Nach dem erfolgreichen Rothenbaum-Gipfel sollte nun die Modernisierung des Olympiastützpunkts geplant werden.

Die Teilnehmer bezeichneten das Treffen hinterher als „historisch“, und zweifellos geschah am vergangenen Dienstag im Besprechungsraum des Innen- und Sportsenators Andy Grote Ungewöhnliches, als sich die unterschiedlichsten Interessengruppen auf eine zügige Sanierung und Modernisierung der Tennisanlage am Rothenbaum verständigten. Ein innerstädtischer Leuchtturm bleibt Hamburgs Sport erhalten.

Die Anwohner werden die Einigung verschmerzen. Weiterhin darf das Gelände zwischen Haller- und Hansastraße aus Gründen des Lärmschutzes nur an 22 Tagen im Jahr für größere Zuschauerveranstaltungen geöffnet werden.

Sportstätten haben einen Milliarden-Bedarf

Jahrelang hatten sich die Beteiligten beim Thema Kosten und Zuständigkeiten verhakt, gegenseitige Abneigungen gepflegt, und es war wieder einmal der Hamburger Unternehmer Alexander Otto, der mit außergewöhn­lichem Engagement den Finanzknoten durchschlug. Public Private Partnership nennt man heute solche Deals, die im öffentlich-privaten Schulterschluss Projekte ermöglichen, die der Staat allein nicht bewerkstelligen will, die Vereine und Verbände aber oftmals überfordern.

Das war einmal ganz anders, weiß der Hamburger Soziologe und Sporthistoriker Prof. Hans-Jürgen Schulke zu berichten. Turnhallen, Bootshäuser für Ruderer und Segler, Tennis- und Hockeyplätze wurden im 19. Jahrhundert von Vereinen wie der Hamburger Turnerschaft von 1816 oder dem St.-Pauli-Turnverein eigenständig geplant und finanziert. „Damals gab es noch keine allgemeine Schulpflicht und demzufolge kaum schulische Sportstätten“, schreibt Schulke in einem Beitrag für den Newsletter des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) unter der Überschrift „Hamburg baut“.

„Die Clubs folgten dem Grundsatz des Turnvaters Friedrich Jahn, dass es für alle Leibesübungen zunächst um die Bereitstellung geeigneter Flächen geht.“ 200 Turnplätze entstanden damals – und der Staat zahlte keinen Taler dazu.

Heute werden und sind Stadt und Land immer wieder gefordert. Auf rund 31 Milliarden Euro hat der DOSB mit dem Deutschen Städtetag und dem Städte- und Gemeindebund den bundesweiten Investitionsbedarf in alte und neue Sportstätten beziffert. Hamburg handelt bereits. Seit Beginn des Programms im Jahre 2011 wird die Stadt bis Ende 2020 etwa eine halbe Milliarde Euro für Instandsetzung, Modernisierung und Neubau ihrer Turnhallen und Sportanlagen ausgegeben haben. Das ist Spitze in Deutschland.

Sport in Hamburg: Es muss auch mal ohne Otto gehen

Dazu kommen zahlreiche Vereinsinitiativen. Jährlich bringen die Clubs bis zu 15 Millionen Euro aus Eigenmitteln oder Krediten für Neubauten oder Sanierungen auf. Stadt und Sportbund unterstützen diese Vorhaben mit Zuschüssen und langfristigen, zinsgünstigen Darlehen der Hamburgischen Investitions- und Förderbank.

Mit dem erfolgreichen Rothenbaum-Gipfel sind aber längst nicht alle Großbaustellen des Hamburger Sports geschlossen. Da wäre noch die geplante Doppelrennbahn der Traber und Galopper, über deren Sinn angesichts verblasster Vitalität beider Sportarten gestritten werden darf – oder doch wieder nicht, weil in Horn seit 1869 Pferde um die Wette laufen?

Sportpolitisch wichtiger wäre, den Olympiastützpunkt in Dulsberg, den DOSB-Präsident Alfons Hörmann einst als Hinterhof bezeichnete, der gestiegenen Nachfrage und den höheren Anforderungen anzupassen. Immer mehr Spitzensportler im Beachvolleyball, Rudern und Schwimmen ziehen in die Stadt; im Kraftraum, bei der Physiotherapie, in den Unterbringungen wird es eng. Auch hier wäre es zielführend, die Mitspieler an einen Tisch zu bringen: das Bezirksamt Nord, Vermieter Bäderland, die angrenzende Eliteschule des Sports am Alten Teichweg, die Stadt. Was Hoffnung macht: Die Interessen des Quartetts decken sich. Und: Es muss doch auch mal ohne Otto gehen.