Hamburg. Bei Online-Befragung fordern 90 Prozent Maßnahmen gegen Lärm. Vor allem Straßen- und Fluglärm machen Hamburgern zu schaffen.

Ein größerer Teil der Hamburger fühlt sich offenbar von Lärm gestört. Das legt jedenfalls eine (allerdings nicht repräsentative) Online-Befragung der Umweltbehörde nahe, an der sich mehr als 4300 Menschen beteiligt haben. 90 Prozent der Teilnehmer forderten darin eine Reduzierung des Lärms rund um ihren Wohnort. Viele gaben an, sich vor allem nachts von Rasern oder lauten Motorrädern in ihren Straßen gestört und belästigt zu fühlen. Tagsüber sind Busse und Lkw nach den Angaben die größten Störfaktoren.

Zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmer machen sich wegen des Lärms Sorgen um ihre Gesundheit. Ebenso viele sehen ihren Schlaf durch den Straßenlärm gestört. Fast jeder Vierte gab an, schon einmal aus Lärmgründen in Hamburg umgezogen zu sein. Auch beim Thema Nachtflugverbot waren die Aussagen eindeutig: Dreiviertel der Befragten wünscht sich laut Auswertung eine konsequente Unterbindung des Flugverkehrs nach 23 Uhr.

Raser haben großen Einfluss auf Lärmbelästigung

„Die hohe Resonanz auf die Umfrage zeigt: Lärm ist ein Umweltproblem von starker Relevanz, das in der Politik bisher unterschätzt wurde“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Es treibt die Menschen in dieser Stadt um. Rücksichtnahme ist dabei ein wichtiger Aspekt. So zeigen die Ergebnisse, dass Raser und andere individuelle Ruhestörer einen großen Einfluss auf die Lärmbelästigung der Hamburgerinnen und Hamburger haben. Das muss nicht sein“. Jeder könne daher durch „eine angepasste Fahrweise einen positiven Beitrag zur Lärmreduzierung leisten“, so der Senator. „Schließlich ist Lärm nachgewiesener Maßen gesundheitsschädlich.“

Da sich naturgemäß vor allem Menschen an einer solchen Umfrage beteiligen, die sich von Lärm gestört fühlen, sind die Ergebnisse nicht repräsentativ für die gesamte Stadt. Immerhin bietet sie klare Hinweise darauf, was die aus Sicht der Betroffenen störendsten Lärmquellen sind. An der Umfrage beteiligten sich laut Auswertung Menschen aus unterschiedlichsten Hamburger Stadtteilen. Insgesamt 85 Prozent der Beteiligten gaben an, sich von Straßenverkehr gestört oder belästigt zu fühlen. 78 Prozent fühlen sich auch innerhalb der Wohnung durch Verkehrslärm beeinträchtigt. Rund die Hälfte der Teilnehmer wohnt nach eigener Einschätzung in einem eher lauten Wohnumfeld, weitere 40 Prozent charakterisieren ihre Wohngegend zwar als eher ruhig, beklagen aber über deutliche Lärmspitzen.

Befragung Teil der Lärmaktionsplanung

„Nachts überwiegt die durch Einzelgeräusche empfundene Störung, tagsüber Belästigung durch Dauergeräusche“, heißt es in der im Internet veröffentlichten Auswertung. Besonders viele Menschen fühlen sich demnach von „Motorrädern bzw. Mopeds“ und „Rasern bzw. überlauten Fahrzeugen“ gestört. 51 Prozent gaben an, sich „immer“ (also rund um die Uhr) von Motorrädern gestört zu fühlen – bei Rasern und „überlauten Fahrzeugen“ waren es sogar 59 Prozent.

Die Befragung ist Teil der von der EU europaweit verpflichtend eingeführten Lärmaktionsplanung. „Sie stellt den Auftakt zur Fortschreibung des zweiten Lärmaktionsplanes dar, der für die kommenden fünf Jahre Gültigkeit haben wird“, so die Umweltbehörde. „Die Ergebnisse fließen in die Fortschreibung des bestehenden Plans ein, der im Rahmen eines behördenübergreifenden Prozesses erstellt und umgesetzt wird.“ Im Lärmaktionsplan werden Maßnahmen zusammengestellt, die die Belastung in besonders stark von Lärm betroffenen Bereichen der Stadt reduzieren soll.

Abschlussbericht ist im Internet abrufbar

„In Hamburg ist es zu laut“, sagte CDU-Umweltpolitiker Stephan Gamm mit Blick auf die Umfrageergebnisse. „Diese Erkenntnis dürfte Umweltsenator Kerstan nicht überraschen. Wenn der Senat nächtliche Tempokontrollen sträflich vernachlässigt und die Einhaltung der Nachtruhe am Flughafen nicht gewährleisten kann, hat er schon einen schlechten Job gemacht“, so Gamm. „Wenn er dann aber noch in bester Schildbürgermanier ein unsinniges Dieselfahrverbot erlässt und LKW auf einen kilometerlangen Umweg durch die Stadt schickt, trägt er zur Lärmbelastung der Hamburgerinnen und Hamburger auch noch aktiv bei“.

Zudem richte der Senat „ein völliges Baustellenchaos an, das die ohnehin staugeplagten Hamburger Autofahrer weiter belastet“, sagte der CDU-Politiker. „Als wäre das alles nicht schon mehr als genug, legt der Senat mitten im Rekordsommer auch noch den ÖPNV vom Hauptbahnhof in den Hamburger Süden lahm. Diese Antiwerbung für den ÖPNV dürfte weitere Pendler motivieren, künftig mit dem Auto in die City zu fahren.“

Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion "Die Linke" in der Hamburgischen Bürgerschaft, sagte dazu: „Die Ergebnisse der Umfrage können niemanden kalt lassen. Sie zeigen, dass nahezu alle in unserer Stadt unter Verkehrslärm leiden. Wir sehen uns in unserer Haltung bestätigt, dass das Lärmproblem ohne eine massive Eindämmung des Autoverkehrs nicht zu lösen ist.

In Zukunft muss weniger Auto gefahren werden und es muss langsamer gefahren werden! Das käme nicht nur der Umwelt und dem Klima zugute, sondern ganz unmittelbar den Menschen in unserer Stadt. Statt mickriger zehn Tempo-30-Abschnitte in der Nacht braucht es flächendeckend Tempo 30. Das macht den Verkehr ruhiger und sicherer.“

Die Online-Befragung stand den Hamburgern vom 22. Mai bis 19. Juni 2018 im Internet zur Verfügung. Der Abschlussbericht ist im Netz abrufbar unter www.hamburg.de/oeffentlichkeitsbeteiligung-zur-fortschreibung-laermaktionsplan.