Hamburg . In der Nacht zu Freitag schreckten viele Anwohner in der Nähe des Airports auf – Beschwerden bei Lärmschutzbeauftragter.
Fluglärm ist für Gudrun Pieroh-Joußen an sich nichts Ungewöhnliches. Doch die Nacht von Donnerstag zu Freitag sticht auch für Hamburgs Fluglärmschutzbeauftragte heraus aus ihrem Berufsalltag. "Es gab eine massive Anzahl von Beschwerden", resümiert Pieroh-Joußen die vergangenen Stunden. Dutzende Anrufe und Mails seien bei ihrer Behörde eingegangen.
Auch gegenüber dem Abendblatt äußerten sich besorgte Nachbarn, die noch nach 23 Uhr durch ungewöhnlich starken Lärm von Flugzeugen aufgeschreckt wurden. "So laute Geräusche – und dazu so spät", berichtet eine Niendorferin, die nach einem langen Arbeitstag vor dem Fernseher ausspannen wollte, jedoch bis Mitternacht immer wieder durch das Dröhnen am Himmel gestört wurde. Ab 23 Uhr gilt in Hamburg eine Nachtflugbeschränkung, sodass zur Schlafenszeit die Fluggesellschaften in Fuhlsbüttel normalerweise nicht landen und starten (sollen).
Zwölf Verspätungen
Anders im aktuellen Fall: Zwölf Verspätungen, drei Starts und neun Landungen nach 23 Uhr zählte Gudrun Pieroh-Joußen in der Nacht zu Freitag.
Zu dieser Anhäufung kommt, so die Fluglärmschutzbeauftragte, die derzeit ungewöhnliche Flugkonstallation am Airport Hamburg. Denn normalerweise stehen den Piloten zwei Landebahnen zur Verfügung, doch die Anflüge über Norderstedt sind momentan nicht möglich: Eine Startbahn wird, wie im jährlichen Turnus üblich, saniert. "Wir beheben Schäden, die etwa durch den Gummiabrieb entstehen", sagte eine Flughafensprecherin.
Diese Sperrung einer Landebahn zwinge die Piloten nun zu den veränderten Anflügen, sodass Anwohner Fluglärm hören, die davon sonst meist verschont bleiben, argumentiert die Sprecherin. Darüberhinaus habe Donnerstagnacht eine Gewitterlage in Teilen Europas die Piloten zu Umwegen gezwungen. Daher die Verspätungen.
Mehr Lärm beklagt
Die Fluglärmgegner in Hamburg beklagen bereits seit Langem, dass Flüge nach 23 Uhr längst keine absolute Ausnahme mehr sind. Die nächtlichen Starts und Landungen nehmen auch laut Statistiken seit Jahren zu. Zu den Gründen zählen die überlasteten Luftverkehrswege durch immer mehr Flugbewegungen und die eng gestrickten Flugpläne, bei denen sich die Verspätungen schnell summieren.