit sei man intern in der Abstimmung, denn ein solches Angebot erfordere ein verändertes Personaleinsatzkonzept. Aber feststehe auch: „Wir müssen die Kurse dann anbieten, wenn die Familien Zeit haben. Und das ist am Wochenende.“
Nur allgemeine Aufsicht am Becken
Auch dem Thema Sicherheit im Schwimmbad will sich das Unternehmen verstärkt widmen. Mitte Juli hatte Andreas Mohr, der bei Bäderland für die Rettungsausbildung des Personals zuständig ist, Alarm geschlagen, weil sich Eltern zunehmend mit ihren Handys und Tablets beschäftigten statt mit ihren Kindern. Auch ließen viele Mütter und Väter ihren Nachwuchs, der noch nicht schwimmen kann, ohne jegliche Schwimmhilfen am Beckenrand herumlaufen. Die Gefährlichkeit des Wassers werde unterschätzt, sagt auch Dirk Schumaier. „Kinder gehen geräuschlos unter. Das machen sich Eltern nicht bewusst. Wir machen eine allgemeine Aufsicht, aber wenn wir ein paar Tausend Gäste haben, können wir keine Eins-zu-eins-Betreuung sicherstellen.“
Um Eltern mit kleinen Kindern zu sensibilisieren, machten Bäderland-Mitarbeiter diese daher schon am Eingang auf die Gefahr aufmerksam. „Sie sprechen aber auch Eltern am Beckenrand an. In aller Regel sind diese einfach unbedarft und ahnungslos, aber nicht böswillig“, so Schumaier. Man überlege derzeit auch, wie man Eltern noch besser erreichen und auf das Thema Sicherheit aufmerksam machen könne. Denkbar sei ein Flyer, den man Eltern am Eingang in die Hand drücke.
Hubwand für Kurse
Bäderland verfolge zudem die Strategie, die ganzjährig nutzbaren Wasserflächen zu erweitern, um mehr Schwimmzeiten beispielsweise für Vereine und für Kurse anbieten zu können, so der Geschäftsführer, der das Unternehmen seit 2012 leitet. So habe Blankenese vor zwei Jahren eine neue Kurshalle bekommen, Rahlstedt im August 2018 und auch Ohlsdorf, wo das Freibad aufgegeben wurde, bekomme eine doppelt so große ständig nutzbare Wasserfläche als bisher. Das Schwimmbad bekommt zudem eine Hubwand, mit der das Becken in der Mitte geteilt werden kann. Ohlsdorf erhalte damit das zweite 50-Meter-Becken neben der Alster-Schwimmhalle, so Schumaier.
Deren Modernisierung sei ein weiteres großes Projekt. Von Herbst 2020 an bis Ende 2023 soll die Schwimmhalle umgebaut werden. „Die komplette Infrastruktur wird erneuert und die Wasserfläche von 1400 auf 2000 Quadratmeter vergrößert“, so der Bäderland-Chef.
Zudem würden alle 27 Hamburger Bäder regelmäßig modernisiert und instand gehalten, im kommenden Jahr wird das Bad in Billstedt grundlegend überarbeitet.
Neue Sauna in Barmbek
Der neu gestaltete Saunabereich der 1909 eröffneten Bartholomäustherme in Barmbek bekommt in dieser Woche den letzten Schliff.
Am Freitag ist es so weit – dann können sich Interessierte von 15 Uhr an den umgebauten Bereich ansehen, in dem eine der beiden neuen Saunen jetzt eine große Master Sauna mit Licht- und Sound-Konzept ist, die etwa dreimal so groß ist wie die bisherige Aufguss-Sauna. Von Sonnabend an ist die Sauna dann wieder für Besucher geöffnet.